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RAUMFAHRT/820: Europäische Experten verfolgen Satellitenwiedereintritt (ESA)


ESA - Europäische Weltraumorganisation - 27. September 2011

UARS: Europäische Experten verfolgen Satellitenwiedereintritt


Die ESA überwachte am 24. September den Wiedereintritt des Forschungssatelliten UARS. Ihr Büro für Weltraumrückstände erstellte gemeinsam mit der NASA und internationalen Partnern eine koordinierte Vorhersage und Risikobewertung.

Der nicht mehr aktive "Upper Atmosphere Research Satellite" (UARS) der NASA trat am 24. September 2011 zwischen 5:23 und 7:09 CEST in die Erdatmosphäre ein. Daten weisen daraufhin, dass der 5,6 Tonnen schwere Satellit wahrscheinlich auseinanderbrach und in den Pazifik stürzte. Personen- oder Sachschäden wurden bisher nicht gemeldet.

Seit Beginn des Weltraumzeitalters hat es keine bestätigte Meldung über einen Personenschaden im Zusammenhang mit dem Wiedereintritt eines Weltraumgegenstands gegeben.

"Durch den Luftwiderstand der Atmosphäre reduzierte sich die Geschwindigkeit des Satelliten von 27.000 km/h soweit, dass die verbliebenen Trümmerteile wahrscheinlich mit einer Geschwindigkeit von nur noch 200 km/h auf die Oberfläche trafen", so Prof. Heiner Klinkrad, Leiter des Büros für Weltraumrückstände bei der ESA.


ESA übernimmt zentrale Rolle bei internationaler Tracking-Übung

Der Wiedereintritt wurde von ESA-Experten überwacht, die mit internationalen Partnern im "Inter-Agency Debris Coordination Committee" (IADC) Fachgremium zusammenarbeiten.

ESA versorgte zudem europäische Zivilschutzbehörden regelmäßig mit aktuellen Informationen.

IADC ist ein interorganisationales Forum für die weltweite Koordinierung von Aktivitäten im Zusammenhang mit natürlichen und künstlich geschaffenen Trümmern im Weltall. Zu den Mitgliedern gehören ESA, NASA, nationale europäische Behörden und die Weltraumbehörden der Staaten Russland, China, Kanada, Japan, Ukraine und Indien.

In den letzten Jahren haben die IADC-Mitglieder zur Unterstützung bei der Risikobewertung gefährlicher Wiedereintritte eigens ein Datenkommunikationsnetz entwickelt, das den Austausch von Tracking-Daten und die Präzisierung der Wiedereintrittsvorhersagen im Falle eines erwarteten Wiedereintritts ermöglicht.


Zentraler IADC-Datenserver in Darmstadt

Der Server des Netzwerks steht in Darmstadt beim ESOC, dem Satellitenkontrollzentrum der ESA, wo er vom Büro für Weltraumrückstände administriert wird.

"Der Wiedereintritt der vergangenen Woche erfüllte nicht die von der IADC festgelegten Kriterien eines Risiko-Objekts. Da das Netzwerk jedoch jährlich in einer Übung überprüft wird, wurde der UARS-Wiedereintritt, auf Initiative der NASA, von der IADC als ein Ziel für die Übung 2011 ausgewählt", sagte Prof. Klinkrad.

"Als UARS entwickelt, gebaut und gestartet wurde, gab es bei der NASA noch keine Kriterien zur Einschätzung des Risikos von Personenschäden beim Wiedereintritt. Heute sind ESA und viele andere IADC-Mitglieder bemüht, das Risiko eines Personenschadens beim Wiedereintritt auf unter 1:10.000 zu begrenzen. Dies zeigt sich auch in dem langjähigen Interesse der ESA und anderer Raumfahrtnationen an der Verminderung und Erfassung von Weltraummüll." Die beim UARS-Wiedereintritt gesammelten Ergebnisse werden von den IADC-Mitgliedern genutzt, um Wiedereintrittsmodelle und die Präzision der Vorhersagen zu verbessern.

Seit mehr als 20 Jahren arbeitet das Büro für Weltraumrückstände eng mit internationalen Partnern zusammen, um das Wissen über Rückstände in Umlaufbahnen zu verbessern, Maßnahmen zur Reduzierung von Rückständen zu erarbeiten und Forschungsergebnisse auszutauschen.


Zukünftige Entwicklungen der europäischen Beobachtungskapazitäten

2009 führte die ESA ein "Vorbereitungsprogramm zur Erfassung der Weltraumlage" (Space Situational Awareness Preparatory Programme - SSA-PP) ein. Damit soll Europa eigene Kapazitäten erhalten, um die Risiken für Menschen und Sachwerte durch künstliche Weltraumobjekte, Wiedereintritte, Kollisionen auf Umlaufbahnen, potentielle Einschläge von erdnahen Objekten und die Auswirkungen von Weltraumwetter zu erfassen, vorherzusagen und zu bewerten.

"Ziel des SSA-Programms ist letztendlich die Einführung eines Systems, mit dem Europa genaue Verlaufs- und Wiedereintrittsvorhersagen für derartige Ereignisse erhält. Längere Vorwarnzeiten und genauere Vorhersagen werden zivile Behörden in die Lage versetzen, in angemessener Form auf solche Ereignisse zu reagieren und Menschen und Sachwerte auf der Erde zu schützen." sagt Nicolas Bobrinsky, Leiter des SSA-Programms.


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Quelle:
ESA-Pressemitteilung vom 27. September 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2011