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MELDUNG/310: Raubmilbe attackierte Ameise vor fast 50 Millionen Jahren (idw)


Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung - 09.09.2014

Raubmilbe attackierte Ameise vor fast 50 Millionen Jahren



Ein Forscherteam unter der Leitung von Jason Dunlop, Museum für Naturkunde Berlin, veröffentlicht in der internationalen Fachzeitschrift Biology Letters den einzigartigen Fund einer 49 Millionen Jahre alten Raubmilbe im Baltischen Bernstein, die auf dem Kopf einer Ameise sitzt. Die Milbe, die zu der noch lebenden Gattung Myrmozercon gehört, ist der älteste Beweis für eine sehr enge, wahrscheinlich parasitische ökologische Verbindung zwischen Raubmilben und Insekten aus der Gruppe der Hautflügler. Heute ist die nah verwandte Varroa-Milbe eine Plage in Bienenstöcken. Der Fossilfund zeigt, dass Raubmilben eine lange gemeinsame Geschichte als Feinde von Ameisen, Bienen und Wespen haben.

Raubmilben (Mesostigmata) sind eine vielfältige Gruppe der Spinnentiere mit mehr als 11 400 beschriebenen Arten. Die meisten davon leben im Laub oder in der Erde und ernähren sich räuberisch oder sogar parasitisch. Trotz der heutigen Vielfältigkeit sind Raubmilben extrem selten als Fossilien. Weltweit sind nur vierzehn Funden aus der Fachliteratur bekannt. Grund dafür könnte die Tatsache sein, dass Raubmilben Bodentiere sind und sehr selten mit Baumharz, dem Ursprung des Bernsteins, in Berührung kommen. Interessanterweise leben manche Raubmilben heute in enger Verbindung mit anderen Gliederfüßern und könnten möglicherweise als 'blinde Passagiere' in Bernstein enden.

Eine internationale Forschergruppe unter Federführung von Jason Dunlop aus dem Museum für Naturkunde Berlin hat nun genau so ein Fall dokumentiert. Eine nur 0,7 mm große Milbe wurde direkt auf dem Kopf einer Ameise in ca. 49 Millionen Jahre altem Baltischen Bernstein entdeckt. Milbenexperten des Forscherteams konnten sie als Vertreter der lebenden Gattung Myrmozercon bestimmen. Der Fund im Bernstein ist kein Zufall. Alle 24 modernen Arten von Myrmozercon leben auch heute unter den Ameisen und können genauso auf dem Kopf oder auf anderen Körperteilen "reiten". Diese Milben sind sehr wahrscheinlich Parasiten, die sich bei Bedarf von ihrem Wirt ernähren.

Der neue Bernsteinfund ist nicht nur der älteste Beweis der Gattung Myrmozercon, er ist auch ein extrem seltenes Beispiel von einer eindeutigen ökologischen Beziehung zwischen zwei Fossilen. Darüber hinaus zeigt uns dieses einzigartige Stück, dass Raubmilben Sozialinsekten aus der Gruppen der Hautflügler (Ameisen, Bienen, Wespen) seit mindestens 50 Millionen Jahren belästigt haben. Heut zu Tage sind einige Verwandte von Myrmozercon wie die Varroa-Milbe eine ernst zu nehmende gesundheitliche und wirtschaftliche Gefahr für Bienenstocke.


Veröffentlicht in:
Dunlop, J. A., Kontschán, J., Walter, D. E. & Perrichot, V. 2014.
An ant-associated mesostigmatid mite in Baltic amber. -
Biology Letters. http://dx.doi.org/10.1098/rsbl.2014.0531

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1323

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und
Biodiversitätsforschung, Dr. Gesine Steiner, 09.09.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2014