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MELDUNG/075: Mexiko - Jedem seine Drohne, unbemannte Flugkörper für zivilen Einsatz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. April 2013

Mexiko: Jedem seine Drohne - Unbemannte Flugkörper für zivilen Einsatz

von Emilio Godoy


Bild: © privat

Jordi Muñoz begann im Jahr 2007 mit dem Bau von Drohnen
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Mexiko-Stadt, 15. April (IPS) - Mexikanische Wissenschaftler haben Drohnen zum zivilen Gebrauch entwickelt. Die unbenannten Flugkörper werden unter anderem zu Forschungszwecken eingesetzt.

Drohnen sind Flugkörper, die aus der Ferne gesteuert werden können. Sie sind vor allem deshalb in die Schlagzeilen geraten, weil die USA sie in ihrem Anti-Terror-Kampf als Tötungsmaschinen einsetzen. Dabei sind in Afghanistan, Pakistan, Somalia und im Jemen auch etliche Zivilpersonen ums Leben gekommen.

Drohnen, die in mehr als 40 Ländern fabriziert werden, dienen aber ganz unterschiedlichen Zwecken. Man kann mit ihrer Hilfe Landkarten erstellen, den Meeresboden untersuchen, die Temperatur messen sowie den Grad der Luftverschmutzung. Sie können Klimaphänomene aufzeichnen und sensible archäologische Ausgrabungsstätten überwachen. Im März entsandte beispielsweise die US-Raumfahrtorganisation NASA Drohnen zum Vulkan Turrialba in Costa Rica, um dessen chemische Zusammensetzung zu untersuchen.

"Die Technologie wird immer ausgefeilter. Und gleichzeitig erkennt auch die Bevölkerung, dass Drohnen nicht nur militärische Kampfmaschinen sein müssen, sondern auch für zivile Zwecke einsetzbar sind", sagt Jordi Muñoz, Gründer der Firma '3D Robotics', das erste mexikanische Unternehmen, das Drohnen baut.


Drohne nach DIY-Prinzip

Seine erste Drohne baute Muñoz für 500 US-Dollar, die ihm der US-amerikanische Physiker Chris Anderson gab. "Er hatte einfach Vertrauen in mich. Und für mich sind das die besten 500 Dollar, die ich in meinem ganzen Leben investiert habe", sagt Muñoz. Der Maschinenbaustudent steht kurz vor seinem Abschluss an der staatlichen Universität von Kalifornien. Er konstruierte einen Autopiloten und hielt sich dabei an die Baupläne, die er auf dem Forum 'DIY Drones' fand.

DIY Drones (etwa: Drohnen selbst bauen) hatte Anderson im Jahr 2007 gegründet. Anderson war bis Januar 2013 Chefredakteur der US-Zeitschrift Wired. "Ich begann, Videos hochzuladen, Codes zu schreiben und dokumentierte alles, was ich tat", erzählt Muñoz. Damit zog er die Aufmerksamkeit von Anderson auf sich, der ihm daraufhin Geld zur Verfügung stellte. Heute ist Anderson Muñoz' Partner bei 2D Robotics.

Die Firma verkauft ihre Flugkörper nicht zu militärischen Zwecken. Die Modellzeichnungen werden in San Diego, im Südosten der USA, angefertigt. Zusammengebaut werden sie dann in Tijuana, im Norden Mexikos. Pro Tag erhält die Firma 100 bis 150 Anfragen aus den USA, aus Brasilien, Großbritannien, Australien, Deutschland, Israel und Japan.

Zurzeit arbeiten 60 Personen für 3D Robotics, bis Ende des Jahres sollen es 100 werden. Seit der Gründung im Jahr 2009 hat die Firma Produkte im Wert von zehn Millionen Dollar verkauft und fünf Millionen Dollar Zuschüsse von drei US-Fonds erhalten.

"2013 wollen wir uns weiter professionalisieren. Es hat bereits große Fortschritte in der Vereinfachung gegeben. Unser Ziel ist es, eine leicht handhabbare Drohne zu bauen. Aber zunächst brauchen wir entsprechende Ingenieure, die das entwickeln können." Im Jahr 2012 wurde Muñoz von der US-Zeitschrift 'Technology Review' zu einem der zehn besten mexikanischen Erfinder unter 35 Jahren gewählt.


Mexiko hat keine Regeln für Einsatz von Drohnen definiert

In Mexiko gibt es keine Regeln für den Einsatz von Drohnen. Die Regierung setzt unbemannte Flugkörper ein, um den Drogenhandel zu bekämpfen. Einige Firmen nutzen sie, um ihre Bauten zu überwachen und Universitäten für wissenschaftliche Forschungen.

Auch im Forschungszentrum des Nationalen Polytechnischen Instituts sind drei Wissenschaftler mit der Entwicklung von Drohnen beschäftigt. Diese sollen zu Überwachungszwecken und für Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt und für den Markt produziert werden. "Wir haben spät angefangen und dadurch Zeit verloren. Hätten wir schon vor fünf Jahren begonnen, dann wären wir jetzt genauso weit wie andere Länder", sagt Hugo Rodríguez, Mechatroniker am Polytechnischen Institut. "Aber wir sind weit davon entfernt, einen Prototyp zu entwickeln, den wir auch verkaufen können."

In den USA ist der kommerzielle Handel mit Drohnen derzeit verboten. Die Regierung plant jedoch, ab 2015 Drohnen auch im US-Luftraum einzusetzen. US-Behörden schätzen, dass bis 2020 insgesamt rund 30.000 unbemannte Flugkörper herumschwirren werden. (Ende/IPS/jt/2013)


Links:

http://www.3drobotics.com/
http://www.diydrones.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102655

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IPS-Tagesdienst vom 15. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2013