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MELDUNG/054: Bedeutung der Genderforschung in der Medizin - Männer wollen Bilder, Frauen brauchen Text (BMBF)


BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung - 7. März 2013

Männer wollen Bilder, Frauen brauchen Text

Ministerin Wanka betont zum Weltfrauentag Bedeutung der Genderforschung: "Sie hilft, Medikamente oder technische Geräte passgenauer zu entwickeln."



Brauchen Roboter ein Geschlecht? Warum erkranken Frauen an manchen Tumoren häufiger als Männer? Welche Erwartungen haben Männer an technische Geräte? Antworten auf Fragen wie diese liefert die Genderforschung. Sie hat sich zu einem interdisziplinären Forschungsgebiet mit großem Innovationspotenzial für Wissenschaft und Gesellschaft entwickelt. "In vielen Forschungsbereichen, etwa in der Medizin und in der Pflege, sind Gender-Aspekte sehr wichtig", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka anlässlich des Weltfrauentages in Berlin. "Sie helfen, bestimmte Produkte wie Medikamente oder technische Geräte noch passgenauer auf die Bedürfnisse der Menschen - Männer und Frauen - hin zu entwickeln." Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat deshalb die Erforschung geschlechterbezogener Fragestellungen in den vergangenen sechs Jahren gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) mit insgesamt 32 Mio. Euro unterstützt.

So hat die Fraunhofer Gesellschaft mit Förderung des BMBF beispielsweise einen Leitfaden erstellt, anhand dessen Gender-Aspekte in Forschungsvorhaben erkannt und bewertet werden können. Bei der Entwicklung von Pflegerobotern etwa ist zu berücksichtigen, dass die Pflege von Frauen andere Anforderungen an die technische Gestaltung und an die Funktionalität des Roboters stellt als die Pflege von Männern: Männer sind in der Regel größer und stärker als Frauen. Werden etwa Roboter, die als Gehhilfe dienen sollen, zu groß gebaut, können sie Frauen die Sicht versperren. Assistenzsysteme, deren Handhabung zu viel Kraft erfordert, eignen sich nicht für Frauen. Auch bei der Bedienung müssen geschlechtsspezifische Unterschiede berücksichtigt werden: Hier gibt es Beobachtungen, dass Frauen beim Touchscreen eher auf Text und damit auch auf Menüleisten und Hinweise achten, während Männer sich stärker von Bildern angesprochen fühlen. Schließlich unterscheidet sich auch die Erwartung an die Art der Hilfeleistung: Ältere Frauen wünschen sich eher Unterstützung bei der Körperpflege, Männer brauchen Hilfe im Haushalt.

In dem medizinischen Verbundvorhaben "Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie, Neurowissenschaften und Genetik/Tumorforschung" gehen Forscher unter anderem der Frage nach, warum Schilddrüsenkarzinome bei Frauen häufiger vorkommen als bei Männern, oder welchen Einfluss Hormone auf die Gedächtnisleistung von (gesunden) Frauen haben. Die Ergebnisse aus solchen Forschungsprojekten können wichtige Hilfe leisten bei der maßgeschneiderten Therapie von Krankheiten bei Männern und Frauen oder bei der Dosierung von Medikamenten.

Auch wenn es darum geht, die Anzahl von Frauen in den Gestaltungspositionen unserer Gesellschaft zu erhöhen, brauchen wir die Erkenntnisse der Genderforschung. "Erst müssen wir wissen, warum so viele begabte Wissenschaftlerinnen die Hochschulen nach der Promotion verlassen, dann können wir geeignete Gegenmaßnahmen entwickeln und die Potentiale der Frauen für Wissenschaft und Forschung erhalten", so Ministerin Wanka. "Die Genderforschung hat zum Beispiel aufgezeigt, dass Frauen - auch an Hochschulen und Forschungsinstituten - oft an Männernetzwerken scheitern und dass sie ein besonders hohes Gewicht auf eine verlässliche Anschlussbeschäftigung nach der Promotion legen. Wir haben als Antwort darauf das Professorinnenprogramm ins Leben gerufen, das gerade in die zweite Runde geht."

Zurzeit läuft darüber hinaus eine neue Förderrichtlinie zum Ausbau von innovativen Forschungskooperationen und zur Stärkung der Netzwerktätigkeit im Förderbereich Chancengerechtigkeit. Projektskizzen können noch bis zum 15. November 2013 eingereicht werden. Für diese neue Förderlinie stellt das BMBF mindestens zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Informationen zum Förderbereich Chancengerechtigkeit erhalten Sie unter:
http://www.bmbf.de/de/474.php

Die neue Förderrichtlinie finden Sie unter:
http://www.bmbf.de/foerderungen/20156.php

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Quelle:
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung
Pressemitteilung Nr. 021/2013 vom 7.3.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2013