Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

KASSEN/749: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 08.09.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 8. September 2010


→  Union und FDP wollen Arzneimittelrabatte auch für private Krankenversicherung
→  KBV, BÄK und der GKV-Spitzenverband äußern sich zum Ärztemangel
→  KVBW: 2020 schließen über 50 Prozent der Niedergelassenen altersbedingt ihre Praxen
→  KV Sachsen sieht sich in Konkurrenz bei der Anwerbung des Ärztenachwuchses
→  KV Sachsen-Anhalt startet Präventionskampagne
→  apoBank: mehr Ärztekooperationen in den alten Bundesländern
→  ÄZQ-Leiter bleibt Schatzmeister des Internationalen Leitliniennetzwerks

Raute

___Aus Berlin___

Union und FDP wollen Arzneimittelrabatte auch für private Krankenversicherung

Die Regierungskoalition will die privaten Krankenkassen entlasten: Preise für neue Arzneimittel, die der Verband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit den Herstellern aushandelt, sollen künftig auch für private Kassen gelten. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Johann-Magnus von Stackelberg kritisierte diesen Plan: "Weil der privaten Krankenversicherung die Kosten davonlaufen, soll nun offensichtlich zu ihrem Schutz ein staatliches Förderprogramm auferlegt werden. Obwohl sich die private Krankenversicherung (PKV) als Nischenanbieter für Gutverdiener und Beamte nicht den Herausforderungen eines Solidarsystems stellen muss, ist sie anscheinend auf die Hilfe des Gesetzgebers angewiesen."

Der Verband der Ersatzkassen (vdek) kritisierte zudem die Pläne der Bundesregierung, einen Wechsel von der GKV in die PKV zu erleichtern. Er fürchtet einen damit verbundenen Finanzverlust für die GKV. "Die geplante Verkürzung der Wartezeit für einen Wechsel in die PKV wird im Jahr 2011 zu Mindereinnahmen bis weit über 500 Millionen Euro führen", argumentierte Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender des vdek.

(Agenturmeldung, 6. September, Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 7. September, Pressemitteilung des vdek, 8. September)

Raute

___Aus KBV und KVen___

KBV, BÄK und der GKV-Spitzenverband äußern sich zum Ärztemangel

Die KBV und die Bundesärztekammer (BÄK) haben ihre aktuelle Arztzahlstudie vorgestellt. Die Erhebung zeigt, dass die Lücken in der ambulanten und stationären ärztlichen Versorgung immer größer werden: Bis zum Jahr 2020 müssen allein im ambulanten Bereich 51.774 Ärzte ersetzt werden, darunter 23.768 Hausärzte. Dieses Ergebnis ergibt sich unter anderem aus dem Durchschnittsalter der Ärzte, das im Erhebungsjahr 2009 bei 51,92 Jahren lag. "Stellt man der Zahl der Abgänge die voraussichtlichen Zugänge bis zum Jahr 2020 gegenüber, so wird es dann in Deutschland knapp 7.000 Hausärzte weniger geben als bisher. Diese Zahl ist alarmierend", betonte Dr. Andreas Köhler, der Vorstandsvorsitzende der KBV. Der KBV-Chef und der Vize-Präsident der BÄK, Dr. Frank Ulrich Montgomery, erläuterten auch, dass viele Medizinstudenten ihr Studium abbrechen. Zudem arbeiteten nicht alle Absolventen später zwangsläufig als Arzt in Deutschland. "Das kann auch an der fehlenden Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Arztberuf liegen. Daran müssen wir arbeiten", kommentierte Köhler.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) widersprach den Aussagen der KBV und der BÄK zum Ärztemangel. Johann-Magnus von Stackelberg, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, nannte die Studie "Zahlentrickserei", da seiner Meinung nach nur in wenigen Regionen Deutschlands Hausärzte fehlen.

(Pressemitteilung BÄK und der KBV, 3. September, Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 3. September)


*


KVBW: 2020 schließen über 50 Prozent der Niedergelassenen altersbedingt ihre Praxen

"Die in Berlin von der KBV und der Bundesärztekammer (BÄK) vorgelegten Zahlen zur Arztzahlentwicklung stellen sich für Baden-Württemberg noch dramatischer dar und untermauern nachhaltig unsere mehrfach wiederholten Warnungen im Hinblick auf die mittelfristige Sicherstellung einer ambulanten, flächendeckenden wie wohnortnahen Versorgung." So hat der Vorsitzende des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Achim Hoffmann-Goldmayer, die Arztzahlstudie kommentiert. Bis ins Jahr 2020 werden in Baden-Württemberg mehr als die Hälfte der heute dort tätigen Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten altersbedingt ihre Praxen aufgeben. Es werden demnach in Baden-Württemberg in den kommenden Jahren mehr als 4.500 Hausärzte, 4.700 Fachärzte sowie über 2.000 Psychotherapeuten ausscheiden. Hoffmann-Goldmayer kritisierte, dass einzelne Krankenkassen im Bundesland diese Entwicklung schönreden. Er forderte konkrete Maßnahmen, um dem Ärztemangel entgegenzutreten: "Was wir brauchen ist eine Reform des Zugangs zum Studium, eine wesentlich mehr auf die Praxis ausgerichtete Studienordnung und schließlich attraktive Rahmenbedingungen, um sich in Baden-Württemberg auch niederzulassen. Gemeinsam mit den Kommunen und Landkreisen müssen wir uns diesem Problem vor Ort stellen."

