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KASSEN/693: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 13.01.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 13. Januar 2009


→  Neue Maßnahmen zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung
→  KV Bayerns führt elektronische Dokumentation für Notärzte ein
→  KV Westfalen-Lippe richtet zentrale Telefonnummern für Notfall ein
→  Studie: Auch junge Männer erkranken zunehmend an Essstörungen
→  KV Rheinland-Pfalz bietet Mitgliedern neue Online-Dienste an
→  Immer mehr Frauen nehmen an Brustkrebsfrüherkennung teil
→  Gemeinsamer Bundesausschuss bezieht neue Geschäftsstelle in Berlin
→  GKV rechnet für 2010 mit Finanzierungslücke
→  Neue AOK-Rabattverträge für Arzneimittel treten im April in Kraft
→  Ärzte und Patienten brauchen gesicherte Informationen über Arzneimittel
→  Hilfe für Familien mit behinderten oder chronisch kranken Kindern

Raute

___Aus KBV und KVen___

Neue Maßnahmen zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung

Mit unterschiedlichen Programmen will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gemeinsam mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen und der Deutschen Krankenhausgesellschaft die hausärztliche Versorgung in Zukunft sicherstellen. Einige der Maßnahmen traten am 1. Januar in Kraft.

Dazu gehört, dass jeder Arzt, der sich ambulant zum Allgemeinmediziner weiterbildet, nicht mehr 2.040 Euro, sondern 3.500 Euro brutto im Monat erhält. Dieser Betrag soll von der jeweiligen Weiterbildungsstelle auf die im Krankenhaus übliche tarifvertragliche Vergütung aufgestockt werden. Bei einer drohenden oder bereits bestehenden hausärztlichen Unterversorgung wird der Förderbetrag noch einmal erhöht. Um den hausärztlichen Nachwuchs auch organisatorisch zu unterstützen, werden in jedem Bundesland Koordinierungsstellen eingerichtet. Diese sollen sowohl die Weiterbildung abstimmen als auch für die Evaluation und Qualitätssicherung des Förderprogramms zuständig sein. Des Weiteren können Ärzte ab sofort in allen niedersächsischen und thüringischen Kliniken der Rhön-Klinikum AG an einer Weiterbildung zum Allgemeinmediziner teilnehmen. Die KBV hat 2008 mit dem Krankenhausbetreiber ein Rahmenabkommen erarbeitet, auf dessen Grundlage nun Vereinbarungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen und der KV Thüringen geschlossen wurden. Sie sollen gewährleisten, dass junge Mediziner neben den stationären Inhalten der Weiterbildung die ambulanten Abschnitte in geeigneten Hausarztpraxen absolvieren können. "Ich freue mich, dass wir gemeinsam konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen konnten, um jungen Ärzten in der Allgemeinmedizin attraktive Perspektiven zu bieten. Krankenhäuser und Praxen ziehen damit an einem Strang, um die hausärztliche Versorgung in Zukunft sicherzustellen", sagte Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstand der KBV.

(Pressemitteilung der KBV, 29. Dezember, Pressemitteilung der KBV, 11. Januar)


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KV Bayerns führt elektronische Dokumentation für Notärzte ein

Seit dem 1. Januar müssen Notärzte in Bayern ihre Einsätze elektronisch dokumentieren. Das verwendete System heißt "emDoc" (emergency documentation) und ermöglicht Notärzten unter anderem, aus den elektronisch dokumentierten Einsatzprotokollen unmittelbar die Abrechnung zu generieren. Auch stehen die Dienstpläne aller Notarztdienststandorte elektronisch zur Verfügung, um die Zeiten der Bereitschaft einfach ermitteln und abrechnen zu können. "Langfristig betrachtet wird die elektronische Dokumentation die hohe Qualität der notärztlichen Versorgung in Bayern weiter verbessern", glaubt der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns, Dr. Axel Munte. Allerdings kritisieren viele Notärzte diese neue Art der Dokumentation. Deshalb betonte Munte: "Wir nehmen alle kritischen Äußerungen sehr ernst." So würde derzeit mit den bayerischen Krankenkassen über eine höhere Vergütung für Notärzte verhandelt werden, um deren Mehraufwand infolge der Umstellung auf emDoc zu honorieren. Die KV Bayerns setzt mit der elektronischen Dokumentation eine Vorgabe des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes um, das die einheitliche Erfassung und die fortdauernde Auswertung aller Notarztdiensteinsätze vorsieht.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 23. Dezember)


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KV Westfalen-Lippe richtet zentrale Telefonnummern für Notfall ein

0180 / 39 38 000 - das ist die zentrale Telefonnummer, unter der seit dem 6. Januar der augenärztliche Notfalldienst in Dortmund und Hamm sowie in den Kreisen Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke, Paderborn und Unna zu erreichen ist. Die Rufzentrale nimmt die Anrufe entgegen und vermittelt die Patienten zum diensthabenden Augenarzt. Darüber hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) informiert, die für die Organisation des ärztlichen Notfalldienstes in Westfalen-Lippe zuständig ist. Demnach gibt es auch für den augenärztlichen und HNO-ärztlichen Notfalldienst im Kreis Gütersloh seit dem 9. Januar eine eigene zentrale Rufnummer: 05 21 / 1 92 92.

