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DIABETES/1427: Warum verändert sich die Haut? (Diabetes-Journal Extra)


Diabetes-Journal Extra 11/2010 - aktiv gesund leben

Diabetes
Warum verändert sich die Haut?

Von Dr. Christoph Liebich


Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, was Diabetes mit der Haut am Körper zu tun hat? Dass ein besonderes Augenmerk auf die Füße gelegt werden sollte, ist vielen bekannt, doch die gesamte Haut? Warum auch sie betroffen sein kann, erklärt Ihnen der Münchner Dermatologe Dr. Christoph Liebich.


Es gibt viele Hautprobleme bei Menschen mit Diabetes. Typisch sind beispielsweise rötlich braune Flecken am Unterschenkel (Necrobisois lipoidica), aber auch ödematöse Schwellungen im Hals- und Nackenbereich. Ferner Geschwüre und Wundbrand sowie Pilzinfektionen, insbesondere am Fuß, die bei Nichtbehandlung zum diabetischen Fußsyndrom führen können. Typisch ist auch eine verstärkte Rötung im Gesicht. Die Haut sieht meist fahler aus, was durch die normale Hautalterung noch verstärkt wird.


Wasserspeicher der Haut ist reduziert

Trocken und schuppig ist meist nicht nur die Haut an den Oberschenkeln. Auch im Gesicht macht sie vielen Betroffenen zu schaffen. Diese Hautveränderungen entstehen aufgrund verstärkter Flüssigkeitsausscheidung, da die Wasserspeicherfähigkeit der Haut reduziert ist. Trockene Haut ist meist von Juckreiz begleitet. Knotenartige Juckreizerkrankungen wie die Necrobiosis lipoidica können Schwierigkeiten machen. Auch Nervenschädigungen machen sich im Hautbild bemerkbar. Dank einer diabetischen Neuropathie und entsprechenden Durchblutungsstörungen ist die Wundheilung gestört. Die Folge ist, dass die Abwehrbarriere geschädigt und das Immunsystem geschwächt ist. Es kommt leicht zu Infektionen und Hautveränderungen. Zusammengefasst führen der gestörte Flüssigkeitshaushalt sowie die Durchblutungs- und Nervenstörungen zu diesen Hautveränderungen.


Was hält die Haut gesund?

Um die Haut gesund zu erhalten, empfiehlt sich für Betroffene statt regelmäßiger Vollbäder besser kurzes, lauwarmes Duschen. Denn langes und zu heißes Baden entfettet die Haut zusätzlich. Sinnvoll sind parfumfreie, pflegende Substanzen wie beispielsweise Duschöle. Nach dem Duschen ist gründliches Abtrocknen wichtig - nicht rubbeln, sondern tupfen und dabei die Hautfalten nicht vergessen. Nach dem Abtrocknen sollte bei trockener Haut eine reichhaltige Pflege mit Harnstoff eingesetzt werden. Auch sollten Diabetiker ihre Haut vor Wind, Sonne und Kälte schützen. Bei starker Hitze oder großer Kälte wirken die natürlichen Regulationsmechanismen hier meist nicht mehr so gut wie bei Stoffwechselgesunden. Im Fall einer Hautinfektion, beispielsweise durch Pilze, sollte so schnell wie möglich der Hautarzt aufgesucht werden. Nur er kann beurteilen, um welche Erkrankung es sich genau handelt und wie ausgeprägt sie bereits ist. Der Hautarzt kann eine entsprechende Therapie einleiten. Diabetiker, die einen Fußpilz entwickelt haben, sollten nicht irgendeine Creme aus der Apotheke verwenden. Im Anschluss kann der Hautarzt keinen aussagekräftigen Abstrich mehr machen, und der Fußpilz kann nicht mehr vernünftig behandelt werden. Begleitend sollten Betroffene ihre Haut trocken halten, Schuhe mit Pilzpuder einstauben und Handtücher sowie Körperwäsche bei 60 Grad waschen.


Nicht zu lange warten

Leider lassen sich viele Betroffene zu viel Zeit und nehmen Hauterkrankungen nicht so ernst. Hinzu kommt bei den meisten Typ-2-Diabetikern Übergewicht, welches insbesondere die unteren Körperbereiche oft schwer zugänglich macht. Diese Areale werden dann nicht gründlich genug gepflegt und Hautveränderungen nehmen ihren Lauf. Häufig ist das Gesundheits- und Körperbewusstsein nicht so ausgeprägt, sonst wäre es bei manchen Hauterkrankungen gar nicht erst so weit gekommen. Und so lange es beispielsweise den Partner nicht stört, wird nichts unternommen. Hautfalten sind hier sehr problematisch. Sie müssen richtig gereinigt werden, sonst kann es zu Infektionen kommen. Oft ist der Leidensdruck auch nicht so groß, da ja zunächst nichts weh tut. Diabetiker mit einer Neuropathie haben zudem das Problem, dass sie - beispielsweise an den Füßen -ein vermindertes oder kein Schmerzempfinden mehr haben. Deshalb ist es immens wichtig, Füße täglich zu beobachten und nach Veränderungen oder Verletzungen zu schauen.


Je schlechter der Blutzucker, desto höher die Infektionsgefahr

Je mehr Zucker im Blut ist, desto mehr ist auch in der Haut. Das wiederum bietet einen optimalen Nährboden für Infektionen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Blutzuckerwerte möglichst normnah eingestellt sind. Neben einer täglichen Körperpflege empfiehlt sich der regelmäßige Besuch eines medizinisch geschulten, ausgebildeten Fußpflegers oder Podologen. Ferner ist es wichtig Füße besonders sensibel zu behandeln, damit keine Verletzungen entstehen können.


Kontakt
Dr. med. Christoph Liebich
Dermatologische Gemeinschaftspraxis
Hackenstr. 2
D-80331 München
Fon: 089-26 58 63
info@hautarzt-muenchen.com


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Duschen: ja, Baden eher selten. Vollbäder sind meist zu heiß und entfetten die Haut unnötig. Nach der Dusche gründliches Abtrocknen nicht vergessen, insbesondere an Füßen und in Körperfalten.

Fatale Entwicklung: Infektionen und Pilze nisten sich gerne in Hautfalten ein, die häufig durch Übergewicht auftreten. Auch wenn dies zunächst keine Beschwerden verursacht, sollte dies durch den Arzt therapiert werden.


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Quelle:
Diabetes-Journal Extra 11/2010, Seite 4 - 6
Herausgeber: Verlag Kirchheim + Co GmbH
Kaiserstr. 41, 55116 Mainz
Tel.: 06131/960 70 0, Fax: 06131/960 70 70
E-Mail: info@kirchheim-verlag.de
Internet: www.diabetes-journal.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2010