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ASIEN/811: China verdoppelt seine Kredite für Afrika (UZ)


UZ - Unsere Zeit, Nr. 31 vom 3. August 2012
Sozialistische Wochenzeitung - Zeitung der DKP

China verdoppelt seine Kredite für Afrika
Peking wird der größte Geldgeber Afrikas vor IWF und Weltbank

von Georg Polikeit



Die Volksrepublik China wird in den kommenden zwei Jahren (2013 - 2015) ihren Kreditrahmen für afrikanische Staaten von bisher 10 auf 20 Milliarden Dollar (ca. 16 Mrd. Euro) erhöhen. Das gab der chinesische Staatspräsident Hu Jintao in der Eröffnungsrede auf der 5. Konferenz des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit am 19. Juli in Peking bekannt.

Die zweitägige Konferenz im Pekinger »Palast des Volkes« am Tien-An-Men Platz, die seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre abwechselnd in verschiedenen Staaten stattfindet, hat in westeuropäischen Medien nur wenig bis gar keine Beachtung gefunden, obwohl sie hochrangig besetzt war und sowohl unter weltwirtschaftlichen wie globalpolitischen Gesichtspunkten Veränderungen im internationalen Kräfteverhältnis deutlich machte. Immerhin hatten sechs afrikanische Staatspräsidenten, darunter Südafrikas Staatschef Zuma, zwei Premierminister und hunderte weitere hochrangige Vertreter afrikanischer Staaten den Weg nach Peking angetreten, um mit der chinesischen Regierung Pläne für die künftige chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit zu beraten. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon nahm daran teil. Er begrüßte in seiner Ansprache die chinesische Initiative als neuen Höhepunkt in den chinesisch-afrikanischen Beziehungen, der auch zur Entwicklung der Weltwirtschaft beitrage, und dies zu einem Zeitpunkt, da die Staaten, die traditionell als »Wachstumsmotoren« gelten, sich in einer Rezession befinden.

Laut der algerische Tageszeitung »Liberté« wird China mit den bereitgestellten Summen »der erste Geldgeber Afrikas, weit vor dem Club von London oder Paris sowie dem IWF und der Weltbank«. Der Handelsaustausch zwischen China und den afrikanischen Staaten hat sich in den letzten fünf von 55 Mrd. auf 166 Mrd. US-Dollar erweitert. Damit ist China auch zu einem der wichtigsten Handelspartner für den afrikanischen Kontinent geworden.

Die chinesischen Kredite sollen in erster Linie dem Ausbau der Infrastrukturen, der Wirtschaftsförderung sowie der weiteren Entwicklung des Bildungs- und Gesundheitswesens in den afrikanischen Staaten dienen. In chinesischen Medien wurde heftig dem westlichen Vorwurf widersprochen, daß damit eine Art neuer »chinesischer Kolonialismus« praktiziert werde, bei dem es lediglich um den Ausverkauf der afrikanischen Rohstoffe an China gehe. In Wirklichkeit seien nur 25 Prozent der Gesamtsumme für chinesische Investitionen zur Erschließung und Förderung von Öl und zum Abbau von Erzen und anderen Rohstoffen in Afrika vorgesehen. Der große Rest diene der Förderung von Entwicklungsprojekten, besonders dem Ausbau der einheimischen Landwirtschaft und Verarbeitungsindustrie. Außerdem ist in den kommenden zwei Jahren die Ausbildung von weiteren 30.000 afrikanischen Fachleuten geplant, nachdem China seit 2006 bereits 30.000 afrikanische Techniker ausgebildet hat. Beabsichtigt ist die Einrichtung von technischen und kommerziellen Ausbildungszentren in den afrikanischen Staaten selbst mit chinesische Lehrkräften, aber auch die Vergabe von 18.000 neuen Stipendien für afrikanische Studenten in China. Auch der Ausbau von transnationalen Infrastrukturen zwischen verschiedenen afrikanischen Staaten ist vorgesehen, womit der innerafrikanische Handel gefördert werden soll.

Aber nicht nur die ökonomische Kooperation stand auf dem Pekinger Forum zur Diskussion. Hu Jintao sprach in seiner Rede auch über neue Vorhaben zur Förderung der Freundschaft zwischen China und den Völkern Afrikas. So soll ein verstärkter Austausch zwischen gesellschaftlichen Organisationen und Vereinen, Frauen- und Jugendorganisationen sowie auf dem Gebiet der Presse organisiert werden. Außerdem erklärte China seine Bereitschaft, sich auch an Aktionen zur Förderung von Frieden und Stabilität auf dem afrikanischen Kontinent zu beteiligen, bis hin zur Finanzierung von Operationen zur Aufrechterhaltung des Friedens in afrikanischen Ländern im Zusammenwirken mit der Afrikanischen Union (AU). Auch für eine Aufwertung der Positionen Afrikas in den internationalen Organisationen will China sich einsetzen.

Laut jüngsten Angaben haben sich die chinesischen Direktinvestitionen in Afrika seit 2009 um 60 Prozent auf 14,7 Mrd. US-Dollar erhöht. Mehr als 2.000 chinesische Firmen in 50 afrikanischen Ländern sind beteiligt. Von chinesischen Firmen wurden bis August 2011 etwa 3.000 Kilometer Straßen und 2.000 km Eisenbahnlinien sowie 100 Schulzentren und 60 Krankenhäuser gebaut.

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Quelle:
Unsere Zeit (UZ) - Zeitung der DKP, 44. Jahrgang, Nr. 31 vom 3. August 2012, Seite 6
Herausgeber: Parteivorstand der DKP
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2012