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LUNGE/295: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung - Mehr als 100.000 Schleswig-Holsteiner haben eine COPD-Diagnose (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 6, Juni 2021

AOK an Ärzte: "Wir müssen reden."

von Dirk Schnack


COPD. Mehr als 100.000 Schleswig-Holsteiner haben eine COPD-Diagnose. Über regionale Unterschiede und die Einschreibequoten für das DMP informierte die AOK Nordwest am 19. Mai in einer online abgehaltenen Pressekonferenz.


Der kürzlich vorgestellte Gesundheitsatlas der AOK soll Transparenz über Ursachen, Verbreitung und Folgen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD schaffen. Die Daten der Versicherten ab 40 Jahren (Basis: 2019) zeigen, dass die Verbreitung in Schleswig-Holstein sehr unterschiedlich ist: Im Kreis Pinneberg weisen nur 5,39 Prozent der Einwohner ab 40 Jahren eine COPD auf, in Neumünster dagegen 7,82 Prozent. Zwischen diesen beiden Werten rangieren die übrigen Kreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein, das mit einem landesweiten Wert von 6,5 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt von 7,1 Prozent liegt.

Wie AOK-Vorstandschef Tom Ackermann in der Pressekonferenz deutlich machte, sind folgende Zusammenhänge mit COPD besonders deutlich:

  • Tabakrauchen ist der bedeutsamste Risikofaktor für COPD. Wer Zigaretten raucht, hat im Vergleich zu einem Nie-Raucher ein 13-fach erhöhtes Risiko, eine COPD zu entwickeln. Die Prävention des Rauchens ist deshalb für ihn die wichtigste Strategie zur Vermeidung von COPD-Erkrankungen.
  • Eingeatmete Luftschadstoffe spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle, bedeutsamste Expositionsquelle ist die Luftverschmutzung. Auch bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten kann es zu einer hohen Exposition kommen.
  • In epidemiologischen Studien ist ein deutlicher Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status gefunden worden.

Therapiemöglichkeiten, die kausal in das Krankheitsgeschehen eingreifen und Patienten heilen könnten, existieren nicht. Medikamentöse Maßnahmen können zwar Symptome mildern, aber nicht die Auswirkungen jahrelanger Lungenschädigungen beseitigen. Umso wichtiger sind aus Sicht Ackermanns das Krankheitsmanagement mit aktiver Einbindung der Betroffenen und die ärztliche Betreuung im Disease-Management-Programm (DMP). Nur: Die Zahl der eingeschriebenen Patienten ist bescheiden - von den insgesamt 38.600 in Schleswig-Holstein an COPD erkrankten AOK-Versicherten nehmen nur 8.400 am DMP teil.

Ackermann kündigte an, mit Ärzten in Schleswig-Holstein verstärkt über das DMP und die Möglichkeiten, mehr Patienten für das Programm zu gewinnen, zu sprechen: "Wir werden die Zahlen zum Anlass nehmen, mit den Ärzten darüber zu reden." Die Krankenkasse kann dabei auf eine regionale Auswertung zurückgreifen. Der DMP-Anteil an AOK-Versicherten mit COPD beträgt in Neumünster nur 16 Prozent, in Lübeck und im Kreis Pinneberg dagegen liegt er bei rund einem Drittel.

Auch bei den Schulungsmaßnahmen sieht die AOK noch Potenzial für bessere Teilnahmequoten. Nach Erfahrungen der Kasse können die Teilnehmer bei Umsetzung der Empfehlungen ihre Lebensqualität steigern, den Arzneimittelgebrauch an oralem Kortison senken und Krankenhauseinweisungen verringern. Ackermann will erreichen, dass die Kasse sich intensiver um mehr Teilnehmer für die Schulungen kümmert: "Das ist klar unsere Aufgabe."

Derzeit wird davon ausgegangen, dass COPD-Patienten im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion ein moderat erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung haben, aber kein erhöhtes Infektionsrisiko im Vergleich zu Patienten ohne COPD.

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 6, Juni 2021
74. Jahrgang, Seite 23
Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-0, Fax: 04551/803-101
E-Mail: info@aeksh.de
Internet: www.aeksh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 13. Juli 2021

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