Deutsche Krebshilfe e. V. - Bonn, 9. September 2010
8. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin vom 9. bis 11. September 2010
- Grenzen überwinden, Palliativ-Versorgung verbessern
- Palliativexperten kritisieren Strukturdefizite in Deutschland
Dresden (jft) - Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung haben einen gesetzlichen Anspruch auf umfassende Palliativ-Versorgung. Dabei sollen weder ihr Alter, noch die Art ihrer Grunderkrankung oder der Ort, an dem sie betreut werden wollen oder müssen, eine Rolle spielen. Fakt ist jedoch, dass dieser Anspruch nicht bundesweit flächendeckend umgesetzt werden kann, weil entsprechende Angebote noch fehlen. Bei der Auftakt-Pressekonferenz des 8. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DPG) in Dresden heute, am 9. September 2010, appellierte Professor Dr. Christof Müller-Busch, Präsident der DGP, die Strukturdefizite rasch zu beheben und die Bemühungen für eine flächendeckende Versorgung zu intensivieren.
"Wir benötigen einen flächendeckenden Auf- und Ausbau von Versorgungs- und Betreuungsstrukturen", so Müller-Busch. "Hinzu kommt die Implementierung des Versorgungsanspruchs in bestehende Einrichtungen und eine bessere Qualifikation der im Gesundheits- und Sozialwesen Tätigen. Denn noch immer sind viele Betroffene und ihre Angehörigen sowie die professionellen Helfer nicht ausreichend über die Möglichkeiten und Angebote im Rahmen der Palliativ- und Hospizversorgung informiert."
"Der Bedarf an Palliativmedizin wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Menschen werden immer älter und die Krebskrankheiten nehmen zu", so Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. "Unsere Organisation versteht sich als Sprachrohr der Krebs-Patienten und appelliert daher auch an Bund, Länder und alle Gesundheitsorganisationen, sich künftig noch stärker als bisher für die Palliativmedizin einzusetzen." Die Deutsche Krebshilfe ist Wegbereiterin der Palliativmedizin in Deutschland und hat bislang über 60 Millionen Euro in den Auf- und Ausbau der Palliativmedizin investiert.
Ein konzertiertes Zusammenwirken aller im Gesundheitssystem verantwortlichen Kräfte ist auch notwendig, um die so genannte Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung (SAPV) voran zu bringen, für die es bereits seit 2007 eine gesetzliche Grundlage gibt. "Der Aufbau von SAPV-Teams kommt jedoch aus einer Vielzahl von Gründen nur sehr zögerlich in Gang", so Kongresspräsidentin Dr. Barbara Schubert. "Einerseits steht eine völlig neue Aufgabe vor allen Beteiligten, andererseits fehlen insbesondere in ländlichen Regionen sowohl Konzepte als auch die notwendigen personellen Kapazitäten zu ihrer Umsetzung - und letztlich treten Kostenträger zögerlich bei den notwendigen Vertragsabschlüssen auf."
"Auch die geplante Novellierung der Betäubungsmittel-Verordnungsvorschrift stellt durchaus einen wichtigen Schritt in der Verbesserung der Versorgung von Palliativpatienten mit Opioiden dar. Allerdings bedarf es struktureller und organisatorischer Änderungen beispielsweise in Hospizen, damit diese Verbesserungen auch umsetzbar sind", so Kongresspräsident Professor Dr. Rainer Sabatowski.
Im Rahmen des 8. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, der vom 9. bis 11. September 2010 im Internationalen Congress Center Dresden stattfindet, diskutieren rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Motto 'Grenzen überwinden': "Der Zeitpunkt des Kongresses ist gesundheitspolitisch günstig und wichtig", so Kongresspräsident PD Dr. Ulrich Schuler. "Denn die Diskussion um die Begleitung Schwerstkranker und Sterbender nimmt derzeit im öffentlichen Diskurs breiten Raum ein." In zahlreichen Plenarveranstaltungen, Diskussionsrunden und Workshops werden die Teilnehmer auf Basis des bereits Erreichten Konzepte erarbeiten, um die Zukunft der Palliativmedizin in Deutschland aktiv zu gestalten.
"Problematisch bleibt aber, dass an den meisten Medizinischen
Fakultäten bisher noch kein Lehrstuhl für Palliativmedizin etabliert
wurde. Insbesondere in den so genannten neuen Bundesländern gibt es
derzeit noch keinen einzigen Lehrstuhl", so Sabatowski. Im Rahmen des
Kongresses werden daher auch ein Studentenseminar angeboten und
verschiedene Lehrmodelle in einem eigenen Symposium vorgestellt. Vor
dem Hintergrund der Einführung von Palliativmedizin als
verpflichtendem Querschnittsbereich im Medizinstudium erscheint dies
unverzichtbar. Darüber hinaus sind neben der Etablierung der
Palliativmedizin als eigenständigem Fach auch der weitere Ausbau der
interdisziplinären Zusammenarbeit mit den angrenzenden Fachgebieten
und die Verankerung palliativmedizinischen Denkens in der Ausbildungs-
und Alltagspraxis wichtige Themen.
Palliativmedizin
Ziel der Palliativmedizin ist es, die Lebensqualität unheilbar kranker
Menschen bis zuletzt zu erhalten. Dazu gehört die Bekämpfung von
Schmerzen und anderer Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot
oder Verwirrtheit. Auch psychische, soziale und spirituelle Anliegen
rücken verstärkt in den Vordergrund. Die Bezeichnung
'Palliativmedizin' leitet sich vom lateinischen Wort 'pallium' (Mantel
oder Umhang) ab und steht für Linderung, Schutz und Wärme.
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Krebshilfe e. V., Dr. med. Eva M. Kalbheim, 09.09.2010
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E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2010
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