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MELDUNG/164: Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft für Richard Wielebinski (idw)


Astronomische Gesellschaft - 05.09.2017

Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft für Richard Wielebinski


Die Astronomische Gesellschaft (AG) verleiht die Karl-Schwarzschild-Medaille dieses Jahr an Prof. Dr. Richard Wielebinski vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Es ist die höchste Auszeichnung aus Deutschland im Bereich Astronomie und Astrophysik. Mit Richard Wielebinski ehrt die AG einen herausragenden Radioastronomen.


Quelle: © Daniel Fischer

Prof. Dr. Richard Wielebinski vor einem Modell des 100m-Radioteleskops Effelsberg, welches primär für die Struktur- und Magnetfelduntersuchungen von Galaxien in seiner Abteilung genutzt wurde.
Quelle: © Daniel Fischer

Prof. Dr. Richard Wielebinski studierte in Hobart (Australien) und ab Beginn der 1960er Jahre in Cambridge (Großbritannien) am berühmten Cavendish-Laboratorium. Dort promovierte er beim bekannten Radioastronomen und späteren Nobelpreisträger Martin Ryle. Ab 1963 arbeitete Richard Wielebinski wieder in Australien an der Universität Sydney, bevor er 1969 zum Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn berufen wurde. Dort erbaute man gerade das berühmte 100-Meter-Radioteleskop (an der Außenstelle Effelsberg in der Eifel).

"Mit seinen Forschungsarbeiten über Pulsare, das Radiokontinuum und vor allem im Bereich galaktischer und intergalaktischer Magnetfelder leistete Prof. Dr. Wielebinski hervorragende Beiträge, die wesentlich zu unserem Verständnis der physikalischen Eigenschaften verschiedenster Objekte und Strukturen im Universum beigetragen haben", so der Präsident der Astronomischen Gesellschaft, Prof. Dr. Matthias Steinmetz. Hintergrund ist, dass ein möglichst vollständiges Verständnis der Physik astronomischer Phänomene nur durch Beobachtungen in möglichst vielen Wellenlängen- und Energiebereichen erreicht werden kann, da sich unterschiedliche Prozesse in der Regel auch in unterschiedlicher Strahlungsemission zeigen. "Man darf nicht vergessen, dass die Radioastronomie noch in den ersten Jahren seiner aktiven wissenschaftlichen Karriere das einzige weitere Beobachtungsfenster ins All neben der klassischen optischen Astronomie war. Von der heutigen Multifrequenzastronomie war man damals noch weit entfernt", so Matthias Steinmetz weiter.

Insbesondere seine ab Anfang der 1970er Jahre intensivierten Messungen von Magnetfeldern und der Polarisation bei Zentimeter-Wellenlängen und der Einsatz der Radiointerferometrie lieferten beeindruckende Radiokarten von Galaxien und ihrer Magnetfeldstruktur mit einer nie zuvor erreichten Auflösung. Bei der Radiointerferometrie werden mehrere Radioteleskope zusammengeschaltet, die dann wie ein riesiges Einzelteleskop arbeiten - bei der sogenannten Very Long Baseline Interferometrie sind das sogar Teleskope auf verschiedenen Kontinenten. Am MPIfR baute Richard Wielebinski weltweit beachtete Forschungsgruppen für Pulsare und kosmische Magnetfelder auf.


Quelle: © MPIfR/Patricia Reich

Der 408-MHz-All-Sky-Survey - der Gesamthimmel im Radiolicht. Dieses Bild kann als die frühe Visitenkarte des Preisträgers und der Arbeit seiner Radiokontinuumsabteilung am MPIfR angesehen werden.
Quelle: © MPIfR/Patricia Reich

Über seine wissenschaftlichen Leistungen hinaus gab Prof. Wielebinski wesentliche Impulse für die Entwicklung der Beobachtungsmöglichkeiten der Radioastronomie, vor allem im Bereich der polarisierten Radiostrahlung im Hinblick auf kosmische Magnetfelder. Prof. Dr. Wielebinski war und ist zudem federführend in verschiedenen großen internationalen Kooperationen, darunter verstärkt auch Projekte in Zusammenarbeit mit der chinesischen Akademie der Wissenschaften wie z.B. die Untersuchung der polarisierten Radiostrahlung in der Ebene unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße.

Richard Wielebinski war mehrere Jahre Vorsitzender der Radioastronomie-Kommission des Weltdachverbandes International Union of Radio Science (U.R.S.I.), hat eine Forschungsprofessur in China und befasst sich zudem als Mitglied einer Arbeitsgruppe der Internationalen Astronomischen Union (IAU) mit der Geschichte der Radioastronomie. Der 2004 emeritierte Preisträger erhielt zudem mehrfach hohe Auszeichnungen, darunter der Max-Planck-Forschungspreis (1992) und verschiedene Ehrendoktorwürden wie z.B. die der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń.

Die Ehrung und die anschließende Schwarzschild-Vorlesung des Preisträgers finden am 19. September ab 9 Uhr im Rahmen einer Festveranstaltung im großen Hörsaal 1 der Fakultät für Physik (Göttingen, Friedrich-Hund-Platz 1) statt. Die Veranstaltung ist Teil der Herbsttagung der AG 2017 in Göttingen (18.-22. September).


Webseite zur Herbsttagung der Astronomischen Gesellschaft:
ag2017.uni-goettingen.de

Webseite der Astronomischen Gesellschaft:
www.astronomische-gesellschaft.de

Die 1863 gegründete Astronomische Gesellschaft (AG) ist eine moderne astronomische Organisation mit mehr als 800 Mitgliedern zur Förderung von Astronomie und Astrophysik und der wissenschaftlichen Vernetzung. Zu ihren wichtigsten Aktivitäten zählen die Durchführung von wissenschaftlichen Tagungen, die Herausgabe von Publikationen, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Auszeichnung hervorragender WissenschaftlerInnen, sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bildung.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1644

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Astronomische Gesellschaft, Dr. Klaus Jäger, 05.09.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2017

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