(Pressemitteilung der KVBW, 3. September)


*


KV Sachsen sieht sich in Konkurrenz bei der Anwerbung des Ärztenachwuchses

In der Diskussion um den drohenden Ärztemangel in Deutschland hat Dr. Klaus Heckemann, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen, darauf verwiesen, dass es Sachsen in der Anwerbung des medizinischen Nachwuchses schwer hat. Das Bundesland stehe in Konkurrenz zu reichen Regionen, vor allem zu denen in Süddeutschland.

Mit bereits laufenden Maßnahmen, beispielsweise die Förderung von Medizinstudenten und Weiterbildungsassistenten, möchte die KV Sachsen junge Mediziner halten. Im November vergangenen Jahres nahm zudem das Netzwerk Ärzte für Sachsen seine Arbeit auf, um die Aktivitäten der Landesärztekammer, der KV, der Krankenhausgesellschaft, der Kommunen und Landkreise in Sachsen zu koordinieren. Um mehr Ärzten die Ansiedlung in unterbesetzten Regionen Sachsens zu erleichtern, haben die gesetzlichen Krankenkassen und die KV in diesem Jahr zusätzlich ein Förderprogramm beschlossen.

(Pressemitteilung der KV Sachsen, 3. September)


*


KV Sachsen-Anhalt startet Präventionskampagne

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt hat das Thema Vorsorge und Früherkennung mehr in die Öffentlichkeit gerückt. Alle Vertragsärzte Sachsen-Anhalts haben in diesen Tagen ein Informationspaket mit Materialien für die Praxis erhalten. Diese sollen Grundlage für Gespräche mit den Patienten zum Thema Vorsorge sein. Der Vorsitzende der KV Sachsen-Anhalt, Dr. Burkhard John, erklärte: "Ich kann jedem die Nutzung der kostenfreien Früherkennungsleistungen uneingeschränkt empfehlen. Sie kosten nur wenig Zeit, lediglich etwas persönliche Planung." Der Gesundheitsminister Sachsen-Anhalts, Norbert Bischoff (SPD), unterstützt die Präventionskampagne der KV.

Auch die KBV setzt sich verstärkt für Vorsorgeuntersuchungen ein. Im Rahmen ihrer Präventionskampagne brachte die KBV unter anderem den Flyer der "Vorsorge-Checker" heraus. Dieser informiert Patienten über Vorsorgeuntersuchungen und empfohlene Impfungen.

(Pressemitteilung der KV Sachsen-Anhalt, 6. September, Präventionskampagne der KBV)

Raute

___Aus den Verbänden___

apoBank: mehr Ärztekooperationen in den alten Bundesländern

Die eigene Praxis ist unter Ärzten die beliebteste Existenzgründungsform. Dies belegt die jüngst vorgestellte Existenzgründungsanalyse für Ärzte 2008/2009 der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) und des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI). Die Analyse zeigt zudem, dass vor allem in den alten Bundesländern immer mehr Ärzte Kooperationen, zum Beispiel in Berufsausübungsgemeinschaften oder Praxisgemeinschaften, eingehen. Im Berichtszeitraum ging fast jeder zweite Niedergelassene in den alten Bundesländern eine solche Kooperation ein, in den neuen Bundesländern hingegen entschieden sich nur 25,5 Prozent für diese Form der Zusammenarbeit.

(Pressemitteilung der apoBank, 6. September)


*


ÄZQ-Leiter bleibt Schatzmeister des Internationalen Leitliniennetzwerks

Prof. Günter Ollenschläger, Leiter des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), ist auf dem 7. Kongress des Guidelines International Network (G-I-N) in Chicago als Schatzmeister des G-I-N bestätigt worden. Als ersten Vorsitzenden wählte das Internationale Leitliniennetzwerk mit dem niederländischen Physiotherapeuten Philipp van der Wees erstmals keinen Arzt an die Spitze. G-I-N ist ein Zusammenschluss international führender Institutionen auf dem Gebiet der Entwicklung medizinischer Leitlinien. Die Organisation wurde im Jahr 2002 gegründet, um die Qualität medizinischer Versorgung weltweit zu verbessern. Derzeit umfasst das Netzwerk mehr als 90 medizinische Organisationen und Einrichtungen sowie 50 Einzelmitglieder aus nahezu 40 Ländern.

(Pressemitteilung des ÄZQ, 6. September)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 8. September 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2010