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BERICHT/159: Museum Koenig präsentiert einzigartige Fossilien der Grube Messel (iwd)


Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig - 14.12.2012

Willkommen aus der Urzeit - Museum Koenig präsentiert einzigartige Fossilien der Grube Messel



Am 13. Dezember war es soweit. Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn, öffnete die Sonderausstellung "Willkommen aus der Urzeit" mit 125 phantastisch gut erhaltenen, einzigartigen Fossilien aus der Grube Messel bei Darmstadt.

Foto: © europressedienst Bonn

Ein Blick in die Sonder-Ausstellung "Willkommen aus der Urzeit" Foto: © europressedienst Bonn

"Wir ermöglichen unseren Besuchern Einblicke in die sagenhafte Welt der berühmten Fossilienfunde aus der Grube Messel bei Darmstadt", sagt Prof. Dr. Wolfgang Wägele, "denn jetzt gastieren 125 der berühmten Fossilien im Museum Koenig, das zu den fünf bedeutendsten Ausstellungshäusern in Bonn gehört. Die Originalexponate nehmen die Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit und zeigen, wie die Bewohner unserer Welt vor rund 47 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte. Die Ausstellung verschafft Einblicke in die tropisch-subtropischen Lebensräume von damals und in das Leben ihrer Bewohner. Der Besucher kann sich aus erster Hand einen Eindruck verschaffen, wie die Vorfahren der heute lebenden Tiere und Pflanzen einst aussahen. So lebten damals in der Zeit, als die Pole ohne Eis waren, alleine 8 verschiedene Krokodile im Rhein und das Meer begann direkt am Ende der Kölner Bucht.

Bereits vor dem ersten Öffnungstag durften mehr als 200 Gäste die Ausstellung in einer Feierstunde in Augenschein nehmen. Prof. Dr. Bernard Misof, stellvertretender Direktor des Museums Koenig, drückte in seiner Begrüßung seine Freude aus, die zahlreichen Exponate der Grube Messel im Museum Koenig ausstellen zu können. "Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig erforscht die Biodiversität der Tiere und geht der Frage nach, wie die Artenvielfalt entstanden ist. Ihr Schutz ist für uns von größter Bedeutung. Es liegt nahe, Funde auszustellen, mit denen die Erkenntnisse über die Entwicklung des Lebens revolutioniert wurden. Uns Museumswissenschaftlern ist vor allem an der Vermittlung gelegen, die das Wissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht", begründete Misof den inhaltlichen Bezug der Ausstellung zur Forschungsarbeit des Museum Koenig.

Der stellvertretende Generalsekretär und Pressesprecher der UNESCO-Kommission, Dieter Offenhäußer, betonte in seinem Grußwort die besondere Stellung der Grube Messel als erstes Weltnaturerbe Deutschlands. Messel ist nicht nur ein Juwel für Paläontologen, es spielt auch in der Champions League der Welterbestätten.

Rüdiger Wagner, der Umweltdezernent der Stadt Bonn, erläuterte in seinen Grußworten die gute Kooperation zwischen dem Museum und der Wissenschaftsstadt Bonn. Bonn ist die Stadt der UN und die Stadt der Wissenschaften. Nirgendwo in Deutschland gibt es eine so hohe Forschungs- und Technologiedichte wie im Dreieck von Aachen, Köln und Bonn.

"Die Grube Messel ist von großer Bedeutung, weil die Tiergruppen von heute vor 47 Millionen Jahren gerade im Entstehen waren", betonte Prof. Dr. Wighart von Königswald, Paläontologe am Bonner Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie in seinem einführenden Vortrag. "Die Ausstellung "Willkommen aus der Urzeit" eröffnet einen Blick in die verschiedenen Entwicklungsstadien der Tiere. Manche Fledermäuse waren damals schon so weit entwickelt, dass man sie für moderne Tiere halten könnte. Andere Gruppen hatten nur ursprünglich ausgebildete Merkmale", erläuterte von Königswald, der selbst 10 Jahre in der Grube Messel gegraben hat.

Um die Verbindung zu den heute lebenden Tieren zu zeigen, sind in der Ausstellung auch verwandte Nachfahren der versteinerten Tiere zu sehen. Damit der Besuch zu einem einzigartigen Erlebnis wird, sorgt das Museum für die richtige Atmosphäre. Farne und Bäume sind als Computeranimation auf meterhohe Leinwänden projiziert. Die Fossilien werden in ein mystisches Dämmerlicht gerückt; Soundinstallationen simulieren das Summen von Insekten, das Zwitschern exotischer Vögel und das Gebrüll von Raubtieren.

Dr. Uwe Schäkel, Präsident der Alexander-Koenig-Gesellschaft e.V., Mitveranstalter der Ausstellung, dankte in seiner Rede noch einmal allen an der Ausstellung Beteiligten und stellte die Bedeutung heraus. "Messel fügt sich hervorragend in unsere Reihe von Ausstellungen zur Entwicklungsgeschichte ", sagte er. Vor zwei Jahren präsentierte das Museum "Dinosaurier, die Giganten Argentiniens", im letzten Jahr zeigte es eine Ausstellung über den britischen Naturforscher Charles Darwin. "Das Besondere an Messel ist, dass hier ausschließlich Originale zu sehen sind" betonte Schäkel den besonderen Wert der Ausstellung.

