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FORSCHUNG/271: Wärmepulse in der Erdgeschichte häufiger als gedacht (idw)


MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen - 15.03.2011

Wärmepulse in der Erdgeschichte häufiger als gedacht

Bohrkern vom Meeresboden liefert neue Erkenntnisse über die Ursachen vergangener Wärmeereignisse


In der Erdgeschichte gab es immer wieder relativ kurzfristige Phasen, in denen sich das globale Klima ungewöhnlich schnell aufheizte. Das extremste dieser Ereignisse ereignete sich vor etwa 56 Millionen Jahren, als die Temperaturen global um 5 bis 7 Grad Celsius stiegen. Vermutet wird, dass damals große Mengen an Treibhausgasen aus dem Meeresboden in die Atmosphäre gelangten. Neben diesem Super-Treibhaus waren bislang für den Zeitraum zwischen 65 und 42 Millionen Jahren vor heute nur vereinzelte Erwärmungsereignisse von geringerem Ausmaß bekannt.

An Hand von Bohrkernen, die im Rahmen des internationalen Ocean Drilling Program (ODP) 2003 vor der Nordostküste Südamerikas gewonnen wurden, konnten Sexton und sein Team jetzt zeigen, dass diese Wärmepulse deutlich häufiger auftraten als bislang bekannt. Allein im Zeitraum von 50 bis 47,6 Millionen Jahre vor heute zählten die Forscher 13 Ereignisse, die jeweils rund 40.000 Jahre dauerten und in denen sich die Erde um 2 bis 4 Grad Celsius erhitzte, also um jene Temperaturspanne, die auch für unsere Klimazukunft diskutiert wird.

Als Auslöser der Wärmephasen spielte die Freisetzung von Treibhausgasen aus dem Meeresboden in diesen Fällen vermutlich keine Rolle. Dafür liefen die Prozesse zu schnell ab. "Wir denken, dass die zur Erwärmung der Atmosphäre erforderlichen Treibhausgase vermutlich aus den Ozeanen stammen und von diesen auch wieder aufgenommen wurden", erklärt MARUM-Wissenschaftlerin und Ko-Autorin Dr. Ursula Röhl.

Seit jeher spielt das Weltmeer im Klimageschehen eine entscheidende Rolle. Der heutige Ozean ist ein gewaltiges Kohlenstoff- und Treibhausgas-Reservoir: Er beinhaltet 13-mal so viel Kohlenstoff wie Biosphäre und Atmosphäre zusammen. Zudem nimmt er mehr als ein Drittel des vom Menschen erzeugten Treibhausgases Kohlendioxid auf und dämpft somit den aktuellen Treibhauseffekt. "Mit der Erforschung früherer, natürlicher Klimaerwärmungen wächst unser Wissen über Mechanismen und Prozesse im Klimasystem. Das trägt enorm dazu bei, dass wir die heutige, vom Menschen verursachte Erderwärmung besser verstehen", sagt Nature-Ko-Autor und MARUM-Wissenschaftler Dr. Thomas Westerhold.

Bei ihrer Studie konnten die Wissenschaftler auf Bohrkerne zurückgreifen, die im Bremer Kernlager des Integrierten Ozean-Bohrprogramms (Integrated Ocean Drilling Program, IODP) am MARUM aufbewahrt werden. Das Bremer Bohrkernlager ist das größte der weltweit drei Bohrkernlager des IODP Hier lagern bei vier Grad Celsius insgesamt über 140 Kilometer Meeresablagerungen aus dem Atlantik, dem Arktischen Ozean und dem Mittelmeer.


Das MARUM entschlüsselt mit modernsten Methoden und eingebunden in internationale Projekte die Rolle des Ozeans im System Erde - insbesondere im Hinblick auf den globalen Wandel. Es erfasst die Wechselwirkungen zwischen geologischen und biologischen Prozessen im Meer und liefert Beiträge für eine nachhaltige Nutzung der Ozeane.

Weitere Informationen unter:
http://www.marum.de/IODP.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution314


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität
Bremen, Albert Gerdes, 15.03.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2011