Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 02.04.2020
Corona-Pandemie: Herzinfarkt-Patienten scheuen Notruf 112 und lebensrettende Versorgung in der Klinik
Notfallmediziner und Kardiologen warnen: Bei Verdacht auf Herzinfarkt oder andere Herznotfälle ist das Zögern vor dem Notruf 112 lebensgefährlich. Kliniken sind trotz Corona-Pandemie für Herz- und andere Notfälle gerüstet
Jedes Jahr sterben pro Jahr bundesweit fast 345.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, davon rund 47.000 Menschen allein am Herzinfarkt. Allein in Bayern sterben jährlich rund 7.000 Menschen am Herzinfarkt. In den Zentren der aktuellen COVID-19-Pandemie ist aufgefallen, dass sich deutlich weniger Patienten mit Herzinfarkt in den Notaufnahmen vorstellen. Aus Erfahrungsberichten von Ärzten etwa in Italien und Spanien mehren sich die Hinweise, dass sich schwere Komplikationen bei Infarktpatienten im Zuge der Corona-Pandemie häufen. Dies berichten etwa Dott. Gabriele Gasparini aus Mailand, Italien, und Prof. Hector Bueno aus Madrid, Spanien. Kardiologen in deutschen Herzzentren schlussfolgern, dass wohl viele Patienten auch mit notfallartigen Beschwerden in der aktuellen Corona-Krise Angst vor einer möglichen Coronavirus-Infektion haben und deshalb nicht ins Krankenhaus kommen möchten. "Möglicherweise liegt es auch daran, dass die Patienten das medizinische Personal zur Behandlung von COVID-19 nicht 'belästigen' möchten", berichtet Dott. Salvatore Cassese vom Deutschen Herzzentrum München.
Herzspezialist Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Vorstandsmitglied der
Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik für Herz- und
Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München, warnt, dass der
akute Brustschmerz sowie die akute Luftnot dringend abklärungspflichtige
Symptome sind und erinnert eindringlich daran, dass die
Brustschmerzambulanzen (Chest-Pain-Units) weiterhin für alle Notfälle
offen stehen: "Der Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild,
dass eine sofortige Behandlung im Krankenhaus bedarf. Eine Zeitverzögerung
kann schwere gesundheitliche Folgen wie eine Herzschwäche oder
Herzrhythmusstörungen mit dem plötzlichen Tod nach sich ziehen", warnt
Schunkert. Eine Notfallversorgung für diese Patienten wie auch für andere
Herznotfälle ist weiterhin gewährleistet. "Krankenhäuser mit
Chest-Pain-Units sind optimal ausgerüstet, um auch in diesen schweren Zeit Patienten
mit Herzbeschwerden abzuklären und bei Herzinfarkt schnell und effektiv zu
handeln", bestätigt der Kardiologe und versichert: "Ebenso herrschen
höchste hygienische Standards zur Vermeidung einer COVID-19 Erkrankung im
Krankenhaus." Infos zur Ersten Hilfe bei Herzinfarkt und Herzstillstand
unter
www.herzstiftung.de/herznotfall-verhalten.html
Die Deutsche Herzstiftung und das Deutsche Herzzentrum München appellieren deshalb an die Bevölkerung, bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort den Notruf 112 abzusetzen. "Auch in diesen Zeiten zählt beim Herzinfarkt jede Minute: also bei typischen Symptomen nicht zögern und gleich den Notarzt rufen", so Herzstiftungs-Vorstandsmitglied Schunkert. Der Notarzt ist hier so wichtig, weil der Herzinfarkt jederzeit in Herzkammerflimmern übergehen und der Patient in wenigen Minuten am plötzlichen Herztod versterben kann. Ebenso kann durch den Infarkt ein größerer Teil des Herzmuskels irreparabel zerstört werden und der Patient entwickelt dadurch akut oder auch langfristig eine Herzschwäche. "Beim Herzinfarkt zählt deshalb jede Minute nach dem Prinzip: Zeit ist Herzmuskel."
Typische Herzinfarkt-Symptome sind insbesondere plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten anhalten und sich in Ruhe nicht bessern (häufig: kalter Schweiß, Blässe, Übelkeit, Atemnot, Unruhe und Angst). Die Schmerzen sind überwiegend im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein, bisweilen auch nur im Rücken zwischen den Schulterblättern oder im Oberbauch. Die Schmerzen können in den Arm, den Hals oder Kiefer ausstrahlen. Mehr Infos zu dem Herzinfarkt-Schmerzorten unter: www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html
Referenz:
"MI patients too scared to go to the ER" Prof. Hector Bueno - Madrid,
Spain; for European Society of Cardiology, "COVID-19 and Cardiology"
[https://youtu.be/tM8AB-CfyOk]
Tipp:
Ein Notfallset mit dem Ratgeber "Was tun im Notfall?" (14 S.) und 2
Notfallkärtchen fürs Portemonnaie mit Darstellungen der
Herzinfarkt-Alarmzeichen und Erläuterungen zur Laien-Reanimation bietet die
Herzstiftung kostenfrei unter Tel. 069 955128400 oder unter
www.herzstiftung.de/herznotfall-set.html an.
Weitere Infos der Herzstiftung zum Coronavirus unter:
www.herzstiftung.de
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.herzstiftung.de/herznotfall-verhalten.html
https://www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html
https://www.herzstiftung.de/herznotfall-set.html
Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/de/attachment79606
PM_DHS_DHM_Herznotfall-Versorgung-und-Corona-Pandemie_2020-04
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution825
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 02.04.2020
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2020
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang