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PSYCHOLOGIE/076: Forscher bestätigen langfristige positive Effekte von Schönheitsoperationen (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 11.03.2013

Warum sich Menschen unter das Messer legen

- Schönheitschirurgie macht glücklich
- Psychologen aus Bochum und Basel bestätigen langfristige positive Effekte



In einer Langzeitstudie hat Prof. Dr. Jürgen Margraf, Alexander von Humboldt-Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der RUB, in Kooperation mit Kollegen von der Universität Basel die psychologischen Effekte von Schönheitsoperationen bei rund 550 Patienten untersucht. Die Patienten zeigten mehr Lebensfreude, Zufriedenheit und Selbstwert, nachdem ihr physisches Erscheinungsbild chirurgisch verändert worden war. Die Ergebnisse der bisher weltweit größten Studie zu diesem Thema berichten die Forscher in der Zeitschrift "Clinical Psychological Science".

Ziel der Forschung

Die Forscher untersuchten, ob sich Patienten, die sich einer Schönheitsoperation unterziehen, systematisch von anderen Menschen unterscheiden, welche Ziele sie sich vor der OP setzen und ob sie diese danach erreichen. Die Wissenschaftler verglichen 544 erstmals operierte Patienten mit zwei weiteren Gruppen: einerseits mit 264 Personen, die sich früher eine Schönheitsoperation gewünscht hatten und sich dann doch dagegen entschieden; andererseits mit rund 1000 Menschen aus der Allgemeinbevölkerung, die sich nie für eine solche Operation interessierten. Der Wunsch nach einem besseren Aussehen aus ästhetischen Gründen tritt meist bei jüngeren Menschen mit einem leicht überdurchschnittlichen Einkommen auf. Frauen repräsentieren 87 Prozent aller Patienten, die sich für ästhetische Chirurgie entscheiden. Insgesamt gab es zwischen den drei untersuchten Gruppen keine nennenswerten Unterschiede in psychologischen und gesundheitlichen Variablen wie etwa psychischer Gesundheit, Lebenszufriedenheit oder Depressivität.

Die meisten Patienten erwarten von der Operation nicht das Unmögliche

Mit einem psychologischen Instrument, dem sogenannten "Goal Attainment Scaling", untersuchten die Forscher, welche Ziele die Patienten mit den Schönheitsoperationen erreichen wollten. Neben offenen Fragen standen zehn Standardziele zur Auswahl, unter anderem auch zwei offenkundig unrealistische: "Alle meine Probleme werden gelöst" und "Ich werde ein völlig neuer Mensch". Nur 12 Prozent der Befragten gaben diese unrealistischen Standardziele an. Bei den offenen Fragen antworteten die Patienten insgesamt realistischer, indem sie solche Wünsche wie "sich wohler fühlen", "Schönheitsfehler beseitigen" und "mehr Selbstbewusstsein entwickeln" äußerten.

Langfristige Verbesserungen der psychologischen Variablen nach der Operation

Die Psychologen testeten die Patienten vor der Operation sowie drei, sechs und zwölf Monate danach. Im Durchschnitt gaben die Probanden an, das gewünschte Ziel erreicht zu haben und mit dem Ergebnis lange Zeit zufrieden zu sein. Im Vergleich zu denjenigen, die sich gegen eine Schönheitsoperation entschieden hatten, fühlten sich die Patienten gesünder, waren weniger ängstlich, entwickelten mehr Selbstwert und fanden besonders das operierte Körpermerkmal, aber auch den Körper allgemein, attraktiver. Negative Effekte stellten die Forscher nicht fest. Damit konnten sie ein hohes Niveau für den durchschnittlichen Therapieerfolg der ästhetischen Chirurgie auch auf psychologische Merkmale belegen.


Titelaufnahme
J. Margraf, A. H. Meyer, K. L. Lavalee (2013):
Well-being from the knife? Psychological effects of aesthetic surgery
Clinical Psychological Science doi: 10.1177/2167702612471660

Weitere Informationen
Prof. Dr. Jürgen Margraf
AE Klinische Psychologie & Psychotherapie,
Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum
E-Mail: juergen.margraf@rub.de

Redaktion:
Palina Turok

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution2

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 11.03.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2013