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HERZ/651: Hausärzte kompetent in der Behandlung von Bluthochdruck (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Dienstag, 25. Juni 2013

Hausärzte kompetent in der Behandlung von Bluthochdruck



Stuttgart, Juni 2013 - In der Behandlung von Patienten mit zu hohem Blutdruck verstehen die Allgemeinärzte und Internisten in Deutschland ihr Handwerk. Eine landesweite Umfrage unter Hausärzten in Thüringen, die jetzt in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2013) veröffentlicht wurde, zeigt, dass die meisten Hausärzte mit den in den Leitlinien festgelegten Regeln vertraut sind.

Die arterielle Hypertonie, wie Mediziner den Bluthochdruck nennen, ist eine Volkskrankheit, die die Ärzte in Deutschland täglich beschäftigt. In der von Professor Gunter Wolf vom Universitätsklinikum Jena durchgeführten Umfrage gaben 98 Prozent an, dass sie regelmäßig Patienten mit Bluthochdruck betreuen. Für die Diagnose und die Behandlung haben Fachgesellschaften wie die Deutsche Hochdruckliga klare Leitlinien entworfen. Sie sehen vor, dass die Patienten zunächst zu Diät und einer Änderung des Lebensstils beraten werden. Die überwiegende Zahl, nämlich 82 Prozent der befragten Ärzte, folgt dieser Empfehlung, weil sie von der Effektivität überzeugt sind, berichtet Professor Wolf.

In der Regel reicht eine Diät jedoch nicht aus, um den Blutdruck ausreichend zu senken. Die meisten Patienten kommen nicht um die Einnahme von Medikamenten herum. Den Ärzten stehen heute fünf verschiedene Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Am häufigsten werden sogenannte ACE-Hemmer und Beta-Blocker eingesetzt. ACE-Hemmer oder die verwandten Angiotensin-Rezeptorblocker greifen in die Blutdruckregulation ein. Beta-Blocker hemmen die Wirkung von Stresshormonen. Sie werden häufig mit harntreibenden Mitteln, den Diuretika, oder mit Kalziumantagonisten kombiniert, die die Muskelzellen in Herz und Blutgefäßen entspannen.

Viele Patienten benötigen mehr als einen Wirkstoff, berichtet Professor Wolf. Bei mehr als drei Wirkstoffen liegt eine komplizierte Hypertonie vor. Die Ärzte sollten dann eine Langzeitblutdruckmessung veranlassen, bei der der Patient für 24 Stunden ein Gerät trägt, das die Blutdruckwerte aufzeichnet. Diese Untersuchung ist auch notwendig, wenn bereits Folgeschäden des hohen Blutdrucks an Herz oder Niere vermutet werden. Laut der Umfrage befürwortete nur die Hälfte der Ärzte in dieser Situation eine Langzeitblutdruckmessung. Der Hypertonie-Experte Wolf bedauert dies. Die Langzeitblutdruckmessung sollte seiner Ansicht nach einen Schwerpunkt in der ärztlichen Fortbildung zur Hypertonie bilden. Die Umfrage ergab, dass junge Ärzte häufiger eine Langzeitblutdruckmessung durchführen. Ältere Kollegen überschätzen manchmal ihre persönliche Berufserfahrung und stehen der leitlinienbasierten Medizin kritisch gegenüber, vermutet Wolf.

Auf einem anderen Gebiet ist der Experte mit der Arbeit der Hausärzte zufrieden. Bei jedem sechsten Patienten wird der Bluthochdruck durch eine Grunderkrankung ausgelöst. Dies kann eine Nierenkrankheit, eine Hormonstörung oder eine Verengung von Arterien sein. Da die Ursache dieser sogenannten sekundären Hypertonie manchmal abgestellt werden kann, sollte danach gesucht werden. Laut der Umfrage wird bei 15 Prozent der Patienten eine sekundäre Hypertonie diagnostiziert. Für Professor Wolf ist dies ein gutes Ergebnis.

Probleme gibt es, wenn die Hochdruckkrankheit anlässlich eines Krankenhausaufenthaltes entdeckt wird. Die Hausärzte können die dort eingesetzten Markenpräparate aus Kostengründen oft nicht weiter verordnen. Professor Wolf: "In den meisten Fällen konnten die Ärzte auf ein kostengünstiges Generikum mit dem gleichen Wirkstoff ausweichen. In seltenen Fällen mussten sie aber einen anderen Wirkstoff einsetzen. Bei Patienten mit komplizierter Hypertonie sind die Hausärzte mit den Änderungen zurückhaltend. Diese Patienten werden häufig mit Markenpräparaten weiter behandelt."


R. Hermann et al.:
Arterielle Hypertonie: Leitlinienakzeptanz und -implementierung im Thüringer Praxisalltag von Internisten und Allgemeinmedizinern
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2013; 138 (25/26); S. 1347-1352

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Quelle:
FZMedNews - Dienstag, 25. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2013