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PLANET/461: Ein Maulwurf für Enceladus (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 5/12 - Mai 2012
Zeitschrift für Astronomie

Nachrichten

Ein Maulwurf für Enceladus



Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeitet an einem innovativen Projekt zur Erkundung des Saturnmonds Enceladus. Geplant ist eine Art von »heißem Maulwurf«, der sich in die Eiskruste des Trabanten hineinschmelzen soll. Dabei soll eine Sonde in der Nähe einer der aktiven Verwerfungen am Südpol landen, aus denen ständig Fontänen aus Wasserdampf und Eispartikeln austreten. Hier hoffen die Planetenforscher schon in einer Tiefe von 100 bis 200 Metern auf flüssiges Wasser im Untergrund zu stoßen. Dieses Wasser enthält vermutlich organische Verbindungen und vielleicht finden sich darin auch Spuren von Leben.

Nach ihrem Niedergehen auf Enceladus soll die Landesonde den »IceMole«, den Eismaulwurf, aussetzen. Dieser heizt sich, von der Landesonde mit Elektrizität versorgt, auf und schmilzt sich in den Untergrund aus Wassereis hinein. Er bleibt dabei mit einem Kabel mit der Muttersonde verbunden und gräbt sich etwa 100 Meter tief in den Untergrund ein, um auf eine wasserführende Spalte zu stoßen. Dabei lässt er sich, anders als bisherige Eissonden, die auf irdischen Eisschilden eingesetzt werden, in jede Raumrichtung steuern. Die Apparatur ist mit Analysengeräten ausgestattet, welche die chemische Zusammensetzung des Enceladus-Wassers ermitteln und es nach Schwebstoffen oder gar Lebensformen durchsuchen sollen.

Noch ist dieser Vorschlag nur ein Projekt, und es scheint derzeit völlig unklar, wie der Eismaulwurf auf den kleinen Saturnmond gelangen soll. Alle Planungen für eine weitere Raumsonde zu Saturn und seinen Monden sind gestoppt, denn die US-Raumfahrtbehörde NASA muss sparen, und auch der ESA fehlen die Mittel für eine solch aufwändige Mission. Dennoch werden die Konzepte zumindest auf der Erde getestet. Das DLR probierte zusammen mit der FH Aachen einen ersten Prototypen auf dem Morteratsch-Gletscher in der Schweiz aus, der sich erfolgreich in dessen Eismassen hineinschmolz. Er erreichte nach einigen Metern einen im Gletschereis eingeschlossenen See. In seiner nächsten Entwicklungsstufe soll der Eismaulwurf im antarktischen Eisschild getestet werden.

DLR, 25. Februar 2012

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w i s - wissenschaft in die schulen

Was ist WiS?
Das Projekt Wissenschaft in die Schulen! wendet sich an Lehrerinnen und Lehrer, die ihren naturwissenschaftlichen Unterricht mit aktuellen und praktischen Bezügen anschaulich und abwechslungsreich gestalten wollen - und an Schülerinnen und Schüler, die sich für Vorgänge in der Natur begeistern und ein tieferes Verständnis des Universums gewinnen möchten.

Um diese Brücke von der Wissenschaft in die Schulen zu schlagen, stellt WIS didaktische Materialien als PDF-Dokumente zur Verfügung (kostenloser Download von der Internetseite www.wissenschaft-schulen.de).

WiS in Sterne und Weltraum
Zu obigem Beitrag steht das WiS-Materialien »Heiße Löcher im Eis« zur Verfügung: Es stellt die Frage, wieviel Energie benötigt wird, um eine 100 Meter dicke Eisschicht zu durchbohren. Anhand dieser Überlegung soll das Konzept der Energie vertieft werden, wobei die Schüler die wunderbare Welt der Planetenmonde im Sonnensystem kennenlernen.

Mit Hilfe der ID-Nummer 1128722 ist das Material auf der Seite www.wissenschaft-schulen.de/artikel/ID-Nummer als Download unter dem Link »Zentrales WiS!-Dokument« zugänglich.

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Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Der »Eismaulwurf« hat bereits eine erste Bewährungsprobe auf der Erde hinter sich. Hier wird er von Wissenschaftlern der FH Aachen in der roten Startvorrichtung auf das Eis des Morteratsch-Gletschers abgesetzt. Danach schmolz er sich in das Eis hinein und drang zu einem Gewässer unter dem Eis vor.

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Quelle:
Sterne und Weltraum 5/12 - Mai 2012, Seite 15
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie),
Dr. Jakob Staude
Redaktion Sterne und Weltraum:
Max-Planck-Institut für Astronomie
Königstuhl 17, 69117 Heidelberg
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Verlag: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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Internet: www.astronomie-heute.de
 
Sterne und Weltraum erscheint monatlich (12 Hefte pro Jahr).
Das Einzelheft kostet 7,90 Euro, das Abonnement 85,20 Euro pro Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2012