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THERAPIE/246: Antiseptika - Effektive Infektionsvermeidung ... wenn richtig eingesetzt (DGIM)


Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin - 12. Juni 2018

Antiseptika: Effektive Infektionsvermeidung - wenn richtig eingesetzt

Infektiologen weisen auf Möglichkeit der Resistenzbildung hin


Köln - Alkohol und Jod - als klassische Mittel zur Haut- oder Wunddesinfektion haben sie das Bild der Antiseptika geprägt: Sie sind schnell wirksam und universell einsetzbar. Mittlerweile haben aber auch andere Antiseptika ihren festen Platz in der Klinikhygiene gefunden. Wirkstoffe wie Chlorhexidin oder Octenidin bleiben auf der Haut länger wirksam, allerdings können Keime gegen sie resistent werden. Wie ihr Einsatz geregelt sein sollte, um Resistenzen und andere negative Effekte zu vermeiden - darüber werden Infektiologie-Experten auf einer Pressekonferenz anlässlich des Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2018) am 21. Juni 2018 in Köln diskutieren.

Resistenzen gegen Antibiotika stellen ein häufiges und vieldiskutiertes Problem dar. Im Vergleich dazu findet die Tatsache, dass die unspezifischer wirkenden Antiseptika - beispielsweise Chlorhexidin und Octenidin - ebenfalls zu Resistenz oder Toleranz führen können, wenig Aufmerksamkeit. "Solche Resistenzen sind in den letzten Jahren in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen worden", sagt Professor Dr. med. Simone Scheithauer, Leiterin der Zentralabteilung Krankenhaushygiene und Infektiologie an der Universitätsmedizin Göttingen und Vizepräsidentin des KIT. Besonders beunruhigend sei die Beobachtung, dass damit in manchen Fällen auch eine Unempfindlichkeit gegenüber wichtigen Reserveantibiotika einhergehe. Der Einsatz von Antiseptika solle daher auf keinen Fall unkritisch erfolgen.

Allgemein sollte der Einsatz von Antiseptika im Krankenhaus einem gestaffelten Schema folgen, so die Krankenhaushygiene-Expertin. Die Grundlage bilden unverzichtbare Basismaßnahmen, mit denen sich die Rate von Infektionen auch mit Krankenhauskeimen nachweislich reduzieren lässt. Dazu zählen etwa die Händedesinfektion, aseptische Technik bei Gabe von Infusionen und dem Verbandswechsel und auch korrekte Durchführung der Hautdesinfektion vor Anlage eines Katheters und einer Operation. Wenn individuelle Risikofaktoren des Patienten es erfordern oder es neue Erkenntnisse aus der Forschung gibt, können und sollen diese Basismaßnahmen ergänzt werden", sagt Scheithauer. Dasselbe gelte auch in Ausbruchssituationen oder auch bei auffallend hohen Infektionsraten in der Abteilung. Wie eine sinnvolle und durch Studien belegte Staffelung aussehen kann, illustriert sie am Beispiel des Gefäßkatheters: Als neue Basismaßnahme gilt hier die Verwendung eines remanent wirksamen Hautdesinfektionsmittels. Als erste Zusatzmaßnahme gilt hier die Anlage antiseptischer Folienverbände. Wenn die Infektionsraten auch dann hoch bleiben, kann auf antiseptische Ganzkörperwaschungen zurückgegriffen werden. Nur im Einzelfall sollten bei ausgewählten Patienten beschichtete Katheter zum Einsatz kommen. "Wichtig ist, dass diese Zusatzmaßnahmen nie ohne speziellen Anlass eingesetzt werden", sagt Scheithauer. Parallel dazu müssten immer auch die Basismaßnahmen überprüft werden - es sei wichtig zu klären, warum diese nicht ausreichend wirkten und ob Anwendung und Umsetzung in der jeweiligen Klinik verbessert werden müssten.

Über den geeigneten Umgang mit Antiseptika, sowie die Möglichkeiten und Risiken ihrer Anwendung wird Professor Scheithauer auch auf der Pressekonferenz in Köln sprechen. Weitere Themen werden die Antibiotic Stewardship im ambulanten Bereich sein, der Herdenschutz durch Impfungen, die Facharztausbildung zum Infektiologen, sowie die mögliche Übertragung tropischer Infektionskrankheiten durch europäische Stechmücken.

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Pressemitteilung vom 12. Juni 2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2018

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