Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 27.12.2018
Deutscher Wetterdienst zur Pflanzenentwicklung im Herbst 2018
Offenbach, 27. Dezember 2018 - Auch im Herbst 2018 riss die extrem warme, trockene und sonnige Witterung nicht ab. Die folgenschwere niedrige Bodenfeuchtesituation konnte sich kaum entspannen und phänologisch betrachtet ging ein außergewöhnliches Jahr zu Ende. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft in Deutschland im Herbst 2018.
Zu Herbstbeginn wurde zunächst die trockene, heiße und sonnige Sommerserie fortgesetzt, bis im letzten Septemberdrittel schwere Stürme für Abkühlung sorgten. Die damit einhergegangenen Niederschläge sorgten zumindest lokal für günstige Bodenfeuchteverhältnisse. Im Mittel betrachtet hatte sich im Vergleich zu den Vormonaten an der angespannten niedrigen Bodenfeuchtesituation aber kaum etwas geändert. Auch im September wiesen einige Regionen im Osten und Südwesten Deutschlands alarmierend niedrige Werte von rund 30 Prozent nutzbarer Feldkapazität (% nFK) auf. Als Kontrast hierzu war der äußerste Süden von Bayern sehr feucht mit Werten von teils über 100 % nFK. Die Trockenheit führte vielerorts zu Aufwuchsproblemen bei den Winterkulturen, der Winterraps wurde oft sehr spät oder gar nicht erst gesät. Die Zuckerrübenernte brachte meist unterdurchschnittliche Erträge, häufig aber mit einem hohen Zuckergehalt. Bereits Anfang des Monats - und damit mehr als drei Wochen früher als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre - hatte die Apfel- und Weinernte begonnen. Für die Weinlese war dieser Termin der früheste seit Menschengedenken. Ende des Monats gingen schon die allerersten Meldungen zum Blattfall der Stiel-Eiche ein, welcher eigentlich den phänologischen Winter markiert, in diesem Falle aber trockenheitsbedingt stattfand.
Auch der Oktober war überaus sonnenscheinreich und sehr warm. Lediglich zu Beginn der ersten sowie in der dritten Monatsdekade stellten sich auch mal herbstliche Temperaturen ein. Meist gelangten jedoch mit südwestlicher Strömung ungewöhnlich warme und trockene Luftmassen zu uns, wodurch sich die seit April anhaltende extreme Dürre weiter verschärfte. Mit Ausnahme des äußersten Südens Deutschlands zeigte sich erneut ein enormes Niederschlagsdefizit und ließ die ohnehin schon niedrigen Bodenfeuchtewerte weiter sinken. Die Folge waren weiterhin schlechte Keim- und Auflaufbedingungen für die Winterungen. Auch bei der Rodung von Kartoffeln und Zuckerrüben gab es vielerorts deutliche Mindererträge und qualitative Einschränkungen. In den südlichen Gebieten - etwa südlich der Donau - reichten die Niederschläge dagegen aus, um eine starke Herbstentwicklung und Bestockung zu induzieren. Winterweizen wurde meist während der Trockenperiode gesät und lief bei ausreichender Feuchtigkeit rasch auf.
Die trockene, warme und sonnige Wetterserie riss auch im November nicht ab. Die Bodenfeuchtesituation hatte sich zum Vormonat kaum verbessert und die Werte lagen meist nur zwischen 35 und 55 % nFK. Am trockensten war es südlich von Magdeburg mit Werten zwischen nur 0 und 25 % nFK. Der südlichste Teil von Bayern hingegen hatte wassergesättigte Böden. Beeindruckend waren vor allem die Abweichungen zum langjährigen Mittel, die vielerorts mehr als -45% betrugen.
Im letzten Monatsdrittel kehrte in der Pflanzenwelt allmählich
Winterruhe ein. Interessant war zu beobachten, dass der herbstliche
Blattfall vieler Baumarten - so auch der der Stiel-Eiche, der den
phänologischen Winter markiert - in diesem Jahr außergewöhnlich spät
einsetzte. Es wird laut DWD vermutet, dass die Trockenheit
Stoffwechselprozesse der Bäume gestört hat und dadurch die Korkschicht
zwischen Blatt und Zweig, die normalerweise den Blattfall bedingt,
nicht richtig ausgebildet werden konnte. Wissenschaftlich belegt ist
diese These bisher allerdings nicht.
Monatsmittel und Abweichung der Bodenfeuchte im Herbst 2018
Abbildung 1 zeigt oben von links nach rechts die Bodenfeuchte (in 0-60
cm unter Gras und sandigem Lehm) in Prozent nutzbarer Feldkapazität im
September, Oktober und November 2018. Im Herbstverlauf war kaum ein
Anstieg zu verzeichnen.
Unten ist von links nach rechts die Abweichung der Bodenfeuchte (in
0-60 cm unter Gras und sandigem Lehm) in Prozent nutzbarer Feldkapazität
im September, Oktober und November 2018 vom Mittel 1981-2010
aufgetragen. Diese wurde tendenziell immer negativer.
Grafik: © Quelle DWD
Zeitspannenvergleich phänologischer Jahreszeiten 2018 mit langjährigem
Mittel
Abbildung 2 zeigt die Zeitspannen phänologischer Jahreszeiten im
Deutschlandmittel 2018 (innerer Kreis) im Vergleich zum langjährigen
Mittel (äußerer Kreis) zum Stand 20.12.2018. Die phänologische
Entwicklung war außergewöhnlich: Die Hasel blühte deutlich früher als
normal, wohingegen die Forsythienblüte nach einem kalten Februar und
März eine verspätete Entwicklung aufwies. Durch die nachfolgende
trocken-heiße Witterung waren Erntephasen wie die Fruchtreife des
Apfels stark verfrüht. Der Blattfall der Stiel-Eiche wiederum ließ zum
Jahresende auf sich warten.
Grafik: © Quelle DWD
© DWD 2018
*
Quelle:
Pressemitteilung vom 27.12.2018
Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes,
Zentrale: Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach
Telefon: 049 (0)69 / 80 62 - 0, Fax: 049 (0)69 / 80 62 - 4484
E-Mail: info@dwd.de
Internet: www.dwd.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Dezember 2018
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang