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NAHOST/464: Israel bombardiert Hauptquartiere der UNO in Gaza-Stadt (EI)


The Electronic Intifada, 15. Januar 2009 - Interview

Israel bombardiert Hauptquartiere der UNO in Gaza-Stadt

The Electronic Intifada befragt den Sprecher des UNO-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Sami Mushasha, nachdem das Hauptquartier heute von Israel bombardiert worden ist.


The Electronic Intifada: Können Sie das Ausmaß der Schäden beschreiben, die das UNWRA durch den Angriff auf sein Hauptquartier heute erlitten hat, und präzisieren, wo sich der Komplex befindet, der bombardiert wurde?

Sami Mushasha: Das UNRWA-Hauptquartier liegt im Viertel al-Rimal, im Zentrum von Gaza-Stadt. Der Standort sowie die Tatsache, daß dieser UN-Immunität genießt, sind den Israelis wohlbekannt. Der Schaden ist enorm. Auch wenn wir bis jetzt noch nicht das genaue Ausmaß kennen, steht fest, daß wir Lastkraftwagen, Autos und Vorräte für die Nahrungsmittelhilfe verloren haben.

Wir versuchen, die Feuer zu löschen und werden, so Gott es will, hoffentlich in der Lage sein, alles so bald wie möglich wiederherzustellen.

Ersten Berichten zufolge sind drei Menschen verwundet worden, aber wir wissen nicht, ob es sich um Flüchtlinge handelt [die dort Zuflucht gefunden hatten] oder um UNRWA-Mitarbeiter.

EI: Der heutige Angriff auf das UNRWA-Büro war der dritte innerhalb von zwei Wochen, bei dem eine UN-Institution attackiert wurde. Was ist Ihre Reaktion auf dieses Bombardement?

SM: Es war nicht das erste, zweite und auch nicht das dritte Mal. Tatsache ist, daß etwa sechs oder sieben Bombenangriffe auf UNWRA-Einrichtungen stattgefunden haben; und der letzte davon ist nun die Bombardierung des UNRWA-Hauptquartiers. Dies ist unser wichtigster Gebäudekomplex, in dem die zentralen Büros und Speicher angesiedelt sind.

Er wurde unter Beschuß genommen, während sich rund 750 Frauen, Kinder und Männer darin aufhielten - alles Zivilpersonen [die dort Zuflucht gesucht haben]. Es gibt keinen sicheren Ort, nicht für das UNRWA und nicht für jene, die seine Hilfe in Anspruch nehmen.

Man hatte uns zuvor Bewegungsfreiheit und sichere Korridore für Hilfslieferungen zugesagt, aber diese Garantien sind nicht eingehalten worden. Das ist ein sehr gefährliches Signal für alle, die die Hilfe des UNRWA suchen.

Zur Zeit versuchen wir, das [von den Bomben verursachte] Feuer zu löschen, aber es hat bereits einen Großteil der Nahrungsmittelvorräte zerstört, die wir nach Gaza hineinbringen konnten.

Wir waren gerade noch in der Lage, das Feuer in der Nähe der Tanks zu löschen, in denen wir Treibstoff lagern, und zu verhindern, daß diese explodieren. Das alles beeinträchtigt unsere Möglichkeiten, Zivilisten zu schützen, auf's schwerste.

Und dies unterstreicht die Dringlichkeit des UN-Aufrufs zu einer sofortigen Waffenruhe, damit wir Hilfe in ein Gebiet bringen können, das gelinde gesagt, eine Katastrophe durchmacht.

EI: Es gab Überlegungen, die Arbeit des UNRWA in Gaza vorübergehend einzustellen. Stimmt das?

SM: Wir haben die Hilfe nicht eingestellt, aber die meisten Lastwagen befinden sich in dem UNRWA-Komplex, der bombardiert wurde, und wir waren nicht in der Lage, mit ihnen nach Karem Abu Salem [Kerem Shalom-Übergang nach Israel] zu fahren, um Hilfsgüter aufzunehmen und zu verteilen.

So ist uns die Aussetzung unserer Hilfsleistungen im Endeffekt aufgezwungen worden, aber wir wollen sie wieder aufnehmen, sobald wir dazu in der Lage sind.


Dieser Augenzeugenbericht wurde vom Korrespondenten der Zeitschrift The Electronic Intifada in Gaza, Rami Almeghari, mit technischer Hilfe von IMEMC.org verfaßt.


Übersetzung aus dem Englischen:
Redaktion Schattenblick

Englischer Originaltext:
http://electronicintifada.net/v2/article10192.shtml


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Quelle:
The Electronic Intifada, 15. Januar 2009
MECCS/EI Project
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Chicago, IL 60615, USA
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Januar 2009