(Pressemitteilung der KV Westfalen-Lippe, 4. Januar)


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Studie: Auch junge Männer erkranken zunehmend an Essstörungen

An Magersucht, Bulimie oder krankhaftem Brechzwang leiden zunehmend auch männliche Teenager und junge Männer. Das zeigt eine Diagnoseauswertung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen. Demnach liegt der Männeranteil der an Essstörungen erkrankten Patienten unter 21 Jahren bei 31 Prozent. Dagegen sind ältere Männer mit einem Anteil von durchschnittlich 8,7 Prozent an allen Patienten deutlich in der Minderheit. Allerdings dürfte die Dunkelziffer höher liegen, sagte der Vorstandsvorsitzende der KV Bremen, Dr. Till Spiro, 0und appellierte: "Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass Essstörungen ein weibliches Phänomen sind." Spiro wies darauf hin, dass viele Faktoren Magersucht, Bulimie oder einer andere Essstörung auslösen können. Zum Beispiel Identitätsprobleme, ein geringes Selbstwertgefühl, familiäre Konflikte und ein Schönheitskult, der nicht nur bei Mädchen, sondern auch bei Jungen zunehmend an Bedeutung gewinnt. In die Auswertung sind sämtliche Diagnosen im Land Bremen von 2006 bis 2008 eingeflossen.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 7. Januar)


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KV Rheinland-Pfalz bietet Mitgliedern neue Online-Dienste an

Seit dem 1. Januar bietet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz ihren Mitgliedern neue Online-Dienste an. Dazu zählen die elektronische Abrechnung, die Übermittlung von Dokumentationsunterlagen, ein Nachrichtenkonto und das elektronische Dokumenten-Management-System. Ärzte, die sich für dieses Internetportal registrieren lassen, erhalten eine einmalige Förderung von 500 Euro nach der ersten erfolgreichen Online-Abrechnung. "Das ist ein entscheidender Schritt hin zur Vernetzung zwischen unseren Mitgliedern und die KV. Das neue Angebot soll unseren Mitgliedern helfen, den Verwaltungsaufwand in den Praxen zu reduzieren", warb Dr. Michael Siegert, Mitglied im Vorstand der KV Rheinland-Pfalz, und verantwortlich für den Bereich IT.

(Pressemitteilung der KV Rheinland-Pfalz, 11. Januar)


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Immer mehr Frauen nehmen an Brustkrebsfrüherkennung teil

In Schleswig-Holstein stößt die Brustkrebsfrüherkennung auf eine immer größeren Resonanz. So nahmen seit Beginn des Mammographie-Screening-Programms im Mai 2007 bereits 43 Prozent aller Frauen an der kostenlosen Vorsorgemaßnahme teil. Außerdem konnten mehr Erkrankungsfälle frühzeitig diagnostiziert werden. Die Zahl stieg von 165 auf derzeit 687. "Die Zahlen widerlegen den Zweifel am medizinischen Nutzen dieser Früherkennungsuntersuchungen", sagte Dr. Timo Gomille, Sprecher der Screening-Ärzte in Schleswig-Holstein, und betonte: "Mammographie ist eine der sichersten Methoden zur Erkennung von Brustkrebs."

In Thüringen ist das Mammographie-Sreening-Programm zu Beginn dieses Jahres gestartet. Für die Untersuchungen steht vorerst ein Mammobil auf dem Gelände des Helios-Klinikums in Erfurt bereit. Der endgültige Standort befindet sich zurzeit im Bau. Frauen, die an einer Mammographieuntersuchung interessiert sind, können ab sofort mit der Zentralen Stelle Mammographie-Screening Thüringen in Weimar einen Termin vereinbaren. Generell haben alle Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr alle zwei Jahre Anspruch auf eine Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs.

