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ENERGIE/680: HYCAR 1 - erstes Wasserstoff-Fahrzeug für Österreichs Straßen (idw)


Technische Universität Graz - 04.11.2009

Das "HYCAR 1" ist da: Wissenschafter entwickeln erstes Wasserstoff-Fahrzeug für Österreichs Straßen


Ein wesentlicher Schritt in Richtung umweltfreundliche und nachhaltige Antriebskonzepte für das Auto der Zukunft ist Wissenschaftern an der TU Graz gelungen: In einem gemeinsamen Projekt der Forschungsgesellschaft für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik und des Hydrogen Center Austria entwickelten sie mit dem "HYCAR 1" das österreichweit erste wasserstoffbetriebene Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, das nun auch für den Verkehr zugelassen ist.

Absolut innovativ mit allen Stärken und minimierten Schwächen konventioneller Technologie: Das "HYCAR 1" schlägt den Spagat mühelos. "Wir sind stolz, dass es an der TU Graz gelungen ist, das erste wasserstoffbetriebene Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in Österreich zu realisieren. Die Kombination des bewährten Konzepts des Verbrennungskraftmotors mit neuen Technologien wirkt als Erfolgsrezept für umweltverträgliche und nachhaltige Lösungen", freut sich TU-Rektor Hans Sünkel. Wissenschafter des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik an der TU Graz haben einen 4-Zylinder Ottomotor für den Betrieb sowohl mit Wasserstoff als auch mit Erdgas umgerüstet. Das Ergebnis ist ein umweltfreundliches Auto, das im Benzin- oder Erdgasbetrieb maximale und im reinen Wasserstoffbetrieb immer noch rund 60 Prozent Leistung bringt. Dafür läuft der Motor mit günstigem Wirkungsgrad, umweltfreundlich und emissionsarm. Um all das zu erreichen, musste die elektronische Motorsteuerung des herkömmlichen Ottomotors angepasst und mit zusätzlichen Injektoren sowie einem Saugrohr aus Aluminium ausgerüstet werden.


Saubere Weste in Sachen Umweltverträglichkeit

Rund 150 Kilometer legt das "HYCAR 1" im reinen Wasserstoffbetrieb zurück. Über weite Strecken bleibt das "HYCAR 1" also frei von kohlenstoffbasierten Emissionen wie Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Kohlenwasserstoffen, der Ausstoß von Stickoxiden ist äußerst gering. "Wir sehen den multivalenten Antrieb als Brückentechnologie für den Übergang zu CO2-freien Wasserstoffanwendungen.", so Helmut Eichlseder, Vorstand des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik.

Das HyCentA, die einzige österreichischen Wasserstofftankstelle, liefert den sauberen Treibstoff zum umweltfreundlichen Fahrzeug. Die Wasserstofferzeugung erfolgt dort regenerativ durch Elektrolyse von Wasser mit Strom aus Wasserkraft. Für Wasserstoff-Durststrecken gibt sich das "HYCAR 1" auch mit Benzin zufrieden.


Sicherheit im Focus

Basierend auf langjähriger Erfahrung mit alternativen Kraftstoffen haben die Forscher für das HYCAR ein elektronisches Gassicherheitssystem entwickelt, das während der Fahrt alle wesentlichen Betriebsparameter des Gasbetriebes überwacht und am Touchscreen anzeigt. Die wichtigste technische Adaption in der Grundausrüstung des Fahrzeuges war der Tausch der originalen Druckgaszylinder. Die neuen Drucktanks verkraften bis zu 350 bar und machen das Auto damit tauglich für Wasserstoff, Erdgas und Gemische aus beiden Treibstoffen. "Das Fahrzeug entspricht den europäischen Regelungen für die Genehmigung von Wasserstofffahrzeugen, wurde vom TÜV Austria begutachtet und erhielt einen Einzelgenehmigungsbescheid für die Zulassung zum allgemeinen Straßenverkehr", erklärt Manfred Klell, Geschäftsführer der HyCentA Research GmbH.


Technische Daten zum HYCAR 1

Motor: 4 Zylinder Ottomotor mit Kompressoraufladung
Hubraum: 1796 cm3
Nennleistung Wasserstoff / Benzin:
69 kW bei 5000 min-1 / 120 kW bei 6000 min-1)
Max. Drehmoment Wasserstoff / Benzin:
150 Nm bei 3200 min-1 / 240 Nm bei 3900 min-1
CO2-Emissionen Wasserstoff / Benzin: 0 g/km / 215 g/km
Gesamtgewicht: 1770 kg


Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik

Das Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der TU Graz hat es sich zum Ziel gesetzt, im vernetzten System Energie, Motor, Verkehr und Umwelt innovative und international anerkannte Lehre und Forschung zu betreiben und insbesondere zur Lösung umweltrelevanter Fragestellungen beizutragen. Der Arbeitsbereich "Innovative Combustion Systems" erforscht neue motorische Brennverfahren nicht nur für konventionelle Kraftstoffe, sondern vermehrt auch für alternative Brennstoffe (z.B. Erdgas) und Energieträger (z.B. Wasserstoff), die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Allgemein konzentrieren sich diese Forschungstätigkeiten auf alle relevanten Ziele im Motorenbau, wie maximale Effizienz und Leistungsdichte sowie geringst mögliche Emissionswerte.

Nähere Informationen:
http://vkm-thd.tugraz.at/


HYCentA (Hydrogen Center Austria)

Das HyCentA fördert die Nutzung von Wasserstoff als regenerativem Energieträger. Mit einem Wasserstoffprüfzentrum und der ersten österreichischen Wasserstoffabgabestelle fungiert das HyCentA als Kristallisationspunkt und Informationsplattform für wasserstoffbezogene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.

Nähere Informationen:
http://www.hycenta.tugraz.at/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution475


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Graz, Mag. Alice Senarclens de Grancy, 04.11.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2009