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LEBER/098: Hepatitis C - Neuer Test zur Einschätzung der Wirksamkeit der aktuellen Behandlung (idw)


Wissenschaftliche Abteilung / Französische Botschaft in derBundesrepublik Deutschland - 13.04.2011

Hepatitis C - neuer Test zur Einschätzung der Wirksamkeit der aktuellen Behandlung


Forscher des Inserm (Französisches Institut für Gesundheit und medizinische Forschung), des Pasteur-Instituts und der Paris-Descartes Universität haben die Profile von 50 Hepatitis C Patienten untersucht und entdeckt, dass die Konzentration des Proteins IP-10 im Blut Aufschluss über die Wirksamkeit der Standardbehandlung - Interferon plus Ribavirin - gibt. Diese Ergebnisse wurden am 4. Januar 2011 in der internationalen Fachzeitschrift The Journal of Clinical Investigation veröffentlicht [1].

Die Wissenschaftler haben einen prognostischen Test entwickelt, der 2011 vermarktet wurde. Dieser ermöglicht es, die Patienten über ihre Heilungschancen mit dieser Behandlung zu informieren, und, wenn nötig, sie über andere Therapienformen aufzuklären. Hepatitis C zählt heute zu den häufigsten Ursachen für chronische Viruserkrankungen der Leber, von der weltweit mehr als 170 Millionen betroffen sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jährlich 3 bis 4 Millionen neue Fälle hinzukommen. Das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist eine der Hauptursachen für Primärlebertumore (hepatozelluläre Karzinome), der weltweit fünfthäufigsten Tumorart. Zurzeit gibt es keinen Impfstoff dagegen. 80% der betroffenen Personen entwickeln eine chronische Hepatitis C, die ein hoher Risikofaktor für eine Leberzirrhose oder Krebs ist.
Seit etwa zehn Jahren ist die Behandlung mit Interferon und dem Virostatikum Ribavirin zur Bezugstherapie geworden. Es handelt sich hierbei jedoch um eine sehr langwierige Behandlung (24 bis 48 Wochen) mit erheblichen Nebenwirkungen (hohes Depressionsrisiko) und ermöglicht nur bei 50% der behandelten Patienten eine vollständige Heilung. Aus diesem Grund haben das Team um Matthew Albert vom Inserm/Pasteur Institut und das Team um Stanislas Pol (Paris-Descartes Universität, Cochin Institut Inserm U1016 und Abteilung für Hepatologie, APHP - Cochin Krankenhaus) beschlossen, gemeinsam zu erforschen, wir hoch die Heilungschancen mit dieser Behandlung sind. Mit Hilfe des Zentrums für Humanimmunologie des Pasteur Instituts haben die Wissenschaftler die Immunantwort von 50 Patienten untersucht. Sie haben das Protein IP-10 als Biomarker zur Vorhersage der Wirksamkeit der Behandlung ermittelt: Eine hohe Konzentration des Proteins im Plasma vor der Behandlung weist auf die Unwirksamkeit der Behandlung hin. Diese Beobachtung ist jedoch überraschend, da IP-10 als entzündungsförderndes Molekül gilt und demzufolge die Abwanderung der HCV-spezifischen T-Lymphozyten zur Leber erleichtern müsste. Es hat sich aber gezeigt, dass eine kurze Form des Proteins IP-10 die Rekrutierung von T-Lymphozyten hemmt, was die nur 50%ige Heilungschance mit dieser Methode erklärt.
Das amerikanische Unternehmen Rules-Based Medicine [2] wird einen prognostischen Test entwickeln, mit dem es möglich ist, die unterschiedlichen IP-10 Formen bei einer einfachen Blutentnahme zu erkennen. Dieser Test soll in Kürze den Gesundheitsdiensteinrichtungen zur Verfügung stehen und stellt einen Fortschritt bei der Verbesserung der Diagnose von Hepatitis C, aber auch von anderen chronischen Entzündungs- und Infektionskrankheiten dar.
Diese Forschungen wurden von der französischen Agentur für Aids- und Hepatitis-Forschung (ANRS) und dem Inserm gefördert.


Kontakte:
Stanislas Pol
Paris-Descartes Universität
Inserm Einheit, Abteilung Hepatologie
Cochin Krankenhaus
E-Mail: stanislas.pol@cch.aphp.fr

Matthew Albert
Pasteur Institut / Inserm Einheit
E-Mail: matthew.albert@pasteur.fr

[1] Originalpublikation:
"Evidence for an antagonist form of the chemokine CXCL10 in patients chronically infected with HCV"
Journal of Clinical Investigation - 04.01.2011
http://www.jci.org/articles/view/40594

[2] Webseite von Rules-Based Medicine:
http://www.rulesbasedmedicine.com/


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution688


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Marie de Chalup, 13.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2011