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PLANET/463: Merkur - Krater Kuiper im Blick von Messenger (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 4/12 - April 2012
Zeitschrift für Astronomie

Blick in die Forschung: Nachrichten

Krater Kuiper im Blick von Messenger



Als sich im März 1974 zum ersten Mal die Raumsonde Mariner 10 dem sonnennächsten Planeten Merkur näherte, war auf ihren ersten Bildern auf der Merkursichel ein heller Fleck zu sehen, der die Neugier der Planetenforscher weckte. Er stellte sich schließlich als ein 62 Kilometer großer Einschlagkrater heraus, der einen ungewöhnlich hellen Boden aufwies. Nun hat die US-Raumsonde Messenger, die seit März 2011 den Merkur umkreist, das bislang beste Bild dieser Struktur übermittelt. Sie wurde nach dem US-Astronomen Gerard P. Kuiper (1905-1973) benannt. Er war Mitglied des Bildauswerteteams von Mariner 10, verstarb jedoch vier Monate vor dem Vorbeiflug. Somit war ihm ein detaillierter Blick auf die Merkuroberfläche nicht vergönnt, obwohl er eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt Mariner 10 war.

Der Krater Kuiper ist eine der wenigen Strukturen auf der Merkuroberfläche, die nicht nach einem Komponisten oder Künstler benannt wurde, wie es nun die Regel ist.

Offenbar wurde im Fall des Kraters Kuiper durch den Einschlag eines Asteroiden oder Kometen eine hellere Gesteinsschicht im Untergrund der Merkurkruste freigelegt, über deren Zusammensetzung derzeit noch wenig bekannt ist. Da der Krater von ausgeprägten Auswurfstrahlen umgeben ist, dürfte seine Entstehung nur wenige hundert Millionen Jahre zurückliegen. Obwohl Merkur nach irdischen Vorstellungen eine luftlose Welt ist, unterliegt seine Oberfläche dennoch einer langsamen Verwitterung. Über Millionen von Jahren hinweg prallen immer wieder Mikrometeoriten und größere Gesteinsbrocken mit hoher Geschwindigkeit auf der gesamten Merkuroberfläche auf und graben so allmählich ihre obersten Schichten um. Dadurch werden schließlich auch die Auswurfstrahlen von Einschlagkratern ausgelöscht. Ihr Vorhandensein belegt immer ein geologisch geringes Alter.

Im unmittelbaren Umfeld des Kraters ist eine schwache orange Färbung sichtbar, die wohl auf ausgeworfene Schmelzen und Gesteine aus dem Kraterinnern zurückgeht. Sie fielen in den wenigen Sekunden bei der Kraterbildung auf die nähere Umgebung nieder und bildeten eine Decke aus Auswurfmassen. Ähnliche Ejektadecken beobachtet man auch bei irdischen Einschlagkratern, zum Beispiel beim Nördlinger Ries in Süddeutschland. Sie bestehen aus Gesteinstrümmern, fein zermahlenem Gesteinsstaub und Fetzen aus glasiger Schmelze. Diese Mischung trägt den Namen Suevit, Schwabenstein, nach der lateinischen Bezeichnung für Schwaben, Sueva.

Das Bild erreicht im Original eine Auflösung von 380 Metern pro Bildpunkt. Es wurde in den Wellenlängen 433, 750 und 1000 Nanometer aufgenommen, also im blauen und im roten sichtbaren Licht und im nahen Infraroten.

NASA, 13. Februar 2012


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Der rund 62 Kilometer große Einschlagkrater Kuiper auf dem sonnennächsten Planeten Merkur gehört zu den auffälligsten Strukturen auf dessen Oberfläche. Sein Boden ist ungewöhnlich hell, und der Krater ist von markanten Auswurfstrahlen umgeben.

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WiS in Sterne und Weltraum
Zu obigem Beitrag »Krater Kuiper im Blick von Messenger« stehen das WiS-Materialien »Fernerkundung und Kartografie im Sonnensystem« zur Verfügung. Es behandelt die Erforschung des sonnennächsten Planeten Merkur. Das Material erlaubt es Schülern, nachzuvollziehen, wie eine Raumsonde einen Planeten kartiert: In einem Modellversuch mit Digitalkamera und Globus fertigen die Schüler selbst Planetenkarten an. Anhand eines Mondpuzzles werden sie außerdem an das Konzept der Kartenprojektionen herangeführt. (ID-Nummer: 1069119)

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Quelle:
Sterne und Weltraum 4/12 - April 2012, Seite 14 - 15
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie), Dr. Jakob Staude
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juli 2012