Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → KRANKHEIT

DEMENZ/079: Lernen von anderen Ländern - Der Demenzladen in Basel (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 3/12
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

Der Demenzladen in Basel

Interview mit Beat Wyss



Der Demenzladen in Basel wurde vor fünf Jahren von Helmut Mazzander und Beat Wyss gegründet. Beat Wyss, studierter Historiker, der 20 Jahre als selbstständiger Zimmermann tätig war, dann eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolvierte und Gerontologie studierte, erläuterte im Gespräch, was es mit diesem besonderen Laden auf sich hat.


Frage: Herr Wyss, was bietet Ihr Laden an?

Beat Wyss: Wir bieten Beratung und Begleitung von Menschen mit Demenz und für deren Angehörige und Freunde an. Wir arbeiten hier in unserem Laden oder gehen zu den Kundinnen und Kunden nach Hause. Wir machen Spitalbegleitungen und sind auch für Notfälle jederzeit erreichbar. Wir unterstützen bei der Planung von Umbauten und gestalten Farbkonzepte zur Erleichterung der Orientierung, vermitteln und erfinden lebenspraktische Alltagsgegenstände, unterstützen beim Ausfüllen von Formularen, organisieren Beistandschaften, verhandeln mit Behörden usw. Wir vermitteln Besuchs-, Hüte- und Pflegedienste. Wir arbeiten an der Realisierung demenzfreundlichen Wohnens in einem Stadtviertel.

Frage: Es gibt ja bereits Beratungsstellen, ambulante Angebote usw. Was ist das besondere am Angebot des Demenzladens?

Beat Wyss: Jeder kann hier ohne Anmeldung reinkommen, sich umschauen und mit uns sprechen. Wir bieten alles aus einer Hand. Man kann sich beraten lassen, ein Handy mit Ortungsfunktion oder Inkontinenzmaterial kaufen. Unser Ziel ist es, ein Kompetenzzentrum zu werden, in dem viele Menschen ein- und ausgehen, sich begegnen und Netzwerke bilden. Wir koordinieren bestehende Angebote, d.h. wir bringen Menschen an einen Tisch, damit sie sich gemeinsam um eine betroffene Person kümmern. Wir fragen nach den Bedürfnissen der Menschen, und es geht immer darum, die Würde zu bewahren. Unser Vorgehen ist pragmatisch: es wirkt klärend, schult die Haltung und fördert Gelassenheit und Humor.

Frage: Wie finanzieren Sie den Demenzladen?

Beat Wyss: Wer zahlt, befiehlt. Wir wollen unabhängig sein. Um den im Medizinbereich gängigen Mechanismen zu entgehen, haben wir einen Verein gegründet. Einzelpersonen und Firmen können Mitglied werden, zudem sind wir auf Spenden angewiesen. Eine Betreuungsstunde im Laden kostet 60 Franken, eine halbstündige Beratung 30 Franken. Die Hilfsmittel geben wir nahezu zum Selbstkostenpreis ab, um das Angebot möglichst günstig zu halten.


Die Fragen stellte Barbara Steinmann, Basel


Internet: www.demenzladen-bs.com


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

- Beat Wyss vor dem Demenzladen in der Basler Innenstadt

*

Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 3/12, S. 4
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 01803/17 10 17
(9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz)
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2012