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MELDUNG/355: Wie die Großeltern der Dinosaurier das größte Massensterben aller Zeiten überstanden (idw)


MUSE Museo delle Scienze - 24.06.2015

Wie die Großeltern der Dinosaurier das größte Massensterben aller Zeiten überstanden

Kurz vor dem Auftreten der Dinosaurier, schafften es die Archosauria, von denen Dinosaurier ebenso wie Krokodile und Vögel abstammen, die größte biologische Katastrophe aller Zeiten zu überwinden - das Aussterben am Ende des Perm vor etwa 250 Millionen Jahren.


Dank der Analyse von fossilen Proben (Skelette, Zähne und Spuren), die auf der ganzen Welt gefunden wurden, konnte ein Forschungsteam unter der Leitung von Massimo Bernardi und Fabio Massimo Petti - Paläontologen des MUSE Museo delle Scienze (Trient, Italien) - in Zusammenarbeit mit den Kollegen der Universität Birmingham (UK) und der SAURIERWELT Paläontologisches Museum (Neumarkt, Deutschland) einen Teil der tieferen Evolutionsgeschichte dieser Reptiliengruppe enthüllen.


Die Geschichte neu schreiben

Die Studie wurde in der letzten Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift "PLOS ONE" veröffentlicht; sie zeigt auf wie vor dem Massensterben die Archosauria-Reptilien differenzierter waren als bisher bekannt. In den Felsen der Dolomiten und insbesondere in der Gegend der berühmten paläontologischen Fundstätte Geoparc Bletterbach in Südtirol, wurde eine Reihe an fossilen Spuren entdeckt, deren Analyse - gemeinsam mit Skelettresten aus Deutschland, Tansania und Südafrika - es den Forschern ermöglicht hat, eine unerwartet Vielfalt der Formen ebenso wie der Fortbewegungsmöglichkeiten und vor allem in der Verbreitung dieser Reptiliengruppe während des Perm zu dokumentieren.

"Wenn die wenigen Arten von Archosauria nicht das verheerende Massensterben vor ungefähr 250 Millionen Jahren überstanden hätten, würden heute keine Vögel über uns fliegen und kein Buch über Paläontologie würde von Dinosauriern sprechen" bekräftigt Massimo Bernardi, Paläontologe des MUSE und erster Autor der Studie.

Dank der vielfältigen Ökosysteme, der breiten geografischen Verteilung und zweifellos auch dank einer "Handvoll Glück" konnten die ersten Archosauria nicht nur einen Zeitraum allgemeiner biologischer Krise, die zum Aussterben von über 90% der damals lebenden Arten führte, überstehen, sondern wurden während des angegebenen Zeitraums sogar differenzierter und vielseitiger.

Zu den Verdiensten dieser Studie gehört es auch, aufgezeigt zu haben, wie wichtig es ist die Evolutionsgeschichte der Organismen zu rekonstruieren indem Daten aus verschiedenen Fachbereichen und Methodologien vereint werden. Dank dieser Vorgehensweise ist es den Forschern nämlich gelungen verschiedene Kompetenzen und Experten in Dialog miteinander zu bringen und so das Konkurrenzdenken unter Forschern zu überwinden. Die Studie sah nämlich die Zusammenarbeit von verschiedenen europäischen Einrichtungen und Wissenschaftlern vor; diese haben ihre Sachkenntnis vereint, um eine gemeinsame Hypothese zu entwickeln. Die Zusammenarbeit ging allen voran von den örtlichen Museen in Trient und Bozen aus, welche Strategien und Ziele miteinander geteilt haben.


Das Projekt "DoloPT" und die Zusammenarbeit Trient-Bozen

Die vom Team des MUSE veröffentlichten Studien sind Teil eines Forschungsprojektes, das vom MUSE und der Autonomen Provinz Trient finanziert wird und dank der Zusammenarbeit zwischen dem Naturmuseum Südtirol und dem MUSE in Trient zustande kam. Gerade der gemeinsamen Arbeit beider Museen ist es zu verdanken, dass die über die Archosauria verfügbaren Daten in einer einzigen Forschung zusammengetragen wurden. Die Studie wurde nämlich im Rahmen des Projektes "DoloPT" durchgeführt, welches (dank einer Reihe von Forschungen die zu bedeutenden wissenschaftlichen Publikationen geführt haben) die Diskussion über die Ereignisse in der Dolomitenregion während der tiefsten biologischen Krise der Geschichte, dem Massensterben am Ende des Perm (vor ca. 250 Millionen Jahren), wieder eröffnet hat. Wieder einmal haben die Dolomiten Antworten auf globale Fragen geliefert und so zu einem besseren Verständnis der Geschichte des Lebens auf unserem Planeten beigetragen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1849

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
MUSE Museo delle Scienze, Monika Vettori, 24.06.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2015

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