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AUSLAND/1441: Der Kampf gegen die Cholera in Simbabwe (medico international)


medico international - 28.01.2009 - Simbabwe

Der Kampf gegen die Cholera in Simbabwe - Eine vermeidbare Katastrophe

Aufklärungsarbeit gegen die Verbreitung der Cholera


Der Zerfall des Gesundheitssystems in Simbabwe, der sich gegenwärtig an der Cholera-Epidemie zeigt, war so vorhersehbar wie vermeidbar. Bereits im Jahr 2006 warnten lokale Gesundheitsorganisationen aus Simbabwe vor einem Ausbruch der Cholera und baten die Regierung eindringlich, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Die Warnungen verhallten ungehört, die Elite des Landes war schon damals mehr mit Fragen des Machterhalts als mit den Grundbedürfnissen der Bevölkerung befasst. Inzwischen protestieren Gesundheitsorganisationen mit Demonstrationen und öffentlichen Appellen gegen eine Politik, die keine wirksamen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie ergreift, sondern die Ursache im feindlichen "Außen" verortet und so den Tod hunderter Menschen mitverantwortet.

Für Gesundheitsorganisationen wie die Community Working Group on Health (CWGH) oder die Zimbabwe Association of Doctors for Human Rights (ZADHR) ist es riskant ihre Stimme zu erheben, denn sie machen Missstände zum Thema, die offiziell negiert werden. Neben öffentlichen Protesten und Appellen an die Regierung besteht die Arbeit dieser zivilgesellschaftlichen Gruppen darin, durch Gesundheitsaufklärung und frühzeitige Behandlung den weiteren Ausbruch von Krankheiten und Seuchen zu verhindern. Das Wissen über Krankheiten, deren Vermeidung und Behandlung ist durch die Abwesenheit von medizinischem Fachpersonal im ländlichen Raum faktisch nicht mehr vorhanden. Die lokalen Komitees, die schon vor Jahren in den Provinzen des Landes gegründet wurden und denen neben Aktivisten und Fachpersonal auch gewählte und traditionelle Vertreter der jeweiligen Gemeinde angehören, arbeiten im Sinne des oben erwähnten Konzeptes der Basisgesundheitspflege eng mit der Bevölkerung zusammen. Sie machen sich dafür stark, dass die Ressourcen, die Simbabwe noch immer hat, zu den Menschen kommen. Dieser Ansatz folgt der Überzeugung, dass Krankenbehandlung kein Privileg für wenige sein darf, die sich den Besuch in den teuren Privatpraxen noch leisten können. Freilich konnte der Ausbruch der Cholera unter den geschilderten Extrembedingungen nicht verhindert werden. Doch durch die Aufklärungsarbeit von über 400 Gesundheitsarbeiter/innen konnte zumindest in einigen Regionen die weitere Ausbreitung eingedämmt werden und 40.000 Menschen erreicht werden.

Zurzeit sind immer noch 263 CWGH-Aktivisten in 10 Distrikten im Einsatz um Gesundheitsaufklärung zu betreiben. Dabei gibt es sowohl Aufklärungskampagnen mit Hilfe von Theater, Liedern oder Tänzen an öffentlichen Orten, an denen sich viele Menschen versammeln (Bushaltestellen, Einkaufszentren, Märkte) als auch Informationskampagnen von Tür zu Tür. Sie verteilen auch Hygieneartikel (Seife, Putzmittel, Wasserreinigungstabletten), Wasserbehälter und Rehydrationstütchen, um den gesundheitlichen Zustand der Patienten zu verbessern.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet, dass inzwischen fast 60.000 Menschen an der Cholera erkrankt sind. Über 3000 Menschen sind bereits an dieser schweren Durchfallerkrankung, die durch Bakterien verursacht wird und zu schneller körperlicher Austrocknung führt, gestorben (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs Zimbabwe). Die Zahl der Infizierten wird aufgrund der Regenzeit nach Einschätzung der WHO in den nächsten Wochen verdoppeln. Diese horrenden Zahlen sind dabei die niedrigsten Schätzungen, denn viele Erkrankte werden von keiner Statistik erfasst. Krankenhäuser sind geschlossen worden, viele Menschen sterben von der Außenwelt unbemerkt zuhause. Auch aus den ländlichen Regionen gibt es nur ungenaue Informationen über die Situation, weil das Kommunikationsnetz nur rudimentär funktioniert und viele Gegenden aufgrund des Benzinmangels nicht erreicht werden können.

Die ökonomische Krise schwächt die Menschen auch gesundheitlich. Itai Rusike von der medico-Partnerorganisation Community Working Group on Health (CWGH) gibt ein Beispiel für den Teufelkreis von krankmachender Armut und arm machender Krankheit, dem die Menschen ausgesetzt sind. Nachdem die Regierung vor langem Münzen als Zahlungsmittel aus dem Verkehr gezogen hatte, wurden sie inzwischen mit neuem Wert versehen wieder eingeführt. Die Folge: "Die verarmte Bevölkerung sucht die Münzen auf den regenüberfluteten Müllkippen und infiziert sich dort mit Cholera und anderen Krankheiten. Die Menschen brauchen Geld, um ihre Angehörigen in den Privatkliniken behandeln zu lassen." Die staatlichen Krankenhäuser des Landes haben fast alle geschlossen, es gibt nur selten Strom und vor allem mangelt es an Medikamenten. Aufgrund der Hyperinflationsrate von inzwischen über 1 Mrd. % sind die staatlichen Gehälter so niedrig, dass die Fahrt zur Arbeit bereits einen Monatslohn verschlingen würde. So können Personal und Patient/innen auch nicht in die wenigen geöffneten Kliniken gelangen.

Für die Arbeit der Community Working Group on Health (CWGH) in Simbabwe ruft medico international zu Spenden auf:

Spendenkonto
medico international
Frankfurter Sparkasse
Kontonummer 1800
BLZ 500 502 01
Stichwort "Simbabwe"


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Quelle:
medico international - 28. Januar 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2009