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AGRAR/232: Putenmast - Bundesregierung dreht Däumchen, die Geflügelindustrie freut's


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 25. November 2014

Putenmast: Bundesregierung dreht Däumchen - die Geflügelindustrie freut's



Zur heute veröffentlichten Antibiotika-Evaluierung von Putenmastbetrieben in Nordrhein-Westfalen erklärt Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik:

Die Zustände bei der Putenmast sind bundesweit erschütternd. Die aktuelle Evaluierung für Nordrhein-Westfalen listet Zustände auf, die weder für Tier- noch für Verbraucherschützer akzeptabel sein dürfen. Auch Puten müssen endlich in die nationale Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung aufgenommen werden. Unter den aktuell herrschenden Bedingungen taugt die widernatürliche Haltung in den meisten Putenmastställen als Trainingslager für antibiotikaresistente Keime. Die Bundesregierung muss das Zeitschinden unter dem Deckmantel von "verpflichtender Freiwilligkeit" beenden und Haltungsbedingungen verankern, die ein Mindestmaß an Tierschutz und vor allem Schutz vor Antibiotikaresistenzen bieten.

Auch für die Putenmast gilt: Die massenhafte Produktion von Billig-Fleisch funktioniert nicht ohne das Schmiermittel Antibiotika. 93 Prozent aller Durchgänge wurden antibiotisch behandelt und zwar durchschnittlich an bis zu 20 von 100 Masttagen. Und unter den vier meistverwendeten Antibiotika tauchen zwei Reserveantibiotika auf. Diese Antibiotika-Klasse ist für Notfälle in Krankenhäusern aber unentbehrlich. Reserveantibiotika sollten in der Veterinärmedizin nur im Notfall eingesetzt werden, da sonst die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich resistente Bakterien ausbilden, gegen die kein Antibiotikum mehr etwas ausrichten kann. Das hat die Bundestagsfraktion in einem Antrag gefordert.

Die laschen freiwilligen Vereinbarungen der Geflügelindustrie werden nicht eingehalten, obwohl sie eine drangvolle Tierdichte von über drei schlachtreifen Putenhähnen pro Quadratmeter zulassen. Selbst diese weichgespülten Richtwerte wurden bei jedem fünften Durchgang überschritten. Hier zeigt die Putenindustrie der Bundesregierung auf, welchen Wert freiwillige Selbstverpflichtungen haben: nämlich gar keinen.


Hintergrund:

Die NRW Evaluierung zum Einsatz von Antibiotika in der Putenmast finden sie hier:
https://www.umwelt.nrw.de/verbraucherschutz/pdf/lanuv_fachbericht_58.pdf
Unseren Antrag zum verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika in der Veterinärmedizin finden hier:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/031/1803152.pdf

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. November 2014
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2014