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HINTERGRUND/134: Studierende im Rockhimmel (JOGU Uni Mainz)


[JOGU] Nr. 206, November 2008
Das Magazin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Studierende im Rockhimmel
Band auf Augenhöhe mit Szene-Größen

Von Dimitri Taube


Umwerfend, phänomenal, überwältigend: Drei Studenten der Johannes-Gutenberg-Universität haben in diesem Jahr Erfahrungen gemacht, die sie nie wieder vergessen werden. Mit ihrer Rockband "Mr. Virgin And His Love Army" spielten sie auf großen Musikfestivals wie Rock am Ring und durften sich wie echte Rockstars fühlen. Angefangen hatte alles im Frühjahr - mit einer Abstimmung im Internet.


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Alles ist größer als sonst, alles professioneller. Die fünf jungen Musiker staunen, sind beeindruckt und begeistert - vom Zelt, von der Bühne, vom Sound, einfach vom gesamten Ablauf. "Wow", denken sie sich. Für sie ist das fast eine neue Welt. Denn normalerweise spielen sie in Clubs mit einem eher mittelmäßigen Sound, in Städten wie Bad Dürkheim oder Bensheim.

Nicht so hier, denn hier sind sie bei Rock am Ring, einem der populärsten Rockfestivals der Republik. Für die Gruppe ist es das erste Mal. Es ist gigantisch, sie genießt die Stunden. Ebenso ihre Begegnungen mit Star-Musikern hinter der Bühne; es sind lockere Begegnungen, auf Augenhöhe.

Die Band heist "Mr. Virgin And His Love Army". Die Musiker stammen aus verschiedenen Ecken der Erde: Sänger Christopher W. Brando kommt aus den USA, Schlagzeuger Andi Atomic aus Deutschland, und Waldimir Waldewic, der Mann am Keyboard und am "Russian Percussion", stammt aus Russland. Das Trio studiert an der Johannes-Gutenberg-Universität.

Die beiden anderen Bandmitglieder sind Gitarrist Nils Gunnarsson aus Schweden und Bassist Mörice Copper aus Kanada. Der Standort der Band ist Worms, dort befindet sich auch der Proberaum. Kennengelernt haben sich die Musiker beim Bowling in Schweden, seitdem bezeichnen sie ihren Rock-Stil als "Rock'n'Bowl".

Bei Rock am Ring durften sie im Sommer spielen, weil sie sich zuvor in einem Wettbewerb gegen andere durchgesetzt hatten. Das war im Frühjahr; da fing das Superjahr der Band an. Von 1.200 Bands, die sich für den Wettbewerb anmeldeten, wählte eine Jury 50 aus. Diese 50 stellten sich einer Abstimmung im Internet. Am Ende durften die 20 besten am Nürburgring auftreten - darunter "Mr. Virgin And His Love Army".

Bei Rock am Ring stand jede Gruppe zwölfeinhalb Minuten auf der Bühne. Wichtigstes Kriterium: Welchen Eindruck machen die Bands live? Eine Jury bestimmte danach die Top Ten - und auch da war die Band mit den Mainzer Studenten wieder dabei. Für die zehn Gewinner-Formationen hieß es: drei zusätzliche Auftritte bei Hurricane, Highfield und Area Four.

Eine normale Band bekommt in der Regel keine Chance, einfach mal so auf diesen Festivals aufzutreten. Doch für das Quintett ging es sogar noch weiter: Die Band überzeugte so sehr, dass sie es unter die besten Drei des Wettbewerbs schaffte. Der Lohn: Am Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober standen sie in Berlin am Brandenburger Tor erneut auf der großen Bühne - der Höhepunkt des Jahres.

Für "Mr. Virgin And His Love Army" war es eine wunderbare Erfahrung, auf Festivaltour zu gehen und Musik vor mehreren hundert Zuschauern machen zu können - und dann auch noch hinter den Kulissen auf Szene-Größen wie Danko Jones oder "The Hives" zu treffen. Aber auch einige Leute aus dem Business kennenzulernen und vielversprechende Kontakte zu knüpfen.

Auf diese Weise ist aus der "love Army" in der Zwischenzeit durchaus mehr geworden als eine "normale" Studenten-Band, die nur so ein bisschen hobbymäßig und ganz nebenbei Musik macht. Andi Atomic spricht von "prägenden Erfahrungen" und sagt: "Es war klasse, auch mal einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen zu werfen - phänomenal, so eine Möglichkeit bekommt man nicht oft."

Die Band habe die Zeit sehr genossen und sei sich einig: "Wir wollen das noch einmal erleben, und darauf arbeiten wir hin." Innerhalb der Band habe sich vieles getan, und diesen Schwung wolle man jetzt nutzen, um professioneller zu werden. Ihre Motivation sei durch die Tour um hundert Prozent gestiegen. Andi Atomic: "Wir haben gesehen, dass wir mit unserer Art und unserer Musik ankommen, und jetzt wollen wir daran anknüpfen und uns weiterentwickeln."

Komplett umkrempeln mussten die Fünf ihr Leben nicht, es sind eher Kleinigkeiten, die sich verändert haben. Kleinigkeiten, die das Dasein als Band vereinfachen. Wenn sie künftig zum Beispiel zu einer Single ein Video drehen möchten, wissen sie jetzt, an wen sie sich am besten wenden sollen. Und ihre Erinnerungen kann den Jungmusikern sowieso keiner mehr nehmen. Wer weiß, vielleicht erzählen sie ja mal ihren Enkelkindern von diesem ereignisreichen Jahr 2008.


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Quelle:
[JOGU] - Magazin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Nr. 206, November 2008, Seite 23
Herausgeber: Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch
Tel.: 06131/39-223 69, -205 93; Fax: 06131/39-241 39
E-Mail: AnetteSpohn@verwaltung.uni-mainz.de

Die Zeitschrift erscheint viermal im Jahr.
Sie wird kostenlos an Studierende und Angehörige
der Johannes Gutenberg-Universität sowie an die
Mitglieder der Vereinigung "Freunde der Universität
Mainz e.V." verteilt.


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2009