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RATGEBER/263: Fauliges Wasser durch Schwermetall geruchlos gemacht (SB)


Nicht gerade nachahmenswert...


Wenn Trinkwasser nach faulen Eiern riecht, ist das gewissermaßen ein organoleptischer, d.h. ein mit Geruchs- und Geschmackssinn zu erfassender, Warnhinweis darauf, daß mit diesem Wasser etwas nicht stimmt. Es sollte dann auch besser nicht getrunken werden. Jeder schreckt automatisch davor zurück, denn faule Eier erinnern an Fäulnisprozesse, die wiederum mit Bakterien oder Mikroorganismen zu tun haben, die dem menschlichen Körper nur Unbehagen und Unbill bringen.

Fäulnisbakterien bzw. vorzugsweise proteinzersetzende Mikroorganismen (z.B. Staphylokokken und Coryneforme, die Mercaptane aus den schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin freisetzen) stammen allerdings aus organischem Material, das in die Klärgrube oder ins Klärwerk gehört, von dem man aber nicht einmal geringe Spuren im Trinkwasser haben möchte. Zweifelsohne kann dieser Geruch aber auch bedeuten, daß die vermeintlich hygienische Trennung zwischen Abwasser- und Trinkwasserleitungen Perforationen aufweisen könnte.

Umso schwerer läßt sich vorstellen, daß solches Wasser in manchen Gegenden durchaus als Trinkwasser durchgeht bzw. durchgehen muß. Tatsächlich gibt es inzwischen schon viele derart wasserarme Gebiete auf der Erde, daß selbst schlechtes, stinkendes Wasser verwendet werden muß, um alle Menschen mit Wasser zu versorgen.

Statt die Ursachen des Gestanks zu beseitigen und diesen Prozessen auf den Grund zu gehen, arbeiten u.a. deutsche Wissenschaftler wie Eckhard Worch, Professor für Hydrochemie an der Technischen Universität Dresden und seine Kollegen von der Hebrew University in Jerusalem, daran, wie man den üblen Geruch aus dem Wasser in manchen Gegenden Israels überdecken kann.

Das läßt sich erreichen, indem man den dafür verantwortlichen Schwefelwasserstoff, ein im übrigen toxischer Stoff, der Atemnot verursachen und bei ausreichender Dosierung sogar zum Tod führen kann, aus dem Wasser entfernt.

Wie die nach faulen Eiern stinkende Substanz in das Süßwasser gerät, hat wiederum nach Aussagen dieser Wissenschaftler ausschließlich mit einem weiteren Mangel in dieser Gegend zu tun.

Zwar würden laut einem Bericht des Informationsdienst Wissenschaft (idw) große Teile Israels über Fernleitungen mit Trinkwasser versorgt, viele Menschen seien jedoch zusätzlich auf Grundwasser angewiesen.

Während man allgemein davon ausgeht, daß Grundwasser ein qualitativ hochwertiges Wasser ist, herrscht in vielen Teilen Israels gerade im Untergrund und somit auch im Grundwasser Sauerstoffmangel. Die Folge davon sei, daß der natürlich vorkommende Schwefel nicht in Form des geruchslosen und gesundheitlich unbedenklichen Sulfats (SO42-) vorliegt, wie man es von heimischen Trink- und Mineralwässern kennt. Statt dessen tritt er in reduzierter Form als Sulfidschwefel (H2S bzw. HS-) auf. Schwefelwasserstoff hat ebenso wie seine Sulfide (die Salze der Säure) den typischen Geruch nach faulen Eiern.

Herkömmliche Belüftungsverfahren reichen nicht aus, um die sehr hohen H2S-Konzentrationen, die man in vielen israelischen Grundwasserbrunnen findet, zu entfernen. So berichtete der IDW von dem neuen Verfahren, das Professor Worch als Alternative zu sulfidhaltigem Wasser anbiete:

Professor Worch und seine Projektpartner versuchen jetzt, das Sulfid mit Sauerstoff unter Anwendung eines Katalysators wieder zu Sulfat zu oxidieren. Vor einem möglichen technischen Einsatz des Verfahrens müssen die richtige Zusammensetzung des Katalysators sowie die optimalen Prozessbedingungen (z.B. pH-Wert, Reaktionszeit, Temperatur) im Labor ermittelt werden. Gegenwärtig arbeiten die Dresdner Wasserchemiker an dieser Prozessoptimierung.
(idw, 25. August 2006)

Die Stoffe würden damit gewissermaßen in geruchlose Salze umgewandelt, doch nicht wirklich aus dem Trinkwasser entfernt, es sei denn, man würde sie als schwerlösliche Sulfate an einer Stelle des Prozesses ausfällen, damit das Sulfat tatsächlich keine Wirkung auf den Organismus erhält. Über all diese Details läßt uns die Pressemitteilung der Dresdner Wissenschaftler im Dunkeln. Sie gibt auch nicht das Material des Katalysators an, mit dem Sulfid in Sulfat oxidiert werden soll. Doch dieser Schritt ist durchaus problematisch, da es für die Oxidation kaum einen Katalysator gibt, bei dem es sich nicht um ein sogenanntes Schwermetall oder eine schwermetallhaltige Legierung handelt.

Im Gegensatz zu dem ursprünglich definierten Verhalten eines Katalysators, eine Reaktion nur anzuregen, ohne sich selbst daran zu beteiligen, mußte in der Vergangenheit dieser Begriff relativiert werden. Tatsache ist, daß ein Katalysator nicht nur an Reaktionen beteiligt ist, sondern zudem Abriebe von der Oberfläche des Katalysators, an der die Reaktionen stattfinden, im Reaktionsprodukt verbleiben (hier hatten wir den Skandal von PET-Flaschen, deren Kunststoff mittels Cadmiumkatalysatoren polymerisiert wird und bei denen im Füllgut (Mineralwasser, Brause usw.) unverhältnismäßig hohe Cadmiummengen gefunden worden waren) [siehe auch: UMWELTLABOR/220: Antimon in PET-Flaschen immer noch aktuell (SB)].

Es bleibt jedoch nicht allein dabei, daß stinkendes Wasser in schwermetallhaltiges, sulfatsalziges Wasser umgewandelt wird, um es als trinkbar zu verkaufen.

In einem weiteren Projekt soll auch direkt Brauch- und Abwasser aufbereitet werden, der Schritt, um auch Schweiß und andere Körperflüssigkeiten zu recyclen, wäre dann nur noch ein ganz kleiner:

Ein weiteres Projekt in Kooperation mit israelischen Partnern wurde bereits beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beantragt. Dabei soll untersucht werden, inwieweit sich vorgereinigtes Abwasser durch Bodenfiltration soweit aufbereiten lässt, dass es wieder einer Nutzung zugeführt werden kann, zum Beispiel zu Bewässerungszwecken. Von besonderem Interesse ist dabei das Verhalten von Schadstoffen, die bei der Abwasserreinigung nicht vollständig entfernt wurden.
(idw, 25. August 2006)

Denn daß dieses Projekt im Zusammenhang mit dem oben beschriebenen Verfahren genannt wird, läßt vermuten, daß es letztlich solch ein Wasser ist, das in geruchloses, klares vermeintlich trinkbares Wasser aufbereitet werden soll.

Wohl bekomm's!

Erstveröffentlichung 30. August 2006
neue, überarbeitete Fassung

28. November 2008