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MELDUNG/619: Recht auf freie Wahl des Geburtsortes gewährleisten (Deutscher Hebammenverband)


Deutscher Hebammenverband e.V. - 6. März 2015

Hebammenverband fordert vom GKV-Spitzenverband, Recht auf freie Wahl des Geburtsortes zu gewährleisten

Zum internationalen Frauentag ruft der Hebammenverband zu Protesten für die Selbstbestimmung von Frauen auf


Der GKV-Spitzenverband will in den aktuellen Verhandlungen mit den Hebammenverbänden Ausschlusskriterien für die Hausgeburt einführen und den Willen der Frau dabei nicht mehr berücksichtigen. Der Hebammenverband hat an dieser Stelle die Verhandlungen unterbrochen. Frauen sollen ihre Selbstbestimmung rund um Schwangerschaft und Geburt behalten. Das Recht auf Aufklärung und Beratung zur Geburt muss ausreichend gewährleistet sein. Die freie Wahl des Geburtsortes darf mit dem aktuell strittigen Vertragswerk nicht ausgehebelt werden. Der Hebammenverband fordert aktuell den GKV-Spitzenverband auf, das gleiche Verfahren bei den Ausschlusskriterien für die Hausgeburt anzuwenden wie es bereits für die Geburtshäuser gilt. Dies bezieht explizit den Willen der Frauen mit ein. Bereits seit über einer Woche schreiben zahlreiche Eltern die gesetzlichen Krankenkassen unter dem Stichwort #meineGeburtmeineEntscheidung an, um für dieses Recht auf die freie Wahl des Geburtsortes zu protestieren. Der Hebammenverband ruft jetzt dazu auf, den Protest für die Selbstbestimmung von Frauen weiter zu führen.

"Jede Frau muss das Recht haben, selbst über sich und ihren Körper zu bestimmen. Dazu gehört auch, dass sie entscheiden darf, wo sie ihr Kind zur Welt bringt", sagt Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes e.V. (DHV). Dieses Recht wurde nicht zuletzt von der Frauenbewegung erstritten. Der Internationale Frauentag ist deshalb für den Hebammenverband Anlass, zu weiteren Protesten gegen das Vorgehen des GKV-Spitzenverbandes aufzurufen mit der Kampagne #meineGeburtmeineEntscheidung. "Eltern und werdende Eltern müssen jetzt laut werden, damit sie nicht später keine Stimme mehr haben", so Katharina Jeschke, Präsidiumsmitglied und Verhandlungsführerin mit dem GKV-Spitzenverband. Die von den Unterstützerinnen und Unterstützern angeschriebenen gesetzlichen Krankenkassen haben in den vergangenen Tagen auf ihren Facebookseiten erste Erklärungen abgegeben. Diese erläutern jedoch nicht, warum die Möglichkeit der selbstbestimmten Entscheidung von Frauen über den Ort, an dem sie ihr Kind zur Welt bringen wollen, abgeschafft werden soll. Die Kampagnenseite des Hebammenverbandes findet sich unter
www.unsere-hebammen.de/meine-entscheidung

Im Zentrum von Hebammenhilfe steht, Frauen dazu zu befähigen, die beste Wahl für sich und ihr Kind bei Schwangerschaft und Geburt zu treffen und sie dabei zu unterstützen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bestmöglich aus eigener Kraft zu bewältigen. Hebammen gehen deshalb sensibel auf jede Frau und ihre besondere Lebenslage ein. Anlässlich des Frauentags, der Missstände und auch Gewalt gegen Frauen thematisiert, möchte der Hebammenverband auch auf das hohe Gut der Selbstbestimmung insbesondere für traumatisierte Frauen hinweisen. Frauen, die Gewalt erfahren haben, benötigen einen besonderen traumasensiblen Umgang. Hebammen müssen derzeit immer öfter traumatisierten Frauen helfen, u.a. bei Frauen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Der Hebammenverband bietet dazu spezielle Weiterbildungen an.

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Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) ist der größte Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16 Landesverbänden mit über 18.300 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die Interessen aller Hebammen. Im DHV sind angestellte und freiberufliche Hebammen, Lehrerinnen für Hebammenwesen, Hebammenwissenschaftlerinnen, Familienhebammen, hebammengeleitete Einrichtungen sowie Hebammenschülerinnen und Studierende vertreten. Über die berufliche Interessenvertretung hinaus ist eine gute medizinische und soziale Betreuung der Frauen und ihrer Kinder vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit ein zentrales Anliegen des Verbandes. Als Mitglied in der European Midwives Association (EMA), im Network of European Midwifery Regulators (NEMIR) und in der International Confederation of Midwives (ICM) setzt er sich auch auf europäischer und internationaler Ebene für die Stärkung der Hebammenarbeit sowie die Gesundheit von Frauen und ihren Familien ein.

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Quelle:
Deutscher Hebammenverband e.V.
Pressemitteilung vom 6. März 2015
Gartenstraße 26, D-76133 Karlsruhe
Telefon: 0721/98 189-0, Fax: 0721/98 189-20
E-Mail: info@hebammenverband.de
Internet: www-hebammenverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. März 2015

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