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MELDUNG/414: G20-Staaten müssen viel mehr in Kampf gegen Tuberkulose investieren (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 6. Juli 2017

Bericht: G20-Staaten müssen viel mehr in Kampf gegen Tuberkulose investieren
Riesige Lücken in Diagnose und Behandlung


Im Kampf gegen Tuberkulose (TB) hinken viele Länder noch immer hinterher: Rund 40 Prozent der Menschen, die weltweit mit Tuberkulose infiziert sind, werden nicht diagnostiziert oder behandelt. Dies zeigt der Bericht "Out of Step", den Ärzte ohne Grenzen zusammen mit der Stop TB Partnership zum G20-Gipfel in dritter Auflage veröffentlicht hat.

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der 10,4 Millionen mit TB infizierten Menschen leben in G20-Staaten. TB ist die derzeit tödlichste Infektionskrankheit weltweit. Im Jahr 2015 sind rund 1,8 Millionen Menschen an TB gestorben. Das sind 4.900 TB-Tote pro Tag.

TB spielt auch im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen eine wichtige Rolle: Von den rund 700.000 Menschen, die im Jahr 2015 an den Folgen von Antibiotika-Resistenzen gestorben sind, war ein Drittel an antibiotika-resistenten Formen der TB erkrankt. Antibiotikaresistenzen werden beim G20-Gipfel in Hamburg ein Thema sein.

Der "Out of Step"-Bericht umfasst Daten aus 29 Ländern, in denen rund 82 Prozent aller TB-Infizierten leben. Er beleuchtet, wie TB in den Ländern jeweils behandelt und mit welchen politischen Maßnahmen die medizinische Versorgung der Patienten flankiert wird.

Wie der Bericht zeigt, müssten die meisten der untersuchten Länder viel mehr tun, um Menschen mit TB angemessen zu behandeln. Trotz einiger Fortschritte in der Therapierung, haben die meisten Länder noch immer nicht die neueren Produkte eingeführt, die für die Bekämpfung von TB eigentlich zur Verfügung stünden. Große Lücken gibt es zum Beispiel noch immer in der Diagnose der Infektion, die für eine wirksame Behandlung der Erkrankten essentiell ist. So wurden im Jahr 2015 schätzungsweise 4,3 Millionen Fälle von TB nicht als solche diagnostiziert.

Auch in die Forschung und Entwicklung im Bereich TB muss viel mehr investiert werden. Seit Kurzem gibt es zwar zwei neue Antibiotika gegen Tuberkulose - nach knapp 50 Jahren ohne jeglichen medizinischen Fortschritt in der Behandlung der Krankheit. Doch diese Therapien sind zum einen bisher nur für einen Bruchteil der Patienten zugänglich, die sie brauchen. Außerdem muss weiterhin an neuen Antibiotika geforscht werden, um alle Formen der Tuberkulose schnell und wirksam bekämpfen zu können.

"Wie sollen Menschen gegen TB behandelt werden, wenn sie nicht einmal richtig diagnostiziert sind", fragt Marco Alves von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. "Wenn Staaten nicht sicherstellen, dass Menschen getestet werden können, wird es weiterhin viele absolut unnötige Todesfälle durch TB geben. Die Staats- und Regierungschefs der G20 müssen Ressourcen mobilisieren, um eine bessere Diagnose und Behandlung von Menschen mit TB möglich zu machen. Konkrete Schritte im Kampf gegen TB sind ein zentrales Element im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. Dem müssen die G20 Rechnung tragen und den Kampf gegen TB in ihre Abschlusserklärung aufnehmen."

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 6. Juli 2017
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2017

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