Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 27. August 2018
Völkermord an Herero und Nama - es ist Zeit für eine Entschuldigung
Anlässlich der Übergabezeremonie von Gebeinen der Herero und Nama an eine namibische Delegation und der Mahnwache des bundesweiten NGO-Bündnisses "Völkermord verjährt nicht!" am 29.08.2018 erklären Ottmar von Holtz, Obmann im Entwicklungsausschuss und selbst gebürtiger Namibier und Dr. Kirsten Kappert-Gonther, stv. Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien:
Dr. Kirsten Kappert-Gonther, stv. Mitglied im Ausschuss für Kultur und
Medien:
"Die weitere Rückgabe von Schädeln und Gebeinen an Namibia und die
Nachfahren der Opfer der deutschen Kolonialherrschaft ist ein überfälliger
Schritt.
Dennoch bleibt der Skandal bestehen, dass immer noch nicht bekannt ist, wie
viele sterbliche Überreste von Menschen aus der Zeit der Kolonialverbrechen
sich überhaupt in deutschen Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen
befinden. Auch wird in deutschen Ausstellungen weiterhin Beutekunst
gezeigt, ohne dass diese transparent in einen kritischen Kontext
eingeordnet wird. Es braucht dringend mehr Mittel für Provenienzforschung,
um Klarheit über die Herkunft der Objekte zu schaffen.
Die deutschen Kolonialverbrechen gehören zu den am meisten verdrängten
Kapiteln der deutschen Geschichte. Bis heute gibt es keine zentrale
Gedenkstätte, die an den Völkermord der Nama und Herero durch deutsche
Kolonialtruppen erinnert. Dabei könnte eine Dokumentationsstätte zur
deutschen Kolonialgeschichte das Thema Kolonialismus angemessen aufarbeiten
und darstellen. Tradierte Vorstellungen von behaupteter Ungleichwertigkeit
müssen durch gezielte Aufarbeitung - nicht zuletzt im Schulunterricht -
überwunden werden. Wer seine Vergangenheit verdrängt, trifft falsche
Entscheidungen für Gegenwart und Zukunft. Die Bundesregierung muss endlich
eine zeitgemäße postkoloniale Erinnerungskultur auf Augenhöhe mit den
Nachfahren der Kolonisierten entwickeln."
Ottmar von Holtz, Obmann im Entwicklungsausschuss:
"Die Gespräche der Bundesregierung mit Namibia über die Aufarbeitung der
deutschen Kolonialverbrechen gehen mittlerweile ins fünfte Jahr. Ein
solcher Schwebezustand ohne Ergebnis würde auf Dauer nicht nur die
Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia belasten, sondern auch in
Namibia zu innenpolitischen Spannungen führen. Ich appelliere daher
eindringlich an alle Beteiligten sich aufeinander zuzubewegen, damit es
endlich zu einer Lösung kommt. Deutschland sollte seinerseits zu seiner
Verantwortung stehen, diese Verbrechen klar als Völkermord benennen und die
Verbrechen aus der Kolonialzeit aufarbeiten. Es ist an der Zeit, dass sich
die Bundesrepublik für den Genozid an den Herero und Nama entschuldigt."
Dr. Kirsten Kappert-Gonther und Ottmar von Holtz werden sowohl an der Mahnwache des Bündnisses "Völkermord verjährt nicht" teilnehmen als auch der Übergabezeremonie im Französischen Dom beiwohnen.
*
Quelle:
Pressemitteilung vom 27. August 2018
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Pressestelle
Telefon: 030/227-567 89, Fax: 030/227-567 52
E-Mail: presse@gruene-bundestag.de
Internet: www.gruene-bundestag.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 28. August 2018
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang