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POLITIK/2002: Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein am 25.09.2019 (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 10/2019

KVSH
"Torte im Gesicht" der Ärzte + Abgeordneten

von Dirk Schnack


Abgeordnetenversammlung der KV Schleswig-Holstein: Geringer Glaube in Versprechen der Gesundheitspolitik. Finanzielle Folgen des TSVG kaum absehbar. Förderung für Teampraxen.


Das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) ist inkraft - aber welche finanziellen Auswirkungen hat dies für die Praxisinhaber? Eine verlässliche Antwort darauf konnte KV-Vorstand Dr. rer. nat. Ralph Ennenbach noch nicht geben - zu viele Variablen sind im Spiel. Unter den Abgeordneten sorgte das für Frust - schließlich sollen sie den Ärzten an der Basis vermitteln, was konkret auf sie zukommt.

Das nährte die ohnehin verbreitete Skepsis, ob aus dem TSVG neben mehr Arbeit das von der Politik in Aussicht gestellte zusätzliche Honorar tatsächlich zu erwarten ist. "Wir können das Spiel nicht gewinnen", glaubt etwa Orthopäde Dr. Dennis Wolter, der in Anspielung auf ein Zitat von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) "die Torte im Gesicht" nicht des Ministers, sondern der Ärzte sieht. Denn selbst wenn kurzfristig ein Honoraranstieg durch eine Maßnahme verzeichnet werden sollte, wird dieser nach seiner Erfahrung schnell wieder einkassiert. "Nächstes Jahr kommt dann eine neue Taktik, die wir gar nicht vorhersagen können", lautete seine Einschätzung.

Dieser skeptischen Haltung schloss sich eine Reihe von Abgeordneten an. Der Landesvorsitzende der Hausärzte, Dr. Thomas Maurer, war nicht ganz so pessimistisch. Er ist - wie übrigens Ennenbach auch - überzeugt, dass den Praxisinhabern unter dem Strich ein Plus beim Honorar bleibt.

Auch die neuen Gesetzesvorhaben aus dem Bundesgesundheitsministerium, von denen die KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke berichtete, konnten das Vertrauen der Abgeordneten in die Berliner Gesundheitspolitik nicht stärken. Den angeblich "mit der Hausleitung nicht abgestimmten" Entwurf zur Reform der Notfallversorgung wertete Schliffke als "Versuchsballon" des Ministeriums. "Diese Art, an künftige Gesetze zu gehen, ist tatsächlich neu", so Schliffke. Inhaltlich gehe es bei dem Gesetz um "große Brocken für die Länder" - mit einer Überraschung. Denn der Entwurf sieht u.a. vor, dass der Sicherstellungsauftrag künftig geteilt würde in einen zur Sprechstundenzeit und einen zur Bereitschaftszeit. Für Schliffke ist allerdings klar, dass die Bundesländer daran kein Interesse haben dürften, denn: "Man holt sich eine Masse nicht lösbarer Probleme an den Hals." Folge der Teilung wäre, dass jegliche Verpflichtung von Vertragsärzten erlischen würde, Notdienst zu leisten. Länder oder Kliniken müssten sich die Ärzte dafür dann einkaufen - allein in Schleswig-Holstein sind dies derzeit 1.500 Ärzte.

Fortschritte machte die KVSH bei ihrem Bemühen, Ärzte auf dem Land mit zukunftsfähigen Strukturen zu unterstützen. Lokale Gesundheitszentren unter dem Begriff "Teampraxen" sollen künftig mit 100.000 Euro und mehr gefördert werden.

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Info

3,2 Mio. Euro hat die KVSH in einen Strukturfonds eingestellt, mit dem "Teampraxen" gefördert werden können. An zentralen Orten im ländlichen Bereich sollen diese Gemeinschaften aus drei bis fünf Ärzten einen Radius von 10 bis 15 km abdecken, bei Bedarf mit Zweigpraxis und Videosprechstunde. Träger der Praxen sollen ausschließlich niedergelassene Ärzte sein. Mindestens rund 100.000 Euro je Teampraxis sind vorgesehen. Die zu fördenden Regionen werden noch definiert.
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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 10/2019 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2019/201910/h19104a.htm

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
72. Jahrgang, Oktober 2019, Seite 15
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2019

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