(Pressemitteilung der KV Schleswig-Holstein, 4. Januar, Pressemitteilung der KV Thüringen, 11. Januar)

Raute

___Aus den Verbänden___

Gemeinsamer Bundesausschuss bezieht neue Geschäftsstelle in Berlin

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat seine Geschäftsstelle von Siegburg nach Berlin verlegt. Seit Januar arbeiten die rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Wegelystraße 8 und damit in unmittelbarer Nähe von Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Bundesärztekammer und Deutscher Krankenhausgesellschaft. Der Neubau bietet neben Büros auch Räumlichkeiten für sämtliche Gremiensitzungen und die monatlich stattfindenden Sitzungen des Plenums. "Nachdem die Trägerorganisationen des GBA bereits ganz überwiegend ihren Sitz in Berlin haben, ist nun auch der GBA räumlich in der Bundeshauptstadt angekommen", sagte Dr. Rainer Hess, unparteiischer Vorsitzender der Institution. "Als oberstes Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung setzen wir auch künftig auf den intensiven Austausch und auf eine konstruktive Zusammenarbeit der kurzen Wege mit unseren Trägern, mit der Politik und den Patientenvertretern", so Hess.

(Pressemitteilung des GBA, 4. Januar)


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GKV rechnet für 2010 mit Finanzierungslücke

Der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) fehlen für das Jahr 2010 Finanzmittel in Höhe von 7,8 Milliarden Euro. So lautet die derzeitige Prognose des GKV-Schätzerkreises, dem Experten des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundesversicherungsamtes und des GKV-Spitzenverbandes angehören. Deshalb hat die Bundesregierung einen Steuerzuschuss von 3,9 Milliarden Euro beschlossen, mit dem das Defizit halbiert werden soll. Möglicherweise kann es weiter gesenkt werden, falls die Einnahmen des Gesundheitsfonds 2010 höher als erwartet ausfallen sollten. Doch eine Finanzierungslücke wird bestehen bleiben. Deshalb fordert der GKV-Spitzenverband den Gesetzgeber auf, im Fall höherer Einnahmen des Fonds diese den Krankenkassen zur Verfügung zu stellen, um Zusatzbeiträge zu vermeiden.

(Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 8. Januar)


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Neue AOK-Rabattverträge für Arzneimittel treten im April in Kraft

Rechtzeitig vor dem geplanten Start der Rabattverträge am 1. April hat die AOK-Gemeinschaft für fast alle der 87 ausgeschriebenen Wirkstoffe Verträge abgeschlossen. An den europaweiten Ausschreibungen hatten sich rund 90 Pharmaunternehmen beteiligt. Darüber informierte der Chefunterhändler der bundesweiten AOK-Rabattverträge und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann. Lediglich für drei Wirkstoffe könnten derzeit wegen Nachprüfungsverfahren noch keine Zuschläge erteilt werden. Des Weiteren hätten sich für sieben Wirkstoffe keine zuschlagsfähigen Angebote gefunden, so dass die betroffenen Wirkstoffe vorerst unberücksichtigt bleiben, so die AOK. Durch die Rabattverträge, die bis 2012 gelten, erhofft sich die Krankenkasse Einsparungen von jährlich 300 Millionen Euro. Auch die Versicherten profitieren, denn sie können das gleiche Präparat zwei Jahre lang erhalten, anstatt sich ständig auf ein neues Arzneimittel einstellen zu müssen.

(Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes, 23. Dezember)


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Ärzte und Patienten brauchen gesicherte Informationen über Arzneimittel

"Wir brauchen dringend mehr Transparenz bei der Veröffentlichung klinischer Studien. Zu oft werden die Ergebnisse von der Pharmaindustrie zu spät bekannt gegeben oder überhaupt nicht publiziert." Das hat der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Dr. Wolf-Dieter Ludwig, auf einem Symposium in Berlin beklagt. Aber auch bei bereits zugelassenen Medikamenten sei es für Ärzte und Patienten schwierig, verlässliche Informationen zu erhalten. Vor diesem Hintergrund warnte Ludwig davor, die Informationen mehr als nötig als vertraulich einzustufen und sie dadurch der Öffentlichkeit vorzuenthalten.

(Pressemitteilung der Bundesärztekammer, 11. Januar)

Raute

___Außerdem___

Hilfe für Familien mit behinderten oder chronisch kranken Kindern

Eltern, die mit der Diagnose umgehen müssen, dass ihr Kind behindert oder chronisch krank ist, bekommen Unterstützung von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Gemeinsam mit Verbänden der Elternselbsthilfe hat die BZgA Informationen über das Leben mit behinderten oder chronisch kranken Kindern zusammengestellt. Diese sind ab sofort im Internetportal www.kindergesundheit-info.de abrufbar. Darüber hinaus gibt es zwei neue Kurzbroschüren: "Das andere Wunschkind" richtet sich an Ärzte und gibt Hinweise für Erstgespräche mit Eltern nach der Diagnose. Die Broschüre "Wenn es anders kommt" dient Familien als Ratgeber und informiert unter anderem über Hilfsangebote und Beratungsstellen.

(Pressemitteilung der BZgA, 13. Januar)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 13. Januar 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2010