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ORNITHOLOGIE/193: Laute Sänger kommen gut an (MPG)


Max-Planck-Gesellschaft - 22. Februar 2010

Laute Sänger kommen gut an

Für weibliche Zebrafinken sind laut singende Männchen besonders attraktiv


Zebrafinken-Weibchen bevorzugen Männchen, die laut singen. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen nachgewiesen. Sie boten den Weibchen vier Gesänge eines Zebrafinkenmännchens aus einem Lautsprecher an, die sich nur in ihrer Lautstärke unterschieden. Fast alle Tiere fanden das lauteste Lied am attraktivsten (Animal Behaviour, 22. Februar 2010).


Zebrafinken-Weibchen suchen sich wie viele andere Singvogelarten ihren Paarungspartner unter anderem anhand seines Gesangs aus. Dabei achten die Weibchen darauf, wie oft ein Männchen singt, wie groß sein Repertoire ist oder wie lang ein Lied dauert. Ob auch die Lautstärke des Gesangs wichtig ist für die Attraktivität eines Vogelmännchens, war bislang nicht bekannt und ist im Freiland auch schwierig zu untersuchen. Mathias Ritschard vom Max-Planck-Institut für Ornithologie und Kollegen hatten sich daher ein Versuchsdesign überlegt, mit dem sie unter kontrollierten Bedingungen den Einfluss der Lautstärke auf die Wahl der Weibchen messen konnten.

Die Forscher haben Zebrafinkenweibchen in einen Käfig gesetzt, in dem die Tiere sich selbst Gesänge aus einem Lautsprecher vorspielen lassen konnten. Dazu brauchten sie nur mit dem Schnabel auf eine von vier verschiedenen Tasten zu picken. Nach jedem Tastendruck erklang derselbe Gesang in einer definierten Lautstärke: leise, in mittlerer Lautstärke, laut oder in mittlerer Lautstärke mit Hall. Dabei verwendeten die Forscher Lautstärken, in denen Zebrafinken natürlicherweise singen.


Weibchen hören lieber lauten Gesang

"Manche Zebrafinkenweibchen betätigten über 1000 Mal am Tag die Tasten!" erzählt Ritschard von seinen Beobachtungen. Dabei pickten sie sehr viel öfter auf die Taste, die den lauten Gesang abspielte, als auf die Tasten, bei dem der Gesang leiser oder mit Hall zu hören war. "Das Experiment offenbarte eine ganz eindeutige Vorliebe für laute Sänger", so Ritschard. "Eine Erklärung dafür könnte sein, dass lauter Gesang die Neuronen im Gehirn der Weibchen stärker stimuliert, und dadurch für die Weibchen attraktiver wird."

Es bleiben aber noch Fragen offen, die in weiteren Experimenten geklärt werden müssen: Wie beeinflusst die Lautstärke des Gesangs die Wahl der Weibchen, wenn auch andere Parameter verändert werden, z.B. die Liedlänge oder die Größe des Repertoires? Und: sagt die Lautstärke, in der ein Männchen singt, etwas über seine Qualität aus? So könnten lauter singende Männchen zum Beispiel größer sein oder über bessere Gene verfügen, sich also im Kampf um Ressourcen am Besten durchsetzen.
[MKS]


Originalveröffentlichung:
Mathias Ritschard, Katharina Riebel, Henrik Brumm
Female zebra finches prefer high amplitude song
Animal Behaviour, veröffentlicht am 22.02.2010 (DOI:
10.1002/cne.22281)

Weitere Informationen erhalten Sie von:
Mathias Ritschard
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
E-Mail: mritschard@orn.mpg.de


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Quelle:
MPG - Presseinformation B / 2010 (37), 22. Februar 2010
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2010