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AIDS/1098: Schleswig-Holstein - Neuer Test- und Beratungsbus für mobile Beratung, Testung und Aufklärung (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 12, Dezember 2022

Mobil beraten, testen und aufklären

von Dirk Schnack


AIDS/HIV. Seit Ende Oktober rollt ein Test- und Beratungsbus durch Schleswig-Holstein, der Betroffene mit Hepatitis C und HIV und Risikogruppen anspricht. Ziel ist es, die Menschen in ihren Lebenswelten zu erreichen - auch wenn es sich um Obdachlose handelt.


Das am 27. Oktober im Kieler Landeshaus vorgestellte und anschließend im Raum Segeberg gestartete Projekt ist nach Angaben der Initiatoren bundesweit einmalig. Mit dem Bus soll ein Angebot für Beratung, Testung und Aufklärung über Transmissionswege und Behandlungen geschaffen werden.

Besetzt ist der Bus mit einer Psychologin, eine Stelle für eine Krankenschwester sollte nach Angaben der Initiatoren noch ausgeschrieben werden. Ihre Aufgabe wird es sein, vor Ort in erster Linie mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen den Weg in mögliche Therapien zu ebnen. Rund 6.700 Menschen in Schleswig-Holstein sollen nach Schätzungen unerkannt mit Hepatitis C leben. Sie sind eine der Zielgruppen des Projektes. Insbesondere unter Wohnungslosen und unter Drogenabhängigen wird eine hohe Zahl Betroffener vermutet. Vielen von ihnen ist zum Beispiel nicht bekannt, dass Hepatitis C nebenwirkungsfrei therapiert werden und die Krankheit ausheilen kann. Auch über die Übertragungswege bestehen Wissenslücken.

"Deshalb benötigen wir Präventions- und Infektionsschutzangebote wie den mobilen Test- und Beratungsbus. Gerade in der Behandlung von HCV brauchen wir solche neuen Strukturen, die im Bereich der HIV-Therapie bereits gut etabliert sind und gut funktionieren", sagte Ute Krackow von der Aidshilfe Schleswig-Holstein, die die Idee für den Bus hatte.

Unterstützung erhielt sie von Landesgesundheitsministerin Prof. Kerstin von der Decken (CDU). Sie übernahm die Schirmherrschaft und warb beim Startschuss für Unterstützung durch andere Hilfeangebote. "Um das nötige Vertrauen für dieses Angebot zu gewinnen, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sucht- und Drogenhilfe unverzichtbar", sagte die Ministerin, die sich vom Projekt begeistert zeigte.

Das Land stellte für den Kauf des Fahrzeugs und für Personal- und Sachkosten mehr als 100.000 Euro zur Verfügung. Weitere Unterstützung kommt von Pharmafirmen und der Deutschen Aidsstiftung. Die mobile Beratung soll auf Wunsch der Initiatoren und der Ministerin kein Projekt bleiben, sondern zur Dauereinrichtung werden.

Der Bus könnte eine Lücke schließen, auf eine weitere machte Gastroenterologe PD Dr. Holger Hinrichsen die Ministerin zum Start des Busses aufmerksam: Betroffene im Strafvollzug benötigen ebenfalls Unterstützung. Da von der Decken für Justiz und Gesundheit zuständig ist, erhofft sich der im hepatologischen Zentrum Kiel niedergelassene Arzt - genauso wie die Aidshilfe - mehr Unterstützung für diese in der Gesundheitsversorgung wenig beachtete Gruppe.

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 12, Dezember 2022
75. Jahrgang, Seite 25
Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-0, Fax: 04551/803-101
E-Mail: info@aeksh.de
Internet: www.aeksh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 3. Januar 2023

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