Stiftung Deutsche Depressionshilfe - 21. April 2020
Corona-Pandemie: Behandlung von Patienten mit Depression sichern
Krisenhilfen bei Suizidgedanken - Telefonische und digitale Angebote gewinnen an Bedeutung
Leipzig, 21. April 2020 An Depression erkrankte Menschen sollten sich auch während der Corona-Pandemie nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Depression ist eine ernste, oft lebensbedrohliche Erkrankung. "Es darf nicht passieren, dass Menschen mit Depression meinen, dass ihre Erkrankung im Moment nicht so wichtig sei. Dieses Risiko ist gerade bei Patienten mit Depressionen hoch, da diese krankheitsbedingt die Depression als persönliches Versagen erleben und nicht als eigenständige Gehirn-Erkrankung verstehen, die konsequent behandelt werden muss - insbesondere wenn sich Suizidgedanken einstellen", warnt Prof. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Der erste Ansprechpartner für die Diagnose und Behandlung einer Depression kann im ambulanten Bereich der Psychiater/Nervenarzt, Psychologische Psychotherapeut oder der Hausarzt sein. Sie sind selbstverständlich auch in der Corona-Krise weiterhin Ansprechpartner. "Auch jetzt haben Menschen mit depressiven Erkrankungen einen uneingeschränkten Anspruch auf eine regelgerechte, konsequente Behandlung mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie", betont Hegerl. Zudem ist es nun durch schnell in der Pandemie eingeführte Neuregelungen für Ärzte und Psychotherapeuten möglich, Videosprechstunden oder telefonische Behandlungen durchzuführen und bei den Krankenkassen abzurechnen.
Mehr Informationen dazu finden Sie unter:
www.kbv.de/html/videosprechstunde.php
Für Menschen mit Depressionen und anderen schwereren psychischen Erkrankungen sind die psychiatrischen Kliniken weiterhin geöffnet. "Betroffene berichten uns aber zunehmend, dass Behandlungsangebote in psychiatrischen Kliniken wegen Covid 19 reduziert werden oder dass sie aus Angst vor einer Ansteckung zögern, ambulante Versorgungsangebote wahrzunehmen. Werden Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen nicht konsequent und leitlinienkonform behandelt, entsteht unnötiges Leid, und die Suizidzahlen werden steigen", befürchtet Hegerl. Dieses Risiko wird weiter erhöht, da durch die aktuellen Kontaktbeschränkungen Angehörige und Freunde eine geringere Chance haben, eine Suizidgefährdung zu erkennen und Hilfe zu organisieren. Hegerl betont deshalb: "Die Gesundheitspolitik steht vor einer verantwortungsvollen Aufgabe: Sie muss Maßnahmen festlegen, um Leid und Tod zu reduzieren, die durch eine mögliche Überforderung der intensivmedizinischen Versorgungskapazitäten entstehen würden. Gleichzeitig muss sie eine Balance zu dem Leid und Tod herstellen, die mögliche Folge dieser Corona-Maßnahmen sind. Mehr Suizide durch die Abnahme der Versorgungsqualität für Menschen mit psychischen Erkrankungen sind bei diesen Abwägungen zu berücksichtigen."
Während der Corona-Pandemie gewinnen digitale und telefonische
Beratungsangebote als Unterstützung für psychisch erkrankte Menschen
an Bedeutung. Deshalb hat die Stiftung Deutsche Depressionshilfe sich
entschlossen, ihr internetbasiertes, kostenfreies
Selbstmanagement-Programm iFightDepression bis Ende Juni auch ohne
professionelle Begleitung zur Verfügung zu stellen. Normalerweise
setzt iFightDepression eine Begleitung durch einen Arzt oder
Psychologischen Psychotherapeuten voraus. iFightDepression unterstützt
Betroffene u.a. bei der Tagesstrukturierung, der Schlafregulation und
dem Vermeiden von negativen Gedankenkreisen. Das Programm steht in 12
Sprachen zur Verfügung.
Mehr unter
www.deutsche-depressionshilfe.de/ifightdepression
Was Betroffenen derzeit hilft und was in der Krise ratsam sein kann,
zeigt außerdem ein neues Kapitel auf der interaktiven Webseite:
www.die-mitte-der-nacht.de/thema/krise
Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten, die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter 112.
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Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat sich die bessere Versorgung
depressiv erkrankter Menschen und die Reduktion der Suizide in
Deutschland zum Ziel gesetzt. Neben Forschungsaktivitäten bietet die
Stiftung Betroffenen und Angehörigen unter ihrem Dach vielfältige
Informations- und Hilfsangebote wie das Diskussionsforum Depression
und das deutschlandweite Info-Telefon Depression (0800 / 33 44 533).
In 87 Städten und Kommunen haben sich Bündnisse gebildet, die auf
lokaler Ebene Aufklärung über die Erkrankung leisten. Die
Schirmherrschaft hat der Entertainer und Schauspieler Harald Schmidt
übernommen.Vorstandsvorsitzender ist Prof. Dr. Ulrich Hegerl, der
darüber hinaus die Senckenberg-Professur an der Klinik für
Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Goethe-Universität
inne hat.
www.deutsche-depressionshilfe.de
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Quelle:
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Pressemitteilung vom 21. April 2020
Semmelweisstraße 10, 04103 Leipzig
Telefon: 0341 / 972 45 12
E-Mail: presse@deutsche-depressionshilfe.de
Internet: www.deutsche-depressionshilfe.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2020
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