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MELDUNG/1026: Internationaler Frauentag - Hebammenverband fordert frauenzentrierte Gesundheitsversorgung (DHV)


Deutscher Hebammenverband e.V. - 6. März 2020

Höchste Zeit für Geschlechtergerechtigkeit in der Medizin

Hebammenverband fordert frauenzentrierte Gesundheitsversorgung


Über die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland und rund 75 Prozent des Gesundheitspersonals sind Frauen. Und dennoch ist das Gesundheitswesen in Deutschland noch weit von Parität und Geschlechtergerechtigkeit entfernt. Der Deutsche Hebammenverband e. V. (DHV) fordert deshalb zum Internationalen Frauentag am 8. März ein gendergerechtes Umdenken im Gesundheitsbereich.

"Die Bedürfnisse von Frauen gehören in den Mittelpunkt, wenn es um deren physische und psychische Gesundheit geht", sagt Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. "Das gilt in besonderem Maß für die Geburtshilfe. Fakt ist jedoch, dass es bei uns als ausreichende bis gute Versorgung gilt, wenn eine Hebamme mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen muss. Eine Haltung, die deutlich macht, wie wenig uns eine würdevolle Betreuung von Frauen wert ist." Da die Mehrheit der Leistungsempfängerinnen und Leistungserbringerinnen im Gesundheitsbereich Frauen sind, fordert Geppert-Orthofer deren stärkere Einbeziehung in Entscheidungsprozesse.

Seit jeher bestimmen männliche Ärzte die gesundheitliche Versorgung, auch in den Spitzenpositionen der Krankenkassen sind Frauen heute kaum zu finden. "Hier offenbart sich das Dilemma", so Geppert-Orthofer. "Unser medizinisches Wissen beruht zu großen Teilen auf Daten für den Durchschnittsmann. Und auch wenn in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte in der gesundheitlichen Versorgung von Frauen erreicht wurden, haben wir bis zur Geschlechtergerechtigkeit in der Medizin noch einen langen Weg vor uns." Allein die immer wieder auflebende Diskussion um das Recht der Frau über ihren Körper selbst zu bestimmen, oder die aktuelle Debatte um Gewalt in der Geburtshilfe verdeutlichen die Notwendigkeit zum Handeln. Über allen Entscheidungen des medizinischen Personals, auch während der Geburt, muss stets der Wille der Frau stehen. Geburtshilfe muss gewaltfrei, interventionsarm, sensibel und frauenzentriert durchgeführt werden.

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Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) ist der größte Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16 Landesverbänden mit über 20.000 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die Interessen aller Hebammen. Im DHV sind angestellte und freiberufliche Hebammen, Lehrerinnen für Hebammenwesen, Hebammenwissenschaftlerinnen, Hebammen in den Frühen Hilfen, hebammengeleitete Einrichtungen sowie Hebammenschülerinnen und Studierende vertreten. Über die berufliche Interessenvertretung hinaus ist eine gute medizinische und soziale Betreuung der Frauen und ihrer Kinder vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit ein zentrales Anliegen des Verbandes. Als Mitglied in der European Midwives Association (EMA), im Network of European Midwifery Regulators (NEMIR) und in der International Confederation of Midwives (ICM) setzt er sich auch auf europäischer und internationaler Ebene für die Stärkung der Hebammenarbeit sowie die Gesundheit von Frauen und ihren Familien ein.

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Quelle:
Deutscher Hebammenverband e.V.
Pressemitteilung vom 6. März 2020
Geschäftsstelle:
Gartenstraße 26, D-76133 Karlsruhe
Telefon: 0721-98189-0, Fax: 0721-98189-20
Mail: info@hebammenverband.de
Internet: www.hebammenverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2020

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