Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP - 07.03.2016
Leichtbau für Luftfahrt und Verkehr: CFK-Bauteile nachhaltig reparieren oder recyceln
Carbonfaserverstärkte Hochleistungskunststoffe (CFK) haben sich einen festen Platz in modernen Flugzeugen erobert. Reparaturen sind jedoch nur sehr aufwändig oder überhaupt nicht möglich. Zumeist muss das gesamte Bauteil ausgetauscht werden. Am Forschungsbereich PYCO des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam wurde ein einfaches, kostengünstiges und energiesparendes Verfahren zur nachhaltigen Reparatur entwickelt. Zudem können ganze Bauteile vollständig recycelt werden, wobei auch die teuren Carbonfasern zurückgewonnen werden können. Auf der Fachmesse JEC World in Paris stellen die Forscher ihre Entwicklung vom 8. bis 10. März 2016 in Halle 5a, Stand D52 vor.
Verbundwerkstoffe aus vernetzten Polymeren - so genannten Thermosets - die
mit Carbon-, Glas- oder Naturfasern verstärkt sind, haben ein reiches
Spektrum an Eigenschaften, das ihre Bedeutung für die Luft-und Raumfahrt,
die Automobilindustrie aber auch für die Windkraft, den Schiffs- und
Eisenbahnbau oder den Hoch- und Tiefbau enorm wachsen ließ. Doch auch das
beste Material kann geschädigt werden oder Abnutzungserscheinungen zeigen.
Die Ingenieure müssen dann entscheiden, ob die defekte Stelle durch
aufwändiges teures Patchen repariert werden kann oder das gesamte Bauteil
ausgetauscht werden muss.
»Reparatur und Recycling polymerbasierter Composite sind untrennbar mit Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit verbunden«, erklärt Dr. Christian Dreyer, Leiter des Forschungsbereichs Polymermaterialien und Composite PYCO am Fraunhofer IAP. »Endliche Rohstoffe machen nachhaltiges Wirtschaften und somit den Einsatz recycling- und reparaturfähiger Polymerwerkstoffe immer wichtiger«, so Dreyer.
Die Forscher haben daher ein Verfahren für die Reparatur und das chemische Recycling von faserverstärkten Thermosets entwickelt. Diese werden insbesondere als Matrixharze in Compositen für hochbeanspruchte Bauteile eingesetzt. Die vernetzten Polymere bilden eine sehr starre Struktur, die dem Bauteil seine Form verleiht. Doch genau diese Struktur stellt ein Problem bei der Reparatur oder Wiederverwertung dar. Denn einmal ausgehärtet lassen sich Thermosets im Gegensatz zu Thermoplasten nicht ohne weiteres chemisch zersetzen.
Reparatur und Rückgewinnung - einfach, kostengünstig und energiesparend »Wir haben ein schonendes und schnelles Verfahren zum chemischen Recycling entwickelt, das es ermöglicht, hochvernetzte Kunststoffe wieder in ihre Ausgangsbestandteile zu zerlegen«, erklärt Dreyer. Diese Entwicklung ermöglicht neben dem kompletten Recyceln eines Bauteils auch eine lokale Reparatur. Aus der defekten Stelle wird definiert die Harzmatrix schonend entfernt, ohne die mechanischen Eigenschaften der Verstärkungsfaser signifikant zu beeinflussen. Die freiliegenden Fasern werden anschließend mit einem Reparaturharz wieder aufgefüllt und ausgehärtet.
Auch bei der Wiederverwertung setzt das neue Verfahren Maßstäbe. Bisher wurden ausrangierte Bauteile entweder verbrannt oder zerkleinert als Füllmaterial eingesetzt. Mit dem chemischem Recycling haben die Fraunhofer-Forscher einen entscheidenden Vorteil: Nicht nur die zersetzte Polymermatrix wird zurückgewonnen sondern auch die oftmals teuren Verstärkungsfasern. Durch die begrenzte Größe der Bauteile liegen die Fasern zwar nicht mehr als Endlosfasern vor, doch gibt es eine Vielzahl von Anwendungen, bei denen Fasern im Längenbereich bis zu wenigen Zentimetern Länge zum Einsatz kommen.
Professor Alexander Böker, Leiter des Fraunhofer IAP erklärt: »Dieses Recyclingverfahren ist für Unternehmen besonders interessant, da das Matrixmaterial auch im industriellen Maßstab recycelt werden kann, um daraus ausreichende Mengen neuer 'Recycling-Thermosets' zu synthetisieren. Mit dem Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und -verarbeitung PAZ - einer gemeinsamen Initiative der Fraunhofer-Institute für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm und für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle/Saale - haben wir die Möglichkeit, diese Harze in industrierelevanten Mengen herzustellen.«
Besuchen Sie uns auf der JEC World!
JEC World 2016 | 08.-10.03.2016, Paris (F) | Gemeinschaftsstand des Carbon Composites e.V., Halle 5a, Stand D52
Messegelände: Paris Nord Villepinte Exhibition Centre | Adresse : CD 40, ZAC Paris Nord 2, 93420 Villepinte, France
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP
Das Fraunhofer IAP in Potsdam-Golm ist spezialisiert auf Erforschung und
Entwicklung von Polymeranwendungen. Es unterstützt Unternehmen und Partner
bei der maßgeschneiderten Entwicklung und Optimierung von innovativen und
nachhaltigen Materialien, Prozesshilfsmitteln und Verfahren. Neben der
umweltschonenden, wirtschaftlichen Herstellung und Verarbeitung von
Polymeren im Labor- und Pilotanlagenmaßstab bietet das Institut auch die
Charakterisierung von Polymeren an. Synthetische Polymere auf Erdölbasis
stehen ebenso im Fokus der Arbeiten wie Biopolymere und biobasierte
Polymere aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Anwendungsfelder sind
vielfältig: Sie reichen von Biotechnologie, Medizin, Pharmazie und
Kosmetik über Elektronik und Optik bis hin zu Anwendungen in der
Verpackungs-, Umwelt- und Abwassertechnik oder der Luftfahrt-, Automobil-,
Papier-, Bau- und Lackindustrie. | Institutsleitung: Prof. Dr. Alexander
Böker
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1590
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP,
Dr. Sandra Mehlhase, 07.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2016
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