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MELDUNG/058: Kirpal Nandra - neuer Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE)


Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik - 10.06.2010

Kirpal Nandra wird neuer Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik


Die Riege der Direktoren am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) ist wieder vollzählig: Kirpal Nandra wird neuer Direktor und Leiter der Hochenergie-Gruppe. Seine langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Röntgenastronomie stellt eine ideale Ergänzung der beiden anderen astrophysikalischen Gruppen am Institut dar, die unter anderem Sternentstehung, Galaxien und die großräumige Struktur im Universum mit Methoden der optischen, Infrarot- und Sub-Millimeterastronomie erforschen.

Der Brite Kirpal Nandra war zuletzt am Imperial College in London als Professor in der Astrophysik-Gruppe tätig. Sein Forschungsprogramm in der Röntgenastronomie ist international hoch angesehen und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Untersuchung von Schwarzen Löchern in aktiven Galaxien und deren Entwicklung. Durch ihre enorme Schwerkraft ziehen die sehr massereichen Schwarzen Löcher große Mengen Materie aus ihrer Umgebung an. Die dabei frei werdende Energie lässt die innerste Region der Galaxie in vielen verschiedenen Wellenlängen erstrahlen, vor allem aber im Energie-reichen Röntgenlicht, und macht diese aktiven Galaxienkerne (AGN vom englischen "Active Galactic Nuclei") zu den hellsten Objekten im All.

"Schwarze Löcher sind die extremsten Objekte, die wir kennen, und es ist erstaunlich, wie viel wir inzwischen über sie wissen", sagt Nandra. "Alle großen Galaxien in unserer kosmischen Nachbarschaft haben wohl so ein Schwarzes Loch in ihrem Zentrum, auch unsere Milchstrasse, was von meinen neuen Kollegen am MPE bewiesen wurde. Mit meiner Forschung versuche ich herauszufinden, wie, wann und warum diese Schwarzen Löcher im Laufe der gesamten Geschichte des Universums wachsen. Dafür nutze ich oft Röntgenbeobachtungen; wenn wir aber Schwarze Löcher und ihre Auswirkung auf die Umgebung verstehen wollen, brauchen wir Informationen aus allen Wellenlängenbereichen."

Darüber hinaus interessiert sich Nandra für Beobachtungen der Materie nahe dem so genannten "Ereignishorizont" von Schwarzen Löchern, einem Gebiet aus dem es kein Entrinnen gibt. Er war und ist deshalb an vielen Beobachtungsprogrammen beteiligt, die größtenteils Röntgendaten liefern, wie beispielsweise die Röntgenteleskope Chandra und XMM-Newton, an denen auch das MPE mit wichtigen Instrumenten beteiligt ist. Fokus seiner künftigen Arbeit am Institut wird die Fertigstellung, Inbetriebnahme und wissenschaftliche Forschung mit dem Weltraum-Röntgenteleskop eROSITA sein, das die erste Durchmusterung des Himmels im mittleren Röntgenbereich mit noch nie da gewesener spektraler und räumlicher Auflösung durchführen wird. Nandra ist außerdem führend am nächsten großen Schritt, dem internationalen Röntgenobservatorium IXO, beteiligt, das in etwa 10 Jahren mit noch höherer Auflösung und Empfindlichkeit Schwarze Löcher und die Entwicklung von Galaxien und anderen Strukturen im Universum untersuchen soll.

"Wir freuen uns sehr, dass Kirpal Nandra das Angebot angenommen hat, als neuer Direktor ans MPE zu kommen, er ist ein Wunschkandidat für uns", sagt Reinhard Genzel, geschäftsführender MPE-Direktor. "Mit seiner Erfahrung in der Röntgenastronomie kann er die Hochenergie-Gruppe nahtlos weiterführen. Außerdem ist er bereits an vielen bestehenden und zukünftigen Projekten beteiligt, in die auch unser Institut stark involviert ist."

Nandra wird ab 1. Juni 2010 zunächst teilweise am Institut tätig sein, bevor er am 1. August offiziell als neuer Direktor am MPE ernannt wird und die Leitung der Hochenergie-Gruppe übernimmt. Er tritt damit die Nachfolge von Günther Hasinger an, der im Herbst 2008 ans Max-Planck-Institut für Plasmaphysik wechselte.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 10.06.2010
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik
Giessenbachstraße 1, 85748 Garching
Telefon: +49 89 30000-0, Fax: +49 89 30000-3569
E-Mail: mpe@mpe.mpg.de
Internet: www.mpe.mpg.de

eröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2010