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USA/319: Migration - Hightech-Zaunprojekt an US-mexikanischer Grenze eingestellt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Januar 2011

Migration: Hightech-Zaunprojekt an US-mexikanischer Grenze eingestellt

Von Pratap Chatterjee


Washington, 21. Januar (IPS) - Vier Jahre ist es her, dass Boeing den Zuschlag für den Bau eines 'virtuellen' Zauns an der Grenze zwischen Arizona und Mexiko erhielt. Nun hat das US-Heimatschutzministerium (DHS) das Hightech-Projekt eingestellt.

Das Megaprojekt mit dem Namen 'Secure Border Initiative Network' (SBInet) ist ein Relikt aus der Amtszeit von Ex-Präsident George W. Bush und kostete den US-amerikanischen Steuerzahler eine Milliarde US-Dollar. Es sollte dem Zustrom mexikanischer Zuwanderer ohne Papiere trotzen. Schätzungen zufolge gelingt es jedes Jahr 400.000 bis einer Million Mexikanern, sich illegal in die USA durchzuschlagen.

In den leichter zugänglichen Gebieten in der Nähe von Städten wie Nogales und Tijuana sind bereits sind bereits Sperranlagen vorhanden, die jedoch von den unerwünschten Migranten immer wieder erfolgreich überwunden werden. SBInet war als ausbaufähige Hightech-Lösung gedacht, um die Grenze in der Arizona-Wüste abzuriegeln. Insgesamt sind USA und Mexiko durch eine 3.200 Kilometer lange Grenze getrennt.

Im September 2006 setzte sich Boeing gegenüber vier anderen Anbietern durch und ergatterte den SBInet-Vertrag. In den darauf folgenden Jahren wurden 400 unbewachte Bodensonden ausgelegt sowie 15 Sonden- und 13 Kommunikationstürme längs eines 85 Kilometer langen Grenzstreifens nahe der Städte Ajo und Tucson errichtet.


Fehlkalkulationen und Pannen

Doch Beoing konnte seinen Kosten- und Zeitplan nicht einhalten, was dem Unternehmen massive Kritik einbrachte. So musste sich der Boeing-Vizepräsident und SBInet-Programmdirektor Jerry McElwee auf einer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus im Februar 2007 den Vorwurf anhören, den US-Steuerzahler und das DHS offenbar verladen zu wollen. Vorangegangen waren Schätzungen, wonach der elektronische Zaun nicht wie bisher angenommen 2,5 Milliarden sondern acht Milliarden Dollar kosten würde. Im Februar 2008 stellte dann der US-amerikanischen Rechnungshof erhebliche technische Mängel fest.

Die Regierung von Barack Obama kündigte gleich zu Anfang seiner Amtszeit 2009 an, unnütze Großprojekte aus dem Verkehr zu ziehen. Für SBInet kam das Aus am 14. Januar. Nach Angaben der Heimatschutzministerin Janet Napolitano werden nun vorhandene und preiswertere Technologien wie Wärmebildkameras sowie mobile Überwachungs-, unbemannte Flugzeug- und Videoüberwachungssysteme eingesetzt, um den 517 Kilometer langen Restabschnitt zwischen Arizona und Mexiko zu sichern. Die Kosten veranschlagte das DHS mit weniger als 750 Millionen US-Dollar. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2011