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AUSLAND/1633: Kambodscha - Erfolge an der Aidsfront, Warnungen vor allzu großer Geberabhängigkeit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Dezember 2010

Kambodscha: Erfolge an der Aidsfront - Warnungen vor allzu großer Geberabhängigkeit

Von Marwaan Macan-Markar


Bangkok, 28. Dezember (IPS) - Kambodscha kann als eines der ärmsten Länder Südostasiens bemerkenswerte Erfolge im Kampf gegen HIV/Aids vorweisen. Seit 2000, der Geburtsstunde der acht Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) der Vereinten Nationen, ist es gelungen, die Infektionsrate bei Erwachsenen von fast zwei auf 0,7 Prozent (2009) zu senken.

Neben der Zusage, die Ausbreitung des HI-Virus in den Entwicklungsländern einzudämmen, hatte sich die internationale Gemeinschaft vor zehn Jahren unter anderem darauf verständigt, die Armut zu verringern, allen Kindern eine Grundschulbildung zu ermöglichen und die Mütter- und Kindersterblichkeit zu reduzieren. MDG 7 zielt auf den Kampf gegen schwere Krankheiten wie HIV/Aids.

Die kambodschanischen Erfolge bei der Aidsbekämpfung sind das Ergebnis umfangreicher internationaler Hilfen und einer seit 1997 laufenden, erfolgreichen Kampagne, Prostituierte auf die Verwendung von Kondomen einzuschwören. Seither konnte die HIV/Aids-Infektionsrate bei Sexarbeitern nach offiziellen Angaben von mehr als 40 Prozent 1996 auf 14 Prozent 2006 gesenkt werden.

Zudem bemühte sich das Land darum, infizierten Kambodschanern den Zugang zu den lebensverlängernden antiretroviralen Medikamenten (ARVs) zu verschaffen. Derzeit werden rund 40.000 HIV-Infizierte mit den ARVs versorgt. Das sind 85 Prozent aller Infizierten, die auf die lebensverlängernden Medikamente angewiesen sind. Bis vor einem Jahrzehnt konnten erst 71 Prozent der HIV-Infizierten auf die einst teuren Therapien zurückgreifen.

"Jetzt stellt sich nur noch die Frage der Nachhaltigkeit der Aids-Bekämpfung", meinte Tony Lisle, der Länderbeauftragter des UN-Aidsprogramms (UNAIDS). "Mittel- und kurzfristig ist von der kambodschanischen Regierung nicht zu erwarten, dass sie alle Kosten aufbringen kann."

Lisle zufolge bedarf es kosteneffektiver, wirkungsvoller und preiswerter Interventionen, um Neuinfektionen zu verhindern. Kambodscha werde zur Umsetzung seines HIV/Aids-Programms 500 Millionen US-Dollar benötigen. 263 Millionen Dollar hat die Regierung bereits in der Pipeline.


Geber bestreiten 90 Prozent des nationalen Aidsprogramms

Gut 90 Prozent des staatlichen Aidsprogramms, das von 21 Millionen Dollar 2001 auf fast 52 Millionen Dollar 2008 aufgestockt worden ist, wird von den Gebern finanziert. Ein Teil der Kosten kommt vom Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.

Die internationalen Hilfsgelder haben sich für Kambodscha, das noch immer an den Folgen des 20 Jahren Bürgerkrieg und des Terrorregimes der Roten Khmer leidet, als Rettungsanker erwiesen. Im Juni sagten die internationalen Geber 1,1 Milliarden Dollar Hilfe für 2010 zu, 150 Millionen Dollar mehr als 2009.


Eigene Mittel bereitstellen

Ein neuer Bericht ('The Long-Run Costs and Financing of HIV/Aids in Cambodia'), an denen kambodschanische Gesundheitsexperten mitgewirkt haben, empfiehlt der Regierung jedoch, ihre eigenen Gelder für das Aids-Programm kontinuierlich aufzustocken, um für den Fall stagnierender oder rückläufiger internationaler Hilfe gerüstet zu sein.

Bestenfalls, also wenn die kambodschanischen Mittel für den Kampf gegen HIV/Aids angemessen erhöht werden, ließen sich die Neuinfektionen bis 2031 auf jährlich 1.000 Fälle drosseln, heißt es in der Untersuchung. Schlimmstenfalls, sollten die Bemühungen zur Bekämpfung der Immunschwäche auf der Stelle treten und wichtige Schlüsselleistungen wegfallen, könnte die Zahl der jährlichen Infektionen bis 2031 auf 3.800 Fälle ansteigen. (Ende/IPS/kb/2010)


Links:
http://www.phnompenhsymposium.org/doc/Plenary/PL1_4-summary%20slides%20aids%202031%20Cambodia.pdf
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=53976

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Dezember 2010