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NIERE/037: Forschung - Wachstum der Zystennieren gebremst (idw)


Universität Zürich - 05.11.2012

Wachstum der Zystennieren gebremst



Weltweit leiden mehrere Millionen Menschen an der Erbkrankheit Zystennieren. Forschern der Universität Zürich ist es zusammen mit Kollegen gelungen, bei Menschen das Wachstum dieser Zysten zu bremsen. Bisher konnten nur die Symptome von Zystennieren behandelt werden.

Zystennieren (autosomal-dominante polyzystische Nierenkrankheit ADPKD) ist eine der häufigsten Erbkrankheiten, die 1 Person von 1000 betrifft und weltweit für ein Nierenversagen von bis zu zehn Prozent der Patientinnen und Patienten verantwortlich ist. Charakteristisch für die Krankheit ist die Entwicklung von Zysten, die zu fortschreitendem Nierenversagen führen und bei den meisten Patienten im Alter von ca. 50 Jahren eine Dialyse oder Nierentransplantation bedingt. Ausserdem verursacht das unaufhaltsame Zystenwachstum Bluthochdruck und schmerzhafte Komplikationen. Obwohl die Krankheit seit mehr als einem Jahrhundert und ihre genetische Grundlage seit fast 20 Jahren bekannt sind, war bisher keine wirksame Behandlung vorhanden.

Nieren wuchsen nicht weiter

"Unsere Studie zeigt eine mögliche Behandlung auf, die das Nierenwachstum und die damit verbundenen Symptome vermindert und die Abnahme der Nierenfunktion verlangsamt", erklärt Prof. Olivier Devuyst vom Physiologischen Institut der Universität Zürich. Er ist einer der Hauptforscher der klinischen Studie Phase III, die jetzt im Wissenschaftsjournal "New England Journal of Medicine" erschienen ist.

An mehr als 1400 Patientinnen und Patienten wurde in weltweit 129 Zentren über die Dauer von drei Jahren Tolvaptan verabreicht. Das Medikament ist ein selektiver V2-Vasopressin-Rezeptorantagonist, der die Wirkung des antidiuretischen (die Harnausscheidung hemmenden) Hormons Vasopressin verringert und eine vermehrte Harnausscheidung bewirkt.

Untersucht wurde, ob Tolvaptan das Fortschreiten der Zystennierenerkrankung verlangsamt, indem es die Zysten reduziert und ihr Wachstum verlangsamt. "Das gesetzte Studienziel wurde erreicht", erklärt Prof. Devuyst. Bei Patienten, die Tolvaptan im Gegensatz zu Placebo während drei Jahren erhielten, verringerte sich das gesamte Nierenvolumen und damit traten weniger Krankheitskomplikationen auf, die Schmerzen verringerten sich und die Abnahme der Nierenfunktion wurde verlangsamt. Festgestellt wurden jedoch Nebenwirkungen wie vermehrte Harnausscheidung und Durst und mögliche Auswirkungen auf die Leberenzyme sowie den Blut-Natriumspiegel.

15 Jahre Forschungsarbeit

Die Studie ist der Abschluss einer 15-jährigen Forschungstätigkeit von Olivier Devuyst und andern Forschenden. Sie begannen damit, Transportmechanismen in Zellen zu untersuchen, die die Zysten auskleiden und identifizierten den V2-Vasopressin-Rezeptor als Auslöser der Zystennierenerkrankung. Im Mausmodell konnten sie zeigen, dass die Blockade dieses Rezeptors die Erkrankung verlangsamt und die Nierenfunktion verbessert.


Literatur:
Vicente E. Torres, Arlene B. Chapman, Olivier Devuyst, Ron T. Gansevoort, Jared J. Grantham, Eiji Higashihara, Ronald D. Perrone, Holly B. Krasa, John Ouyang, and Frank S. Czerwiec.
Tolvaptan in patients with autosomal dominant polycystic kidney disease.
New England Journal of Medicine. November 3, 2012.
Online-Publikation: NEJM.org.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mediadesk.uzh.ch
Medienmitteilung

Diese Studie entstand in Zusammenarbeit mit der klinischen Erforschung der ADPKD am Physiologischen Institut der Universität Zürich und der Klinik für Nephrologie am UniversitätsSpital Zürich (PD Dr. Andreas Serra, Prof. Rudolf Wüthrich). Das Forschungsteam der Nephrologischen Klinik betreut eine der grössten Gruppen von ADPKD-Patienten in Europa in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft polyzystischer Nierenerkrankung
(www.SwissPKD.ch)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution94

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Zürich, Nathalie Huber, 05.11.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2012