Schattenblick → INFOPOOL → PARLAMENT → SPD


SOZIALES/2492: Weibliche Genitalverstümmelung noch immer weit verbreitet - auch in Europa



Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 5. Februar 2016

Arbeitsgruppen: Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Menschenrechte und humanitäre Hilfe

Weibliche Genitalverstümmelung noch immer weit verbreitet - auch in Europa

Michaela Engelmeier, zuständige Berichterstatterin der Arbeitsgruppe Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung;
Gabriela Heinrich, zuständige Berichterstatterin der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe:

Der "Internationale Tag gegen die weibliche Genitalverstümmelung" erinnert uns jedes Jahr am 6. Februar an das Leid von weltweit über 150 Millionen weiblichen Opfern einer brutalen und sinnlosen Tradition. Leider gibt es auch in Deutschland jährlich mehr Opfer.

"Die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich kompromisslos für die Beendigung der Genitalverstümmelung ein und fordert Null Toleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung. Wir unterstützen gemeinsam mit der Bundesregierung Initiativen zur Überwindung weiblicher Genitalverstümmelung auf nationaler und internationaler Ebene.

Exzisionen und Infibulationen ohne medizinische Gründe stellen eine Menschenrechtsverletzung dar, die durch kulturelle oder religiöse Traditionen nicht entschuldigt werden kann. Aktuellen Angaben zufolge sind weltweit mehr als 150 Millionen Frauen und Mädchen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Jahr für Jahr werden offiziell etwa drei Millionen Mädchen Opfer dieser Praktik - das sind 8.000 Mädchen und Frauen täglich. Tatsächlich dürften es jedoch eher doppelt so viele sein.

Die meisten Mädchen sind zwischen 6 und 15 Jahre alt, wenn der erzwungene Eingriff unter katastrophalen medizinischen Bedingungen durchgeführt wird. Die WHO schätzt, dass bis zu 25 Prozent der Betroffenen an den unmittelbaren und langfristigen Folgen sterben. Die grausame Praxis ist jedoch weit mehr als ein gesundheitliches Problem; sie ist als Tradition oftmals tief in den betroffenen Gesellschaften verankert und Ausdruck einer generellen Ungleichbehandlung von Frauen und Mädchen. Gesetzesänderungen stoppen Genitalverstümmelung alleine oft nicht, da sie im privaten Bereich geschehen. Patriarchalische Denk- und Gesellschaftsstrukturen müssen verändert werden, denn Genitalverstümmelung ist der Versuch einer patriarchalen Kontrolle der weiblichen Sexualität.

Die grausame Praxis findet auch direkt vor unserer Haustür statt. Über 500.000 Mädchen und Frauen, die in den Ländern der EU leben - davon mehr als 50.000 in Deutschland - sind bereits Opfer einer Genitalverstümmelung geworden. Genitalverstümmelung ist in Deutschland ein eigener Straftatbestand, aber wir müssen mehr in die Prävention und die Opferhilfe investieren. Wir müssen zudem neue Wege beschreiten, indem wir auch mit religiösen Autoritäten zusammenarbeiten. Eine Fatwa in Mauretanien zum Beispiel hat die Genitalverstümmelung als unislamisch gebrandmarkt und verboten. Dieses Gutachten islamischer Rechtsgelehrter muss auch in Deutschland verbreitet werden."

Copyright 2015 SPD-Bundestagsfraktion

*

Quelle:
Pressemitteilung Nr. 71 vom 5. Februar 2016
SPD-Bundestagsfraktion, Pressestelle
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Telefon: 030/227-5 22 82, Fax: 030/227-5 68 69
E-Mail: presse@spdfraktion.de
Internet: www.spdfraktion.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang