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PLANET/439: Anzeichen von flüssigem Wasser auf dem Mars entdeckt (idw)


Universität Bern - 05.08.2011

Anzeichen von flüssigem Wasser auf dem Mars entdeckt


Neue Bilder der NASA-Raumsonde "Mars Reconnaissance Orbiter" zeigen erstmals Spuren von fliessendem Wasser auf der Mars-Oberfläche. Damit rückt die Suche nach Leben auf dem Roten Planeten immer näher. Ein internationales Forscherteam mit Berner Beteiligung publiziert heute ihre Studie im Journal "Science".

In den letzten Jahren konnten Raumsonden auf NASA-Missionen bereits nachweisen, dass es auf dem Mars Wassereis und Wasserdampf gibt. Die Suche nach flüssigem Wasser gestaltete sich jedoch schwieriger. Flüssiges Wasser gilt als eine der Bedingungen, damit Leben entstehen kann. Nun wurden auf der Mars-Oberfläche dunkle Fliessspuren auf steilen Hängen (mit einem Gefälle von 25-40 Prozent) entdeckt. Dies zeigen neue Bilder der Kamera des "High Resolution Imaging Science Experiment" (HiRISE) an Bord der NASA-Raumsonde "Mars Reconnaissance Orbiter".

Im Mars-Frühling treten die dunklen Fliessspuren in Erscheinung - hier an einer Kraterwand im 'Newton Basin'. - Bild: © NASA/Uni Arizona/Uni Bern

Im Mars-Frühling treten die dunklen Fliessspuren in Erscheinung - hier an einer Kraterwand im "Newton Basin".
Bild: © NASA/Uni Arizona/Uni Bern

Die Fliessspuren erscheinen und wachsen in den warmen Mars-Jahreszeiten und schwinden in den kalten Jahreszeiten wieder. Die Spuren sind sehr schmal - meistens fünf Meter breit - und verteilen sich auf verschiedene Stellen auf den mittleren Breitengraden des Mars. Dabei kann eine einzige Fundstelle mehrere Hundert Fliessspuren aufweisen. "Die plausibelste Erklärung für dieses Phänomen ist, dass es von fliessendem Wasser verursacht wird", erklärt Prof. Nicolas Thomas vom Center of Space and Habitability (CSH) der Universität Bern und Mitglied des HiRISE-Teams. Dabei fliesst das Wasser in Form einer Salz-Wasser-Lösung den Hang hinunter, sobald die Temperaturen im Mars-Sommer über den Gefrierpunkt steigen. Dadurch verfärbt sich die Oberfläche dunkel. Das Wasser verdampft dann mit der Zeit, und im Übergang zum Mars-Winter hellt sich die Oberfläche wieder auf. Die Studie des internationalen Forscherteams wird nun im Fachjournal "Science" publiziert.

Im Mars-Winter verschwinden die Spuren wieder. - Bild: © NASA/Uni Arizona/Uni Bern.

Im Mars-Winter verschwinden die Spuren wieder.
Bild: © NASA/Uni Arizona/Uni Bern.

Die Suche nach der Quelle

Nicolas Thomas hat mit seiner Gruppe "Planetary Imaging" am Center for Space and Habitability (CSH) ein Lichtstreuungs-Verfahren entwickelt, mit dem untersucht werden kann, wie Licht von wassergetränkten, Mars-ähnlichen Oberflächen reflektiert wird. "Allgemein sind wir sehr skeptisch, was Nachweise von flüssigem Wasser auf dem Mars anbelangt - aber dies hier ist der vielversprechendste Beweis, den wir bisher haben"", sagt Thomas. "Wenn wir nach Leben auf dem Mars suchen, dann sollten wir an diesen Stellen anfangen". Es bestehen aber noch Fragezeichen: Laut den Forschenden fehlt der Nachweis von Quellen, die jedes Mars-Jahr aufs Neue Salz-Wasser-Lösungen produzieren - und dies sei nicht so einfach. Das Forscherteam wird nun die Fliessspuren in den kommenden Monaten weiter beobachten, um Schwankungen zu untersuchen und herauszufinden, ob diese Erscheinungen sich nur auf einzelne lokale Stellen auf dem Mars beschränken.

Quellenangabe:
Alfred S. McEwen, Jujendra Ojha, Colin M. Dundas, Sarah S. Mattson, Shane Byrne, James J. Wray, Selby C. Cull, Scott L. Murchie, Nicolas Thomas, Virginia C. Gulick:
Seasonal Flows on Warm Martian Slopes,
Science, doi:10.1126/science.1204816

Weitere Informationen Sie unter:
http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2011/wasserspurenmars/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution57


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Bern, lic. phil. Nathalie Matter, 05.08.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2011