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LATEINAMERIKA/1254: Ecuador - Korruptionsvorwürfe gegen Präsident, Journalisten kommen vor Gericht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. März 2011

Ecuador: Korruptionsvorwürfe gegen Präsidenten - Journalisten kommen vor Gericht

Von Gonazalo Ortiz


Quito, 29. März (IPS) - In Ecuador haben sich zwei Journalisten mit Korruptionsvorwürfen gegen Präsident Rafael Correa eine Verleumdungsklage vor einem Zivilgericht zugezogen. Sie fanden heraus, dass der Bruder des Staatschefs von staatlichen Aufträgen im Wert von 600 Millionen US-Dollar profitierte.

Juan Carlos Calderón und Cristian Zurita hatten 2009 für die Tageszeitung 'Expreso' eine Serie von Beiträgen recherchiert, die sie noch im gleichen Jahr zu einem Buch zusammenfassten. 'Der große Bruder' (El Gran Hermano) fand in Ecuador reißenden Absatz und liegt inzwischen in zweiter Auflage vor.

Der erste Beitrag wurde am 14. Juni 2009 veröffentlicht und befasste sich mit den öffentlichen Aufträgen, die sich der Correa-Bruder und Bauunternehmer Fabricio Correa beschafft hat. Die Verträge wurden über mehrere Firmen abgewickelt, die wiederum mit Unternehmen in Panama verbändelt sind, die sich im Besitz von Fabricio Correa befinden.


Verträge im Wert von 600 Millionen Dollar

Der Wert der Verträge wurde von den Journalisten zunächst mit 80 Millionen US-Dollar beziffert. Im Verlauf ihrer Recherchen korrigierten die beiden den Betrag auf 600 Millionen Dollar nach oben. Ein heftiger Streit zwischen den Correa-Brüdern besiegelte offenbar das Ende des Gemauschels, in das das Bauministerium und der staatliche Erdölriese Petroecuador verwickelt sind.

Wie Staatspräsident Rafael Correa am 28. März in einem Interview gegenüber dem Radiosender 'M Mundo' erklärte, wird er den Bruder aus Rücksicht auf seine Mutter nicht verklagen. Dieser hatte gegenüber den beiden Journalisten bestätigt, dass der Präsident über die Geschäfte mit dem Bauministerium und Petroecuador im Bilde gewesen war.

"Präsident Correa hat uns am 28. Februar nicht nur auf Schadenersatz in Höhe von zehn Millionen Dollar verklagt, sondern greift zu den Mitteln, die ihm als Staatschef zur Verfügung stehen, um die Richter gegen uns einzunehmen", kritisierte Calderón im IPS-Gespräch. "Es ist nicht Rafael Correa, der um seinen Ruf besorgt ist, sondern der Präsident der Republik, der den gesamten Staatsapparat gegen zwei Journalisten aufbietet, die ihre Arbeit ethisch einwandfrei zu Ende brachten."

Correa ist bereits mehrfach mit der Presse des Landes aneinander geraten. Am 5. März beschuldigte er die Medien des Landes, "manipulativ", "verlogen", "korrupt" und "Rufmörder mit Hang zum Putsch" zu sein. Calderón und Zurita titulierte er als "Winzlinge", "Clowns" und "Wirrköpfe". Der ecuadorianische Journalistenverband hat die Schmähungen Correas auf das Schärfste verurteilt. (Ende/IPS/kb/2011)


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2011