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AUSLAND/2431: Griechenland - Asylbewerber leiden unter Unsicherheit und ungenügenden Bedingungen (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 1. März 2017

Griechenland: Asylbewerber leiden unter Unsicherheit und ungenügenden Bedingungen

Ärzte ohne Grenzen unterstützt Petition "Relocation jetzt umsetzen"


Berlin, 1. März 2017. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Petition "Relocation jetzt umsetzen", die Flüchtlingsinitiativen aus ganz Deutschland heute mit rund 47.000 Unterschriften an die Bundesregierung übergeben. Obwohl die griechische Regierung in den vergangenen Wochen die Bedingungen in einigen Lagern verbessert hat, müssen in den überfüllten EU-Hotspots auf den griechischen Inseln und in einigen Lagern auf dem Festland weiterhin Menschen in Zelten leben, haben ungenügenden Zugang zu Sanitäranlagen und kaum Privatsphäre. Die Unsicherheit über ihre Zukunft zermürbt viele Schutzsuchende.

"Stellen Sie sich vor: Sie sind vor Krieg in Ihrer Heimat nach Europa geflohen. Sie leben mit Ihrer Familie im Zelt. Sie müssen zum Waschen oder auf dem Weg zu den schmutzigen Toiletten ständig durch Wind und Wetter laufen. Sie haben keine Gelegenheit, selbst zu kochen. Sie und Ihre Kinder haben nichts zu tun, Ihre Anhörung zum Asylverfahren ist erst in einigen Monaten", erzählt Jochen Ganter, der als Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen gerade aus Athen zurückgekehrt ist. Seine Teams haben unter anderem für die 1.500 Asylbewerber, die noch in Zelten in einer heruntergekommenen ehemaligen Flughafenhalle und in zwei ehemaligen Olympiastadien bei Athen leben müssen, medizinische Versorgung geleistet. "Für viele Asylbewerber in Griechenland ist das seit mehr als einem Jahr Alltag. Viele Menschen gehen an dieser Perspektivlosigkeit zugrunde. Praktisch jeder hat irgendwann eine Phase von Depression und Hoffnungslosigkeit."

"Es hat zwar in den vergangenen eineinhalb Monaten in einigen Lagern in Griechenland Verbesserungen gegeben. Aber es ist ein Skandal, dass Griechenland und die EU nach der Schließung der Grenzen ein Jahr lang nicht in der Lage waren, für würdige Aufnahmebedingungen zu sorgen", erklärt Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Die Bundesregierung und die anderen EU-Länder müssen zu ihrem Versprechen stehen und zügig Plätze zur Umsiedlung aus Griechenland und Italien zur Verfügung stellen. Wir unterstützen daher die von zahlreichen Initiativen in Deutschland initiierte Petition 'Relocation jetzt umsetzen'."

Die Petition fordert, die Umsiedlung von 27.300 Geflüchteten aus Griechenland und Italien nach Deutschland schnell umzusetzen. Die Bundesregierung hat diese Zusage 2015 im Rahmen des "EU Relocation Framework" gegeben, das 160.000 Asylbewerber aus Griechenland und Italien umsiedeln soll. Bislang wurden in diesem Rahmen erst 2.442 Schutzsuchende in Deutschland aufgenommen.

Ärzte ohne Grenzen appelliert außerdem an die Bundesregierung, der Familienzusammenführung endlich Priorität einzuräumen. "Unsere Teams haben oft Asylbewerber getroffen, die schon Verwandte in Deutschland haben - etwa Mütter mit ihren Kindern, deren Mann vorausgegangen war", sagt Jochen Ganter.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 1. März 2017
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2017

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