Im Anschluss tauschten die Gäste sich bei Wein und Finger-Food in angeregten Gesprächen bei der Betrachtung der 125 beeindruckenden Exponate aus.

Und damit die Reise in die Vergangenheit auch für jüngere Besucher interessant ist, hat sich der Veranstalter für diese ein besonderes Programm ausgedacht. Das Museum Koenig bietet einen Mal- und Aktionsbereich für Kinder, in dem sie sich mit der Urzeit auseinandersetzen können. Familien mit Kindern ab acht Jahren können mit einer Rallye gemeinsam und spielerisch Fragen zur Ausstellung beantworten. Hinzu kommt ein museumspädagogisches Begleitprogramm mit Führungen für Erwachsene, Kinder und Schulklassen, mehrere buchbare Kinder-Workshops, Taschenlampenführungen und einem Osterferienprogramm. Ein Rahmenprogramm, in Kooperation mit dem Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Uni Bonn und dem Universitätsclub Bonn, rundet das Programm ab: Eine Vortragsreihe, eine Podiumsdiskussion und geplante Exkursionen bilden ein anspruchsvolles Gesamtprogramm. So wird ein Besuch der Ausstellung, die vom 13.12.2012 bis zum 21. Mail 2013 gezeigt wird, zu einem Abenteuer für Jung und Alt.

Mit auf Tour sind natürlich auch die fossilen Stars aus Messel. So fehlt das "Messeler Urpferdchen", das nicht größer als ein Hund war, ebenso wenig wie die Versteinerung einer trächtigen Stute mitsamt ihrem ungeborenen Fötus. Weitere Höhepunkte der Ausstellung sind der seltene Ameisenbär oder der Urtapir. Beide gelangten zu Berühmtheit, weil sie Schlüsselfunktionen in Fragen der Entstehung und Verbreitung dieser betreffenden Tiergruppen einnehmen. Mit "Willkommen aus der Urzeit" öffnet sich ein "Fenster", das einen Blick in die evolutionäre Entwicklung von Tieren und Pflanzen erlaubt. Eine Besonderheit der Fossilien aus der Grube Messel ist die Tatsache, dass sie unglaublich gut erhalten sind. Selbst Haare, Hautschatten und Inhalte eines Magens sind erhalten geblieben. Das macht die Funde geradezu einzigartig. Um die Verbindung zu den heute lebenden Tieren zu zeigen, sind in der Ausstellung auch verwandte Nachfahren der versteinerten Tiere zu sehen.

Wasserpflanzen, Farne und Bäume als Computeranimation auf meterhohen Leinwänden sorgen für ein stimmungsvolles, mysthisches Ambiente. Die Fossilien werden in das Dämmerlicht der Uferzonen ihrer damaligen Lebensräume gerückt. Soundinstallationen simulieren das Summen von Insekten in den Baumkronen oder Bodenregionen des Dschungels sowie das Zwitschern exotischer Vögel und das Gebrüll von Raubtieren. So fühlt sich der Besucher in den Regenwald vor 47 Millionen Jahren zurückversetzt.

Die Wanderausstellung wurde vom Hessischen Landesmuseums Darmstadt konzipiert und wird vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig zusammen mit der Alexander-Koenig-Gesellschaft e.V. präsentiert.

Nach Einstellung des Ölschieferabbaus war ursprünglich geplant, die Grube Messel mit Müll zu füllen. Es hagelte Proteste und zahlreiche Bürgerbegehren formierten sich. Unter anderem engagierte sich auch Joschka Fischer, damaliger Umweltminister Hessens, gegen eine Nutzung der Grube als Mülldeponie und setzte sich für deren Bewahrung als Fossilienfundstätte ein. Dafür benannte die Welterbe Grube Messel GmbH ein gefundenes Schlangenfossil nach ihm. Es erhielt den Namen Palaeopython fischeri.

Veranstaltungsort:
Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig
Museumsmeile Bonn, Adenauerallee 160, 53113 Bonn
Telefon: 0228/9122-102

Öffnungszeiten
Di bis So: 10:00 bis 18:00 Uhr, letzter Einlass: 17:00 Uhr
Mi: bis 21:00 Uhr, letzter Einlass: 20:00 Uhr
Montags nur an gesetzlichen Feiertagen

Geschlossen
Montags (außer an gesetzlichen Feiertagen)
Heiligabend, 1. Weihnachtstag und Silvester

Eintritt: 4,50 Euro, reduziert 2,- Euro

Kontakt
Telefon: 0228/9122-102
E-Mail: info@zfmk.de


Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Ministeriums für Innovation, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen. Als Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat es einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung "Unser blauer Planet" trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

Weitere Informationen unter:
http://www.MESSEL.museum-koenig.de
- weitere Informationen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution150

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig,
Sabine Heine, 14.12.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2012