Schattenblick →INFOPOOL →NATURWISSENSCHAFTEN → CHEMIE

REZEPTUR/083: Belebender Duft für die Fahrerkabine (SB)


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Geruchsspender für den Pkw

Duftmischung mit anregender Wirkung


Es gibt kaum einen Ort, an dem sich unangenehme Gerüche so leicht festsetzen wie im eigenen Auto. Nicht nur in die Polster ziehen beispielsweise Nikotin, Essensgeruch oder Kosmetika ein, Gerüche werden von der Polyurethanoberfläche des Schaumstoffs sowie anderen Kunststoffmaterialien wie das Kunstleder der Sitze oder die Oberfläche der Armaturen regelrecht absorbiert und festgehalten, da die meisten Gerüche an flüchtige, lipophile Substanzen gebunden sind, die sich in den ebenfalls lipophilen Kunststoffen lösen. Vor allem in der Sommerwärme dampfen sie dann allmählich wieder aus den Polstern heraus und machen Fahrern und Passagieren die Autofahrt zur Hölle. Darüber hinaus wirken selbst geringe Spuren von Nikotin bei Nichtrauchern negativ auf das Nervensystem. Magennerven und Verdauungstrakt werden davon stimuliert, bei sehr empfindlichen Menschen kann sich sogar ein Muskelzittern bemerkbar machen, das man ursächlich vielleicht gar nicht mit den eingeatmeten Gerüchen in Verbindung bringt.

In Autoshops, Supermärkten und anderen Drogerieartikel führenden Geschäften werden häufig Duftspender angeboten, die man sich an den Rückspiegel hängen oder an den Lüftungsschächten befestigen soll, so daß der darüberstreifende Fahrtwind angenehmere Gerüche freisetzen kann, die gewissermaßen alles Unangenehme überduften oder vertreiben sollen. Mit vielen dieser industriell hergestellten Düfte kommt man allerdings vom Regen in die Traufe.

Kurz gesagt riecht es im Kabineninnenraum fortan nach einem seltsamen, moschusschweren, unbekannten Parfüm, dessen Duftnote man sich nie freiwillig aussetzen, geschweige denn als Parfüm anlegen würde. Der fremde Geruch wirkt nicht nur unangenehm, sondern extrem störend, was im schlimmsten Fall sogar das Fahrverhalten oder die Konzentrationsfähigkeit des Fahrers beeinträchtigen kann.

Das ist anders bei vertrauten Gerüchen, mit denen man angenehme z.B. erfrischende oder entspannende Erfahrungen verbindet. So soll Zitrusduft nachweislich auf ideale Weise die Konzentrationsfähigkeit stärken.

Es empfiehlt sich daher, entweder auf eigene, bevorzugte Düfte zurückzugreifen, um sich in der Fahrerkabine wieder wohl zu fühlen, oder es einmal mit der folgenden relativ neutralen, aber erfrischenden Duftmischung zu versuchen:

Rezeptur Duftöl für den Pkw

Dafür benötigt man ätherische Öle, die sich in der Drogerie oder Apotheke beziehen lassen.

- 2 ml Zitronenöl
- 5 ml Bergamotteöl
- 5 ml Orangenblütenöl
- 10 Tropfen Pfefferminzöl
- eventuell 10 Tropfen Zimtöl
- 10 Tropfen Glycerin

Das Zitronenöl wird zunächst mit dem Bergamotteöl (ebenfalls aus einer Zitrusfrucht gewonnen) zusammengemischt. Anschließend gibt man das Orangenblütenöl hinzu und schüttelt alles gut durch. Dann 10 Tropfen Pfefferminzöl dazufügen. All das sind Düfte, die sowohl erfrischend wie auch beruhigend auf die Nerven der Autofahrer einwirken. Auch Zimtöl gehört theoretisch dazu, von dem - wenn man es denn mag - auch noch 10 Tropfen hinzugegeben werden können.

Persönlich erinnert mich der süßlich-schwere, an Küche erinnernde Zimtgeruch schon wieder an eine Richtung, die eher stört und nervt, als weckt, und außerdem besser zu warmen Brötchen oder Kuchen paßt als in eine Fahrerkabine. Das ist aber eine reine Geschmacksfrage, was im übrigen für alle Duftkomponenten gilt. Wer kein Bergamotteöl ausstehen kann, sollte es auf keinen Fall verwenden!

Ist die Duftmischung schließlich nach Wunsch zusammengesetzt, gibt man 10 Tropfen Glycerin dazu, die gleichmäßig untergerührt werden, um die vorzeitige Verdunstung des hochflüchtigen Gemisches zu verhindern. Die fertige Mischung wird anschließend in ein fest verschließbares Fläschchen gegeben und noch einmal gut durchgeschüttelt.

Als Spender eignet sich im einfachsten Fall ein Streifen Filzstoff, den man allerdings, im Unterschied zu den käuflichen Duftspendern, alle 2 bis 3 Tage mit der selbstangerührten Duftmischung beträufeln muß (3-5 Tropfen reichen). Diesen hängt man z.B. hinter den Innenspiegel.

Man kann auch einen ausgedienten Autoduft-Spezialflakon füllen. Hier sorgt ein Docht oder eine andere Vorrichtung dafür, daß sich der Duft nur langsam im Auto verteilt. Wie zuvor erwähnt, lassen sich solche Duftspender an die Belüftungslamellen des Armaturenbretts anklemmen, so daß der Fahrtwind immer etwas davon im Kabinenraum verteilt.

Allerdings sollten die alten Autoduft-Flakons oder Spender sehr gründlich gereinigt und von früheren Düften befreit werden, wenn es sich nicht um ähnliche Düfte handelt, wie die, die man nachfüllt. Sonst könnte man unfreiwillig weitere neue Duftimpressionen kreieren, die Nase und Geschmack beleidigen oder ganz einfach Fluchtreflexe auslösen, die dann zu einem aggressiven Fahrstil oder ähnlichem Fehlverhalten verleiten.

Seltsamerweise denken Autobesitzer immer seltener daran, daß sich künstliche Düfte auch ganz vermeiden lassen, wenn man sein Auto einfach extremen, unangenehmen oder penetranten Gerüchen gar nicht erst aussetzt, es zumindest regelmäßig lüftet und Teppiche wie Polster häufiger mit Schaumreiniger oder einem Textilshampoo wie "Rei in der Tube" grundreinigt.

8. Mai 2007