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AUSSEN/1409: Zweiter Jahrestag des Erdbebens in Haiti - Solidarität braucht einen längeren Atem


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 11. Januar 2012

Solidarität braucht einen längeren Atem


Anlässlich des zweiten Jahrestages des Erdbebens in Haiti und der versiegenden internationalen Hilfe erklärt Thilo HoppeMdB:

Die internationale Hilfe für Haiti hat zu schnell nachgelassen. Von den 1,6 Millionen Menschen, die im Januar 2010 obdachlos wurden, leben noch immer rund 500.000 Menschen unter unzumutbaren Bedingungen in Flüchtlingscamps. Da vielen Hilfsorganisationen das Geld ausgegangen ist, konnte in zahlreichen Lagern noch nicht einmal die Trinkwasserversorgung und der Abtransport der Fäkalien aus den Latrinen aufrecht erhalten werden. Erst vor wenigen Monaten war es deshalb zur raschen Ausbreitung der Cholera gekommen, der inzwischen über 6500 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Die internationale Gemeinschaft darf diese Menschen nicht vergessen. Dass die finanziellen Zusagen nicht eingehalten werden, ist angesichts der anfangs weltweit demonstrierten Hilfsbereitschaft zynisch. Nach jüngsten Berechnungen der Vereinten Nationen sind 2011 nur 59 Prozent der zugesagten Gelder tatsächlich gezahlt worden.

Auch die Bundesregierung hat sich bisher nicht mit Ruhm bekleckert und nur relativ geringe Finanzmittel zur Bewältigung der humanitären Krise und zum Wiederaufbau des Landes bereitgestellt. Während wir allein für 2011 100 Millionen Euro in einem Sondertitel für Haiti gefordert haben, haben Niebel und Co. bisher lediglich 52,7 Millionen für die beiden Jahre 2010 und 2011 gegeben. Besonders in der ländlichen Entwicklung und in der Förderung der beruflichen Bildung könnte und sollte Deutschland in Haiti eine größere Rolle spielen.

Aber auch die haitianische Regierung ist gefordert, größere Eigenanstrengungen an den Tag zu legen. Angesichts der bedrückenden Not sollten Regierung und Opposition stärker kooperieren. Es gibt zwar beachtenswerte Erfolge im Wiederaufbau der vom Erdbeben fast völlig zerstörten Hauptstadt. Es entsteht allerdings der Eindruck, dass die Ärmsten der Armen vernachlässigt wurden. Auch Konzepte für eine selbsttragende nachhaltige Entwicklung sind bisher kaum erkennbar.

Thilo Hoppe, stellvertretender Vorsitzender des Entwicklungsausschusses des Deutschen Bundestages, nahm im Dezember 2011 an einer Delegationsreise des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nach Haiti teil.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN


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Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Januar 2012, Nr. 0010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Januar 2012