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FINANZEN/456: Finanzielle Grenzen operativer Versorgung (DGCH)


Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) - Mittwoch, 8. April 2009

Bestmögliche medizinische Versorgung für Alle?
Finanzielle Grenzen im deutschen Gesundheitssystem

126. Chirurgenkongress, 28. April bis 1. Mai 2009, München


München - Fortschritte in der Medizin ermöglichen Ärzten, immer mehr Erkrankungen zu diagnostizieren und zu heilen. Heute können Intensivmediziner und Chirurgen auch Patienten mit schwersten Verletzungen oder Krankheiten behandeln, die bis vor einigen Jahren noch tödlich verlaufen wären. Allerdings kosten solche intensiven Behandlungen mehr Geld als das Gesundheitssystem zur Verfügung stellt. Wo heute und zukünftig gespart werden kann, ist eines der Themen des 126. Chirurgenkongresses vom 28. April bis 1. Mai 2009 in München.

In der Chirurgie und Intensivmedizin sind es insbesondere neue Entwicklungen in der Medizintechnik und von Operationsverfahren, durch die Patienten heute schwerste Erkrankungen und Verletzungen überleben können. Diese sind häufig sehr kostenintensiv. Die Grenzen der wirtschaftlichen Belastbarkeit des Gesundheitssystems in Deutschland sind jedoch bereits überschritten. "Ärzte haben den Auftrag zu heilen", betont Professor Dr. med. Volker Schumpelick, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). "Es ist unethisch, kranken Menschen Hilfe und Unterstützung gegen besseres Wissen vorzuenthalten."

Dem größeren Erfolg in der Behandlung stehen immer knappere finanzielle Mittel gegenüber. So müssen Notärzte heute bereits häufig weite Wege fahren, bis eine Klinik bereit ist, einen Schwerverletzten aufzunehmen. "Intensivbetten sind fast immer belegt", erläutert Professor Dr. med. Joachim Boldt, Kongresspräsident der bevorstehenden Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). "Ausgerechnet dann, wenn ein Patient am dringendsten Hilfe braucht, ist oft kein Platz für ihn frei."

Sparen müssen Kliniken nicht nur an der Anzahl ihrer Intensivbetten. Ob teure Diagnose- und Therapieverfahren immer ihren Preis wert sind, wie viel ein gewonnenes Lebensjahr kosten darf und ob es Altersgrenzen gibt, sind Fragen, die nach Meinung der beiden Präsidenten gesellschaftlich und politisch diskutiert werden müssen. Bisher seien diese Entscheidungen der Ärzteschaft allein überlassen.


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Pressestelle DGCH
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Tel.: 0711 8931-295, Fax: 0711 8931-984
E-Mail: giesselmann@medizinkommunikation.org
Internet: www.chirurgie2009.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2009