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AUSLAND/2399: 2016 tödlichstes Jahr auf dem Mittelmeer (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 4. November 2016

2016 tödlichstes Jahr auf dem Mittelmeer - Ärzte ohne Grenzen:

Die EU ist mitverantwortlich und darf nicht länger zuschauen


Nach den jüngsten Unglücken von Flüchtlingsbooten auf dem Mittelmeer ist die Zahl der Toten in diesem Jahr nach Angaben der "International Organisation for Migration" (IOM) auf mehr als 4.200 gestiegen. 2016 ist damit schon jetzt das Jahr mit den meisten Todesfällen im Mittelmeer. Auch die Schiffe von Ärzte ohne Grenzen haben im Oktober mehrfach Leichen von verunglückten Booten geborgen.

Nicholas Papachrysostomou, der Einsatzleiter auf dem Rettungsschiff "Dignity I" von Ärzte ohne Grenzen, erklärt dazu:

"Der Oktober war für uns der entsetzlichste Monat des Jahres, auch wegen des schlechten Wetters mit Stürmen und hohen Wellen vor dem Wintereinbruch. Mehr als 4.200 Menschen sind in diesem Jahr im Mittelmeer gestorben oder werden vermisst. Schon zwei Monate vor Jahresende ist 2016 somit das Jahr mit den meisten Todesfällen im Mittelmeer. Die Tragödie könnte noch viel größer sein. Allein die drei Schiffe mit Teams von Ärzte ohne Grenzen (Aquarius, Bourbon Argos und Dignity I) haben seit Januar fast 18.000 Menschen aus Seenot gerettet.

Niemand verdient es, auf hoher See zu sterben. Doch wie viele Anstrengungen Ärzte ohne Grenzen und andere Organisationen auch unternehmen werden, um diese Tragödie zu mildern: Das Sterben wird doch weitergehen. Wir werden auch weiterhin in Situationen geraten, die unsere schlimmsten Alpträume übertreffen.

Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten können nicht weiter zuschauen und Komplizen sein. Sie müssen ihre Politik gegenüber Flüchtlingen und Migranten, die an ihren Grenzen ankommen, ändern. Anstatt sich auf Abschreckungsmaßnahmen und Abkommen zur Grenzsicherung und Rückführung der Menschen zu konzentrieren, sollte Europa mehr in die Aufnahmekapazitäten nach EU-Standards investieren. Zudem muss ein Konzept entwickelt werden, um den medizinischen und humanitären sowie den Schutzbedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, die an den Außengrenzen ankommen. Europa muss das Recht der Menschen auf Zugang zum Asylrecht respektieren und dringend legale und sichere Fluchtwege schaffen."

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 4. November 2016
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2016

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